25. Kapitel- Alles okay?

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Auf der Fahrt sprachen wir über alte Zeiten. „Den Blick dieser Lehrerin werde ich nie vergessen!", lachte Kai und mir liefen schon die Freudentränen die Wangen hinab. Schon lange hatten wir nicht mehr so vergnügt beieinander gesessen und wie ihr sicher verstehen könnt, hatte ich es sehr vermisst. Umso glücklicher war ich, dass diese Zeiten nun hoffentlich wieder aufleben würden. „Wir haben in der Schule aber auch viel Quatsch gemacht.", bemerkte ich frech. „Vor allem in Mathe, das kann doch eh niemand.", grinste er mir entgegen. Auf unsere Probleme wollte ich ihn jetzt nicht ansprechen, viel zu sehr genoss ich das Gelächter und den Spaß mit Kai. Der Zeitpunkt für ernsthafte Gespräche würde noch kommen, später. Viel zu schnell kamen wir an meiner Wohnung an, stiegen aus. Schade eigentlich, doch keine Angst, Isaac, er würde ja noch mit hochkommen. Kai würde jetzt nicht mehr einfach weggehen.Wir gingen Richtung Haustür und ich fuhr meinen Körper hinab, auf der Suche nach dem Hausschlüssel. Dabei bemerkte ich, dass ich noch immer keine Hose trug. Wie konnte mir das nicht aufgefallen sein? Zwar ging mir das Oberteil fast bis zu den Knien, doch... Wie konnte mir das nicht aufgefallen sein?! „Alles okay?", fragte Kai dann aus heiterem Himmel und ich zog mir das Shirt hinab, obwohl es doch schon lang genug war. Mit hochroten Wangen blickte ich zu meinem Freund, der nur die Stirn runzelte. Vermutlich hatte er es auch total vergessen. Kein Wunder, man sah es ja auch nicht. In meinem Kopf war irgendwie nichts mehr, nur noch Freude über das Dasein von Kai. Mehr war da einfach nicht, alles weg. Alles. Dabei hatten wir gerade ein noch viel größeres Problem, als eine fehlende Hose. „Ich hab meine Schlüssel nicht.", gab ich leise zu und senkte den Kopf. Kai seufzte und fuhr sich durch seine schwarzen Haare. „Oh Mann, dich kann man wirklich keine zwei Minuten alleine lassen. Und wenn doch, kann man dich im Krankenhaus abholen und ohne Schlüssel. Wie ein kleines Kind, wirklich schlimm. Isaac, du bist erwachsen. Langsam solltest du vielleicht auch so verhalten." Seine Standpauke war nur verständlich, dennoch zuckte ich bei jedem Wort erneut zusammen und machte mich immer kleiner. Ich spürte seinen enttäuschten Blick auf mir und hielt es kaum aus. „Mann... ich schimpf' doch nicht gern, aber muss ich es anscheinend 'mal." Ja, ja das wusste ich doch. Ich wusste, dass Schimpfen nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte, dennoch tat er es, für mich. Aus dem einfachen Grund: Wenn er es nicht tat, wer dann? Eltern hatte ich nicht mehr, keine Verwandten, niemanden der mich auch Mal in die Schranken wies. Kai war der Mensch, der auch diese Aufgabe übernommen hatte, obwohl er es hasste. Kai würde alles für mich tun, das wusste ich. Umso weniger verstand ich sein Verhalten in der letzten Zeit. „Mir ist mittlerweile bewusst, wie falsch der gestrige Abend war. Ich habe mich völlig übernommen.", entgegnete ich und lauschte seinen darauf folgenden Worte: „Naja, ich war ja nicht der, der sich auf einer Party hat anfassen lassen." Da war er wieder, dieser Schmerz in Kais Stimmer. Seine Qual, die ich weder verstand, noch einordnen konnte. „Wieso anfassen?" Ich hatte mich doch nicht anfassen lassen! Ich doch nicht! Dachte ich zumindest, bis mein Freund mein Kinn hob und mir mit den Fingern über den Hals strich. „Und was ist damit?" Seine Stimme klang fast wie ein Vorwurf und tat ziemlich weh, dennoch hatte ich keine Ahnung was er meinte. Konnte mir ja schlecht an den eigenen Hals gucken. Kai holte sein Handy aus der Hosentasche und hielt mir den schwarzen Bildschirm hin. Ich drehte meinen Kopf, suchte meine Haut ab und was ich da fand war erschreckend! „W...was?", platze es einfach aus mir heraus und ich biss mir auf die Unterlippe. „Ein Knutschfleck! Also erzähl mir nicht, du hast dich nicht anfassen lassen. Du hast dich ja sogar markieren lassen!" Ich merkte, die allmählich aufkommenden Aggressionen in seiner Stimme und schluckte schwer. „Aber..." „Nichts aber!" Wenn er so war, bekam ich schon fast Angst vor ihm. Kai konnte sehr wütend werden, das wusste ich. „Wieso wirfst du dich einfach so weg?! Isaac, du bist wertvoll! Du solltest dich nicht einfach irgendeinem Typen im betrunkenen Zustand überlassen!" „Ja, ich weiß doch!", versuchte ich mich zu verteidigen. „Na anscheinend ja nicht!", wurde meine Verteidigung jedoch mit wenigen Worten zerschmettert. Stille trat ein und ich drehte den Kopf weg. Noch einmal ließ ich mir seine Worte durch den Kopf gehen und nochmal und schon wieder. 'Irgendeinem Typen'? Typen?! Wie kam er denn jetzt wieder darauf, dass es ein Typ war?! Dachte er etwa immer noch, ich sei schwul?! Argh, langsam regte mich das auf. Wieso versuchte er mich, in eine Schublade zu stecken? „Woher willst du wissen, ob es ein Junge war?!", fuhr ich ihn wütend an, doch er lachte nur. „Wie will jemand wie du ein Mädchen rum bekommen?" Gut, jetzt reichte es mir. Wütend klingelte ich bei allen Nachbarn, in der Hoffnung, wenigstens ins Treppenhaus zu kommen. „Du bist wirklich unmöglich!", schrie ich schon fast, denn ich war verletzt. Kai, Emi, alle machten sie sich über mich lustig. Wieso? Vermutlich weil ich noch nie eine Freundin hatte, doch da fiel mir ein... „Ey Kai, du hattest auch noch nie ein Mädchen!" Ich drehte mich grinsend zu ihm, wollte es ihm heimzahlen. „Bist du etwa schwul?" Die Frage war um ehrlich zu sein nicht ernst gemeint, immerhin würde ich es ja wohl wissen, wenn mein bester Freund auf Jungs stand. Eigentlich wollte ich ihm nur zeigen, wie das war, so etwas unterstellt zu bekommen.
Mit seiner Antwort hatte ich also dementsprechend nicht gerechnet. „Ja." Da fiel mir ja fast alles aus dem Gesicht und ich merkte deutlich, wie die Farbe meine Wangen komplett verließ. War das sein Ernst?! Was war denn plötzlich mit allen los?! Erst Emi, jetzt Kai?! Aber was mich am meisten schockierte war, dass ich es nicht von selbst bemerkt hatte. Kai war doch mein bester Freund, da musste ich doch etwas merken! Ich dachte immer, ich wusste alles über ihn und jetzt das?
Kai war schwul- ein ziemlicher Schock, den ich erst einmal verarbeiten musste. Natürlich war klar, dass ich ihn deswegen nicht verlassen würde oder ihn von nun an hasste. Das wäre dumm gewesen, dennoch war das doch schon wirklich...überraschend.
„Ja, hallo?", meldete sich eine Stimme in der Sprechanlage, doch ich war zu perplex, um zu antworten. Noch immer starrte ich Kai an und gab keinen Ton von mir. Langsam ging er also auf mich zu, blickte mir die ganze Zeit in die Augen und ich spürte, wie sich ein seltsames Gefühl in meinem Bauch breit machte. Es war merkwürdig, ungewohnt. Vor mir blieb er stehen, erwiderte mutig meinen Blick. Für ihn war das sicher nicht leicht. Das alles meine ich, das outen vor mir. Er konnte ja nicht wissen, wie ich darauf reagieren würde. „Isaac und Kai sind es. Wir haben den Schlüssel vergessen.", sprach er dann plötzlich, was mich nun völlig aus der Fassung brachte. Ich verstand nicht, bis ich den vibrierenden Ton hinter mir vernahm. Kai streckte seine Hand auf, an mir vorbei und öffnete die Haustür. Noch immer lagen unsere Blicke aufeinander und ich traute mich nicht, dies zu beenden. „Was sagst du dazu?" Seine Stimme klang nun wieder ganz ruhig, doch er war aufgeregt. Ja, schon fast nervös könnte man sagen, das sah ich ihm deutlich an. „Es ist nicht schlimm." Sein Lächeln beruhigte auch mich nun wieder und die Aggressionen waren verflogen. Er wuschelte mir durchs Haar und ich kicherte auf. „Ey!", gab ich lachend von mir und wir betraten das Treppenhaus. Oh wäre mein Kopf doch nur nicht so leer gewesen, dann hätte ich folgendes vielleicht verhindern können...

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt