„Kai! Kannst du zu mir kommen?", fragte ich sofort, als er abhob und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Solch Verhalten kannte ich eigentlich gar nicht von mir, doch konnte ich gerade einfach nicht anders. Nervös lief ich im Raum auf und ab. „Ja, aber ich muss hier erst noch etwas fertig machen, ja?", antwortete er und ich gab ein freudiges „Ja!" von mir. Anschließend legte ich auf und machte mich darauf, das dreckige Schaufenster möglichst schnell sauber zu bekommen. Voll Motivation schrubbte ich über das Glas und hatte es dann auch bald geschafft.
Rasch zog ich mir meine Jacke über und trat grinsend den Heimweg an. Draußen war es schon kühl geworden, doch mir machte das nichts aus, nicht in diesem Moment. Alex' Wärme lag noch immer auf mir, beschützte mich vor den Temperaturen der immer kürzer werdenden Tage. Zeitgleich kuschelte ich mein Gesicht in den grauen Schal Kais. So warm war es einem selten, das sag ich euch! Was es bedeutete, Alex geküsst zu haben? Darüber machte ich mir in diesem Augenblick noch keine Gedanken. Ich war einfach nur glücklich, zu froh um an die unheimliche Zukunft zu denken. Sogar über diese zeitlosen Leute um mir, konnte ich mich gar nicht mehr aufregen. Ich nahm sie allgemein kaum noch wahr. Sie waren unwichtig geworden. Von viel größerer Bedeutung war mir die Vorstellung, wie Kai wohl reagieren würde. Ob er mich dann freudig umarmen würde oder auf ein Glas Wein mit mir anstieß? Na das letztere wohl kaum, nach der Sache in der Disco. Ich verzog das Gesicht und lachte dann. Ach, nicht einmal über diese Sache konnte ich noch traurig sein. Seltsam.
Zuhause angekommen entledigte ich mich meiner Schuhe und hing meine Jacke an die Garderobe. Meine Wohnung war ja relativ sauber und aufgeräumt, weshalb ich mich auch gleich dem Abendessen zuwandte. Wenn Kai von Arbeit kam, war er meist hungrig und da ich ein guter Freund sein wollte, kam für mich natürlich nicht in fragte, ihn ohne Essen zu lassen! So schaute ich mich in der Küche um und fragte mich, was Kai wohl alles eingekauft hatte? Schließlich jedoch fang ich noch etwas Putenfleisch und Gemüse. Perfekt für einen leckeren Salat mit Fleischbeilage! Sofort machte ich mich ans Werk und es dauerte nicht lang, bis es an der Tür schellte. Kai! Ein Glück war ich gerade noch so mit dem zubereiten und servieren fertig geworden, sodass ich zufrieden zur Tür huschte. „Hallo!", strahlte ich meinen besten Freund froh an und fiel ihm, ohne Vorwarnung, um den Hals, umarmte ihn. Überrascht zog Kai die Augenbrauen hoch, legte dann jedoch die Arme um meine Seite und drückte mich sanft Nach dieser herzlichen Begrüßung bat ich ihn herein und führte ihn anschließend ins Wohnzimmer, wo das Abendmahl schon bereit stand. „Setz dich!", kicherte ich und schmiss mich auf eine Seite der Couch. Allmählich wirkte Kai wirklich mehr als nur verwirrt. Mein Verhalten ließ ihn wohl wirklich denken 'Was hat der denn bitte für Probleme?', doch das war schon in Ordnung so. Ich wusste ja selbst kaum, was gerade mit mir los war, dennoch genoss ich es. Nicht geizig schaufelte ich meinem Freund eine Kelle Salat nach der nächsten drauf und legte ein großes Putenbrustfilet daneben. Mir selbst gab ich nur ein wenig Salat und das Fleisch ließ ich heute 'mal weg. „Ich will dir etwas erzählen!", platze es gleich aus mir heraus, während Kai schockiert auf den Salathaufen vor sich starrte. Irritiert blickte er zu mir und legte den Kopf leicht schief. „Bist du krank oder so?", rutschte es ihm heraus und ich musste kichern. „Na ja, so ähnlich!", grinste ich und setzte mich in den Schneidersitz, zu ihm gewendet. „Ich ha heute meinen ersten Kuss bekommen!", verkündete ich voll Freude, da verstummt Kai. Er starrte mich an, als wäre gerade ein Geist vorbeigekommen oder als hätte ich einen Tintenfisch im Gesicht. Stirnrunzelnd wartete ich auf eine Reaktion, aber es kam nichts. „Hallo? Erde an Kai?", meinte ich, als ich es nicht mehr aushielt und seufzte. Was hatte er denn? Freute er sich wirklich überhaupt nicht für mich? Das enttäuschte mich um ehrlich zu sein tatsächlich ziemlich. „Mit wem?", war das einzige war er, leise, von sich gab. „Alex von der Arbeit.", gab ich gekränkt von mir. Wieso freute er sich nicht?! Das war doch ein großes Ereignis. „Kai! Jetzt sei doch nicht so!", begann ich mit Schmollen. Was für Probleme hatte er denn bitte?! Wäre es andersrum, hätte er mir gerade von seinem ersten Kuss erzählt, hätte ich ihm gratuliert und ihm alles gute mit dem Jungen gewünscht! Doch Kai, der sah nicht so begeistert aus. „Und wie war es? Wie hat es sich angefühlt?" Ich stockte. Wie es sich angefühlt hatte? „Warm." „Und wie noch? Was hast du dabei gefühlt?" Wieder hielt ich inne. Also so genau wusste ich das jetzt auch nicht. „Es kam ziemlich überraschend und war zu schnell vorbei, um darüber urteilen zu können. Jedenfalls war es nicht unschön.", erwiderte ich etwas leiser. Da kehrte das Leben zurück in die Augen meines Freundes. „Das heißt, du weißt nicht, wie sich der erste Kuss anfühlt?", meinte er und klang dabei sogar etwas vorwurfsvoll. Ich schluckte schwer und zuckte nur stumm mit den Schultern. „Also, das geht echt gar nicht! Aber, weißt du was? Ich als dein bester Freund helfe dir natürlich." Fragend hielt ich den Kopf schief. Wie denn bitte? Ein Grinsen schlich in sein Gesicht. „Küss mich. Dann weißt du, wie es sich anfühlt." Meine Augen weiteten sich und ich erstarrte. Bitte was?! „Jetzt komm, hab dich nicht so. Ihn hast du doch auf geküsst." Das war aber auch was vollkommen anderes! Ersten hatte Alex mich geküsst und zweitens... ich Kai doch unmöglich küssen! Oder? Andererseits war es ja echt sehr lieb von ihm, dass er mir seine Hilfe anbot. Außerdem hatte er Recht, danach würde ich wissen, wie es sich anfühlt. „Okay.", gab ich also leise von mir und sah ihn ängstlich an. Ob ich das hin bekam? Nervosität flammte in mir auf und ich konnte mich kaum rühren. War das wirklich so eine gute Idee gewesen? Langsam rutschte Kai näher zu mir. Er sah mich warm an, streckte die Hand aus und strich mir sanft über die Wange. „Du brauchst die nicht zu fürchten. Ich bin ja bei dir." Ich musste lächeln, denn es stimmte. Schon in unserer Kindheit hatte ich nie Angst gehabt, wenn Kai bei mir war. Bei ihm fühlte ich mich einfach sicher, egal wie unheimlich etwas war, er beschützte mich. Seine Nase stupste sanft an meine und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu Lächeln. Er war so lieb und zärtlich, fast als wäre ich ein kostbares Geschenk. Nun war sein Gesicht meinem ganz nah und ich spürte, wie mein Herz damit begann, schneller zu schlagen, wie das Blut durch meine Adern raste und mir ganz heiß wurde. Ich blickte auf seine Lippen, die meinen immer näher kamen und ließ mich in seine Arme sinken. Er war mir so nah, wie noch nie. Lustig, wenn man bedachte, wie lang wir uns schon kannten. Tu es!, schrie eine Stimme in mir und ich mein Herz war vermutlich kurz davor, zu explodieren! Da tat er es, endlich! Kai tat es! Seine Lippen berührten meine und jetzt war absolut klar, mein Herz war explodiert. Er zog mich an sich, strich mit sanft über die Wange, während sich unsere Lippen gegeneinander bewegten. Ich hatte die Augen geschlossen und genoss jede Sekunde. Sanft drückte ich mich an ihn, legte die Arme um seinen Nacken. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an! Als ob in mir gerade eine riesige Party gefeiert wurde! Einfach unglaublich!
Als sich der Kuss dann löste, sah mich Kai unsicher an. „U...und? Wie war's?", fragte er leise. Ach, wie süß, er schien verlegen! Ich lächelte auf und legte meine Stirn an die Seine. „Unbeschreiblich gut.", hauchte ich ihm entgegen und unser beider Wangen glühten vor roter Hitze.
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Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡
RomanceIm Leben des jungen Isaac war nichts unvorhersehbar. Er war ein einfacher, doch glücklicher Mann, der seinen Traumberuf gefunden und gute Freunde an seiner Seite zu wissen, hatte. Eigentlich gab es nichts, was ihn in seiner Ruhe hätte stören können...