11. Kapitel- Keine Lust!

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In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht. Stundenlang lag ich wach, starrte die Decke an und kannte mittlerweile bereits jede Unebenheit des Holzes auswendig. Trotz meiner immer stärker werdenden Müdigkeit, konnte ich einfach nicht einschlafen. Erst wenige Stunde vor dem Sonnenaufgang, gelang es mir endlich wenigstens etwas Ruhe zu bekommen. Emi war wirklich gemein, mich einfach in so eine kritische Lage zu bringen. Nur ihretwegen gingen mir diese Gedankengänge, über Liebe, nicht mehr aus dem Kopf. Was, wenn die Bücherei wirklich schließen würde, ich kaum noch Möglichkeiten zum Lesen hätte? Dann hatte ich nichts mehr, Emelie allerdings zumindest ihre feste Freundin. Das fand ich echt unfair!
Völlig demotiviert saß ich am Küchentisch, trank meinen morgendlichen Kaffee und versuchte meine Haare erst gar nicht zu bändigen. Sie waren zerzaust, schlimmer als sonst, und sie nun unter Kontrolle zu bringen, war mir schlichtweg zu anstrengend. Dunkle Ringe hatten sich unter meine Augen geschlichen und meine sonst so motivierte, fröhliche Art war wie weggeblasen. Mir ging es schlecht, noch immer. Ich brauchte jemanden zum Reden, doch wen, wenn sich mein ach so toller bester Freund einfach nicht mehr meldete? Dabei hatte ich ihn schon oft angerufen, ihm gesimst und war sogar mehrmals vor seiner Wohnung. Das einzige was ich noch von ihm gehört hatte war, dass er Zeit für sich bräuchte. Ob er eine Freundin hatte? Gut möglich, er war relativ beliebt bei Frauen. Ich schob meine Tasse beiseite und ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen. „Ich will nicht zur Arbeit!", murmelte ich jammernd. Das ich das einmal sagen würde, hatte ich nun wirklich nicht gedacht. Ich liebte meinen Beruf doch so, aber heute war ich einfach müde, deprimiert und schlecht gelaunt. Ich schätze, jeder kennt solche Tage, an den man wohl besser im Bett bleiben sollte. Ja? Na dann weiß ja auch jeder, was nun folgt..
Ich stand hoch und verzog mich ins Bad, begann mich fürs Losgehen fertig zu machen, denn egal wie wenig Lust ich hatte, zur Arbeit musste ich. Man kann einen Tag noch so schlecht finden, die Pflichten muss man trotzdem erledigen, leider.
Nun riss ich mich also zusammen und schaffte es tatsächlich noch pünktlich vor dem Laden zu stehen. Heute war mein Chef schon da, vermutlich vertraute er mir nach gestern zu wenig, als dass er mich hätte allein lassen wollen. „Guten Morgen.", grummelte ich und betrat das Geschäft. Nett zu sein war mir gerade viel zu kraftraubend und sogar die Atmosphäre meiner geliebten Bücher nahm ich kaum war. Erschreckend, wenn man so im Nachhinein betrachtet.
Normalerweise beeindruckte mich die ganze Stimmung des Ladens, doch heute? Heute war es einfach nur ein Raum voller Bücher, deren Geruch ich kaum aufnahm.
Ich trug mittlerweile übrigens wieder meine eigene Kleidung. Alex' Klamotten hingen sogar schon bei mir Daheim auf der Leine, jedoch würden sie wohl nicht allzu schnell trocknen, hatte keinen Trockner und man konnte nur hoffen, dass dieses wechselhafte Wetter zumindest einmal mitspielte.
„Alles okay?", fragte mein Chef und schien auf einmal sehr besorgt. „Mhm.", gab ich nur zurück und huschte an ihm vorbei, in den Nebenraum. Es tat mir leid, doch ich wollte da jetzt nicht über mein 'Problem' reden. Reichte ja schon, wenn ich die ganze Zeit an nichts anderes denken konnte. Es nervte mich ziemlich, dass mir dieser Liebes-Kram derart zusetzte, daher hatte ich bereits versucht zu Verdrängen und mich abzulenken, zwecklos.
Ich hing meine Jacke an die Garderobe und blickte Richtung Toilette. Dort lag meine nasse Kleidung von gestern, noch im Waschbecken, die müsste ich heute wohl mitnehmen.
Rasch wrang ich sie über dem Becken aus, schleppte sie mit mir und hing sie auf die kleine Leine, die quer durch den Raum gespannt war. Vielleicht trocknete sie so ja schon ein bisschen.
„Kommst du Mal bitte kurz, Isaac?", rief der Chef von vorn und ich trottete zu ihm. „Ja?", fragte ich und versuchte nicht allzu gleichgültig zu klingen. Er blickte mitleidig und wuschelte durch mein zerzaustes Haar. „Ich werde gleich zu einem Sammler gehen. Schaffst du es heute allein? Ich weiß, das ist etwas viel verlangt, doch ich werde wohl den ganzen Tag unterwegs sein." Überrascht betrachtete ich ihn, meine Miene erhellte sich und für einen Moment dachte ich mal nicht an dieses eine Thema, sondern war einfach nur glücklich. Der Chef schien mir wohl doch noch zu vertrauen und an mich zu glauben, was mich mit viel Stolz erfüllte. Begeistert nickte ich ihm entgegen und er schien sichtlich erleichtert. Wow! Vielleicht konnte dieser Tag ja doch noch ganz okay werden!

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt