Nach der Arbeit verzog ich mich in meine geliebte Stadtbibliothek, meinen Rückzugsort.
Die Sonne war bereits am Untergehen und die Röte des Himmels verlieh dem Raum eine Wärme und Friedlichkeit, wie man es sonst kaum kannte.
Ich saß zwischen den gefüllten, meterhohen Regalen, hielt ein altes Buch in den Händen. Völlig vertieft in die Worte des Protagonisten. „Lasst ihn Ruhen. Er will euch nicht mehr.“, flüsterte ich seine Worte leise vor mich hin. Immer noch meldete sich mein bester Freund nicht mehr bei mir. Vielleicht mochte er mich nicht mehr, doch wieso nicht?
„Hey, denkst du gerade über Fabio's Worte nach?“, lächelte das Mädchen- sprach über den Hauptcharakter des Buches- mit den langen, roten Haaren und ließ sich neben mich auf den Boden fallen. Das war Emelie. Sie arbeitete hier und wir waren gut befreundet. Emelie schaute in das Buch, las einige Zeilen mit. „Diese Stelle ist besonders fesselnd, findest du nicht?“, sprach sie mit ihrer sanften, fraulichen Stimme und ich nickte zustimmend. Emi war die einzige in meinem Umfeld, die meine Liebe zu den Meisterwerken verstand und sogar teilte. „Was denkst du, ist es gut die alten Verbündeten gehen zu lassen oder sollte man um sie kämpfen?“, fragte ich abwesend, in Gedanken an meinen Freund. „Man sollte nie frühzeitig aufgeben. Da verpasst man nur viel.“, entgegnete sie und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Ja, vermutlich hatte sie Recht. Gleich Morgen sollte ich meinen Kumpel anrufen. Vermutlich war es das Beste. Ich vermisste ihn immerhin auch.
Ich dankte ihr und sie blickte mich auffordernd an. Sofort wusste ich, was sie wollte und begann mit Vorlesen. Oft lasen wir einander vor und träumten hier vor uns hin.
In diesem wundervollen, alten Gebäude war nie viel los. Die Bücherei war leider Gottes kurz vor dem Bankrott Das tut mir so leid, denn es war so ein schöner Ort und das Personal so liebenswürdig. Was sollte ich nur tun, wenn es die Bibliothek nicht mehr gab? Nein, ohne sie.. das konnte und wollte ich mir gar nicht vorstellen. Ich hätte nicht mehr lesen können, hätte keinen Rückzugs- und Entspannungsort mehr gehabt. Wie trostlos.„Ich bring dich noch Heim.“, meinte Emelie und wir gingen los. Draußen war es schon dunkel geworden, doch die Straßenlaternen spendeten kaltes Licht. „Was trägst du da eigentlich?“, grinste Emi und musterte mich. Ich biss die Zähne zusammen und senkte meinen Kopf. Gerade trug ich wieder die warme Lederjacke, da sie rechtzeitig trocken geworden war. Ich fühlte mich geborgen in dieser Wärme, jedoch war ich mir bewusst, wie seltsam es ausgesehen haben musste. „Das.. sind Klamotten von einem Bekannten.“, murmelte ich und blickte auf den Fußweg. „Waaas!? Wieso trägst du denn Sachen von einem Bekannten?“, fragte sie und machte dabei einen runden Mund. „Lange Geschichte.“, wich ich nur seufzend aus. Es wäre zu anstrengend und lästig gewesen, nun alles zu erzählen. Diese Ansicht sollte mir allerdings wohl zum Verhängnis werden, denn nun schaute mich eine breit grinsende Emelie zwinkernd an. „Hast sicher einen Freund, oder? Ich wusste, dass du schwul bist. Wenn man so zierlich aussieht, wie du, ist das ja irgendwie klar.“, meinte sie und ich blieb stehen. Geschockt starrte ich sie an. „Sp..Spinnst du!?“, schrie ich empört. Was dachte sie, wer sie ist?! Was gab ihr die Erlaubnis, so über mich zu urteilen? Ich und schwul? Pah, dass ich nicht lache! Ich liebte meine Bücher und mehr brauchte ich auch nicht. „Ich bin nicht Homo! Wahrscheinlich bist du es aber!“, fauchte ich, da ich mich stark angegriffen fühlte und dies nicht auf mir sitzen lassen wollte. Jetzt würde sie sicher sagen, wie dumm ich war so etwas Unsinniges zu behaupten. „Ja.“ Ich nickte nur. Guckt, da seht ihr es, sie hatte gesagt, wie unmöglich es war, dass sie.. Ich hielt inne. „Was?“, fragte ich nochmal nach. Ich hatte mich wohl verhört. Emi und lesbisch? Das konnte doch gar nicht sein! Ich meine.. das merkte man den Leuten doch an, oder? Sie lächelte mir nur entgegen. „Ist doch nichts dabei. Liebe ist Liebe. Ich glaube, du solltest mal darüber nachdenken.“, meinte sie und ich schluckte.
Darüber Nachdenken?
DU LIEST GERADE
Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡
RomanceIm Leben des jungen Isaac war nichts unvorhersehbar. Er war ein einfacher, doch glücklicher Mann, der seinen Traumberuf gefunden und gute Freunde an seiner Seite zu wissen, hatte. Eigentlich gab es nichts, was ihn in seiner Ruhe hätte stören können...