„Eine Verlobung? Oh mein Gott! Herzlichen Glückwunsch, Chef!", gratulierte ich überrascht. Der Chef hatte anscheinend seit längerer Zeit eine Freundin, von der ich wohl nichts gewusst hatte. Jedenfalls hatte sie ihn nach der Heirat gefragt und er bejahte! Wie großartig war das denn? Ich freute mich so für meinen Arbeitgeber! Ich konnte es kaum fassen! „Danke! Also, wie gesagt wollte ich es dir schon früher sagen, doch dann geschah ja diese schlimme Sache. Naja, ich wollte dich aber noch etwas Wichtiges fragen. Und zwar würde ich mich sehr freuen, wenn ihr zu unserer Verlobungsfeier dieses Wochenende kommen würdet!" Dieses Wochenende? Klar, weshalb nicht! Der Laden war ja ohnehin noch geschlossen. Doch Moment! Sagte er da gerade 'ihr'? Wen erwartete er denn noch? Alex lag doch noch immer im Krankenhaus! „Die Feier beginnt erst Abends, also ist es auch nicht schlimm, wenn Kai zuvor Arbeiten muss. Ich weiß ja, dass er auch am Wochenende hart schuften muss.", erklärte er weiter, da erstarrte ich. Bitte?! Ich sollte Kai mitbringen? Weshalb das denn?! Immerhin arbeitete er ja nicht einmal im Laden! Wieso gerade Kai?! Jeder, bloß nicht er! „Gut, dann freue ich mich auf euch! Bis dahin!" Mit diesen Worten legte mein Chef auf und ließ seinen verzweifelten Arbeiter fassungslos zurück. Ach verdammt! Was sollte ich denn jetzt machen?! Mein Arbeitgeber erwartete immerhin, dass wir beide dort auftauchten und enttäuschen wollte ich ihn auch nicht. Ach Mann! Wieso unbedingt jetzt?! Da traf mich der neugierige Blick meines Gastes und ich seufzte abermals. „Ich soll mit Kai auf die Verlobungsfeier meines Chefs kommen.", verriet ich also, da quiekte der Blonde los. „Super! Da kannst du ihm dann deine Liebe gestehen!", kreischte er freudig. Und ich fragte mich ernsthaft, was sein verdammtes Problem war! „Ich liebe ihn nicht!", fauchte ich ihn aggressiv an und versuchte mich von dem Griff loszureißen, der mich noch immer fest hielt, was nicht allzu leicht war. Immerhin lauerten unter dem langen Pulli des Schülers unzählige Muskeln. „Wünschst du dir seine Nähe?", begann Mike da plötzlich und ich verstummte. Bitte was?! Was sollte das denn auf einmal? Verunsichert blickte ich zu Boden und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Wieso fragte er sowas? Machte er sich etwa immer noch über mich lustig? „Vermisst du ihn, selbst wenn er vor dir steht? Stellst du dir vor wie es wäre, ihn zu küssen oder ihn zu berühren? Und wie es sich wohl anfühlt, wenn er dich berührt? Fühlst du die Wärme, die von ihm ausgeht? Denkst du, du könntest überhaupt noch ohne ihn Leben? Erst wenn du all diese Fragen sofort mit 'nein' beantworten kannst, dann hast du überhaupt erstmal das Recht zu behaupten, dass du ihn nicht liebst. Hast du verstanden, Isaac?" Fest sah mir Mike in die Augen und ich schluckte schwer. Nein, das konnte doch nicht sein. Das konnte nicht sein! Was redete er da eigentlich? Mike war doch noch ein Kind, das null Ahnung von dem hatte, was es da erzählte! „Ich versteh' es. Ich verstehe, wie du dich fühlst. Mir ging's doch genauso! Ich dachte auch, wie furchtbar falsch es sei. Du willst eure Freundschaft nicht aufs Spiel setzten, ich wollte meine Familie nicht darunter leiden lassen. Du hast Angst ihn zu verlieren, hatte ich auch. Aber weißt du was, du bist nicht allein. Ihm geht es nämlich genauso. Jeder Blinde sieht doch, wie sehr Kai dich liebt. Er würde alles für dich tun, doch auch er fürchtet sich vor den Folgen. Der Unterschied zwischen euch ist einfach, dass er eine höhere Selbstbeherrschung hat. Er kann auch so glücklich sein, du nicht. Er kann es verschweigen, doch du nicht. In diesem Punkt sind wir beide uns wohl sehr ähnlich. Isaac, du musst es ihm sagen, glaub mir. Lauf nicht davon, du würdest es auf ewig bereuen. Ich weiß das." Dann umarmte Mike mich einfach und strich mir beruhigend über den Rücken, doch bei ihm fühlte es sich ganz anders an als bei Kai. Bei Mike war es so gewöhnlich. Ich fühlte nichts, gar nichts. Vielleicht stimmte es ja doch. Vielleicht war Kai wirklich mehr als nur ein Freund für mich... Ich musste es wohl einsehen, oder? Musste ich es tatsächlich einsehen? Das konnte doch gar nicht sein, aber es schien so eindeutig und plötzlich liefen Tränen an meinen Wangen hinab, denn ich hatte Angst, furchtbare Angst. Ich fürchtete mich vor der Zukunft, doch... „Dabei hatte er selbst total Angst vor dem Sprung.", fielen mir die Worte meines Freundes wieder ein und ich lächelte schwach. Kai und ich, hatte wir bisher nicht alles gemeinsam überstanden, ganz gleich wie bedrohlich oder schwer es uns erschienen war? „Was?", blickte mich Mike etwas irritiert an, doch ich erwiderte nichts. Ich musste es wohl einsehen. Musste es einsehen... „Ich gehe mit ihm zu der Feier." Mike sah auf, strich mir lächelnd die Tränen aus dem Gesicht und seine eisblauen Augen zeigten dieselbe kindliche Naivität, wie auch bei unserem ersten Aufeinandertreffen. „Du wirst es nicht bereuen, glaub mir." Und diese Worte sprach Mike mit so einer Überzeugung und Freude, dass ich ihm einfach glauben wollte. Ich wollte glauben, dass alles gut werden würde. Auf das alle nächsten Tage, nur noch schöne seien mögen.
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Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡
RomanceIm Leben des jungen Isaac war nichts unvorhersehbar. Er war ein einfacher, doch glücklicher Mann, der seinen Traumberuf gefunden und gute Freunde an seiner Seite zu wissen, hatte. Eigentlich gab es nichts, was ihn in seiner Ruhe hätte stören können...