31.Kapitel- Neugierde

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„Man sieht sich!" Ich nickte lächelnd als Emi ging und allmählich in der Ferne verschwand. Der Abend war voran geschritten, die Straßenlampen warfen bereits ihr flackerndes Licht auf die Fußwege und die Menschen verschwanden nach und nach in ihren Häusern. Nun begab ich mich auf den Weg, in Richtung meiner kleinen Wohnung und versteckte die Hände dabei in den Jackentaschen. Es hatte sich abgekühlt, die Kälte kratzte in der Kehle, weshalb ich mich beeilte, schnell Heim zu kommen.
Während ich flinke Schritte setzte, erhob ich meinen Blick zum Himmelszelt. Es war eine klare Nacht, die von den Sternen bewacht und vom Mond begleitet wurde. Unfassbar, wie klein wir doch waren. Wir Menschen hielten uns für so wichtig, jedoch waren wir nur ein Sandkorn an dem Strand, der die Unendlichkeit widerspiegelte. Wie viele Welten es wohl noch gab? Wie viele Lebewesen, die sich für genauso wichtig hielten, wie wir es taten? Hunderte, Tausende? Ein Schmunzeln entglitt mir. Wie oft wir auch über solche Dinge nachdachten, so würden wir trotzdem nie eine Lösung finden und dennoch... wir versuchten es immer wieder erneut. Starrsinn, Neugier, Menschlichkeit.
Zuhause angekommen zog ich die Tür hinter mir ins Schloss. Es war ganz leise in meiner Wohnung. Es schien fast so, als wäre die Stille das einzige hier. Dies war natürlich nicht so, denn da waren ja noch meine Bücher! Zwar hatte ich heute viele meiner Lieblinge abgegeben, doch zierten einige Leihexemplare noch mein Zuhause. Zumindest so lange, bis ich sie zurück bringen und mir Neue holen würde. Wortlos entledigte ich mich meiner Jacke und hing sie an die Garderobe Den Beutel mit dem, mir regelrecht aufgezwungenen, Filmchen, platzierte ich vorerst einmal auf dem Couchtisch im Wohnzimmer. Ob ich diese DVD schauen würde? Ich fixierte die Tüte mit meinem Blick, da klingelte es auf einmal. Sofort zuckte ich zusammen. Als ob ich so einen schmutzigen Film gucken würde?! Obwohl... Wiederholt klingelte es, weshalb ich mich rasch erhob und mich zum Telefon begab. „Ja?", meldete ich mich etwas unsicher. „Hier ist dein Chef! Hast du dich erholt? Kommst du Montag wieder? Ich hab etwas Wichtiges mit dir zu besprechen!" Ich schluckte schwer. Etwas zu besprechen? Hatte ich einen Fehler begangen? War es etwa doch nicht in Ordnung gewesen, so lange von der Arbeit weg zu bleiben? Nun ja, es war zwar eine ganze Woche gewesen, aber der Chef hatte selbst von mir verlangt, mir so lange frei zu gönnen! „Isaac?" „Ehm, ja?", antworte ich etwas kleinlaut. „Montag?", fragte er abermals und ich nickte eifrig, bevor mir auffiel, dass er dies ja gar nicht sehen konnte. „Ja, ja! Ich bin Montag da! Danke, Chef und schönen Abend noch! Bis Montag!", stotterte ich es dann doch noch zusammen. Oh Mann, er hatte mich völlig aus der Fassung gebracht. Da hatte ich tatsächlich vergessen mich bei ihm zu melden. Wie konnte mir das nur passieren?! „Guten Abend noch.", verabschiedete sich mein Vorgesetzter und kurz darauf erklang das Freizeichen in der Leitung. Ich legte den Hörer auf und hielt mir die Stirn. Ach, Mist! Noch nie war mir so etwas passiert und dann ausgerechnet heute! Heute war sowieso schon anstrengend genug gewesen, auch ohne eine peinliche Unterhaltung mit dem Arbeitgeber! Ich sah auf, zur Küche hinüber. Wasser, das war es, was ich jetzt benötigte, schön kaltes Mineralwasser! Gedacht, getan.
Das Trinken tat mir gut. Es entspannte mich für einen Moment, aber das nächste Übel wartete bereits voller Vorfreude auf mich: Mein Magen begann mit Knurren. Hunger.
Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete ich meinen kleinen, weißen Kühlschrank, erschrak jedoch sogleich. Nichts, er war völlig leer. Einzig ein abgelaufener Vanille-Jogurt und eine Packung Käse waren darin zu finden. Ich seufzte. Na super, da hatte ich wohl vergessen einzukaufen. Wirklich, wo war ich in letzter Zeit nur mit meinen Gedanken?! Und nun? Ich suchte die Vorratsschränke ab, fand allerdings nichts Nahrhaftes Erst als sich meine Aufmerksamkeit auf die kleine Theke in der Ecke des Raumes richtete, wurde ich fündig. Unter meinem Obstkorb- in dem sich ebenfalls nur ein verschrumpelter Apfel befand- klemmte ein bunter Flyer mit großer, roter Schrift. Ich zog ihn hervor und las: „Pizza." Mh, wieso eigentlich nicht?
Ein Griff zum Telefon und schon war die Salami-Pizza in Familiengröße, bestellt. Wieso die Familiengröße? Ganz einfach, ich hatte Hunger! „Die Lieferung wird in einer Stunde bei Ihnen sein.", versicherte mir die Frau des Ladens, am anderen Ende der Leitung noch, bevor ich auflegte. Gut, eine Stunde. Stirnrunzelnd überlegte ich, wie ich diese Zeitspanne möglichst schnell um bekommen könnte. Ich musste mich irgendwie beschäftigen! Aber wie? Mit dem halbvollen Glas Wasser in der Hand, ließ ich mich in der Wohnstube auf mein gemütliches Sofa fallen. Noch immer grübelte ich über den besten Zeitvertreib, da fiel mein Blick auf den Beutel, der auf dem Tisch lag. Eine Stunde also? Ich zuckte mit den Schultern und auch wenn ich es mir kaum eingestehen wollte, so packte mich eine gewisse Art von Neugier. „Ach, komm. Umbringen wird es mich schon nicht!", sprach ich zu mir selbst, stellte mein Trinken ab und griff nach der Tüte. Eine bessere Idee kam mir sowieso nicht, darum gab ich die DVD in den Player und nahm die Fernbedienung hoch. 'So schlimm wird es sicher nicht!', dachte ich bei mir und lehnte mich zurück. Ach, hätte ich doch nur vorher gewusst, wie falsch ich mit dieser Annahme lag.

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt