Verschlafen öffnete ich die Augen und blinzelte gegen das grelle Licht des Morgens an. Nur verschwommene Umrisse vor mir, dies war meine erste Wahrnehmung an diesem Tag. Das nächste, was mich erreichte, war ein schrilles Geräusch, das die Ruhe brach und mich nicht weiter in Frieden träumen ließ. Allmählich verschärfte sich mein Blick und ich erkannte einen schwarzen, metallischen Wecker, der vor mir auf dem Tisch stand und lautstark schellte. Langsam regte ich mich, streckte die Hand nach dem Krach-Macher aus und ließ ihn verstummen. Ich seufzte leise und rieb mir die Augen, drehte mich auf den Rücken. Ich sah zur Decke hinauf und stockte augenblicklich. Moment, sagte ich innerlich zu mir selbst. Weshalb lag ich nicht in meinem Bett, sondern auf dem Sofa im Wohnzimmer? Irritiert schielte ich zu dem schwarzen Metall auf dem Tisch. Und wieso stand mein Wecker hier? Hatte ich den dort hin gestellt? Da richtete ich mich auf und ein intensiver Duft stieg mir in die Nase. Müde und noch ganz verträumt, stand ich auf und tapste schweren Schrittes in die Küche, dem köstlichen Geruch nach. Dort erschrak ich, denn auf dem Tisch war ein vortreffliches Frühstück angerichtet, mit frischen Eierkuchen und Brötchen. „Wow.", entglitt es mir, da stach mir ein kleiner Zettel ins Auge. Ich runzelte die Stirn. Was war das denn? Neugierig las ich die schöne Schrift auf dem weißen Papier und meine Wangen färbten sich augenblicklich dunkelrot. „Guten Morgen, Issac. Ich hoffe, das Frühstück schmeckt dir. Ich musste leider schon weg. Vergiss die Arbeit nicht. Dein Kai." Nachdem ich dies gelesen hatte, war ich nun vollständig wach und auf einen Schlag kam mir der ganze gestrige Abend wieder in den Sinn. Wie wir gekuschelt hatte, was ich ihm erzählte und wie- ich hielt Inne und schluckte schwer- und wie wir uns küssten. Ich biss die Zähne zusammen und strich mir mit dem Finger über die Unterlippe. Noch immer fühlte ich seine Lippen, seine Wärme. „Kai..", flüsterte ich leise und konnte ihn sogar jetzt noch riechen. Ich schloss die Augen. Er roch so unfassbar gut. Unbewusst fuhr ich mit der Hand an meinem Körper hinab und berührte leicht den Bund meiner Hose, da schlug ich plötzlich die Augen auf und schüttelte hastig den Kopf. „Arbeit, Arbeit! Ich muss zur Arbeit!", rief ich rasch und machte mich ans Frühstücken. Was das eben werden sollte? Tja, da hatte ich selbst nicht die geringste Ahnung! Ich fühlte mich irgendwie anders, komisch. Vielleicht wurde ich krank, vielleicht hatte ich Fieber. Das zumindest würde erklären, wieso mir gerade so heiß war. Doch dafür hatte ich nun keine Zeit! Ich musste zum Laden! Immerhin konnte ich dem Chef nicht schon wieder mein Fehlen zumuten! Ich setzte mich also an den Tisch und begann damit, die wirklich unglaublich köstlichen Eierkuchen in mich hinein zu futtern, um mich, durch Ablenkung, vor meinen echt nervigen Gedanken zu Retten! Doch es half nicht. Kais Worte hatten sich in meinen Kopf gebrannt: „Küss mich. Dann weißt du, wie es sich an fühlt." Ein Schauer überlief mich und ich biss mir auf die Unterlippe. „Arbeit", schrie ich erneut auf und sprang quasi von meinem Stuhl hoch. Voll Eile räumte ich das benutze Geschirr in den Abwasch und machte mich recht flott bereit zum unter die Leute treten. Im Bad angekommen versuchte ich zuletzt, mein Haar unter Kontrolle zu bekommen. Eine kurze Frisur macht weniger Umstände? Als ob. Meine Mähe ließ sich kaum noch zähmen und das, obwohl ich mich doch so um sie mühte. Sogar eine Haarkur hatte ich besorgt! Letzten Endes blieb mir jedoch nichts anderes übrig, als mir eine graue Stoffmütze überzuziehen. Dies war vielleicht nicht die gute Schule- Kopfbedeckung in Räumen wird ja eher als unhöflich verstanden-, doch was blieb mir andres übrig? Abgesehen davon stand mir sowohl die Farbe als auch die Mütze an sich, also ging das schon in Ordnung. Hektisch wandte ich mich nun meinem Mantel zu. Ich zog den Reißverschluss nach oben und sah mich suchend nach meinem Schal um. Da, auf der Kommode lag er! Ich stockte. Den Schal hatte mir doch Kai geschenkt. Kai... Ich kniff die Augen zusammen, nahm mir den weichen Stoff und legte ihn mir um den Hals, bevor ich meinen Schlüssel schnappte und schleunigst das Haus verließ. Was für ein Morgen!
Ich trat auf die Straße hinaus und zückte mein Handy, um die Uhrzeit zu ermitteln. Der Wecker hatte mich pünktlich geweckt, sodass ich rein theoretisch pünktlich hätte losgehen können- eigentlich. „Oh Gott!", erschrak ich bei einem Blick auf die Zeit und beschloss einfach zu rennen, um vielleicht doch noch rechtzeitig zu sein. Bei der ganzen Hektik war mir ganz entfallen, wer genau im Laden auf mich wartete. Zum einen war das mein neuer Kollege, der mich noch vor dem ersten gemeinsamen Tag im Geschäft, sexuell belästigt hatte, zum anderen mein Chef, der mir unbedingt eine Nachricht übermitteln wollte und das auch noch höchst persönlich! Keine guten Aussichten, wenn man so im Nachhinein darüber nach dachte, doch das tat ich in diesem Augenblick nicht. Ich dachte nicht darüber nach. Meine Gedanken kreisten um ein ganz anderes Thema. Keuchend blieb ich stehen und stütze meine Hände auf meine Knie. Noch wenige Straßen, dann wäre ich an meinem Ziel angekommen. Doch was mich in diesem Moment mehr beschäftigte, war, ob mich Kai vielleicht nochmal küssen würde? Ich errötete. Nein, ach Quatsch! Wieso sollte er das tun? Immerhin hatte er mir nur einen kleinen Gefallen getan. Ich senkte den Blick und schritt langsam weiter, nicht schneller als jeder andere Fußgänger auch. Kai hatte mir doch nur helfen wollen, -Ich verhüllte mein Gesicht in dem grauen Schal.- doch nun? Was für einen Grund sollte er nun noch haben?
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Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡
RomanceIm Leben des jungen Isaac war nichts unvorhersehbar. Er war ein einfacher, doch glücklicher Mann, der seinen Traumberuf gefunden und gute Freunde an seiner Seite zu wissen, hatte. Eigentlich gab es nichts, was ihn in seiner Ruhe hätte stören können...