49. Kapitel- Sag 'mal...

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Nachdem ich mich aus dem heißen Wasser erhoben hatte, band ich mir meinen Bademantel um, denn Kai rief bereits. Der weiche Stoff legte sich um meine von Gänsehaut überzogene
Haut und hüllte sie in Wärme. Nun beeilte ich mich rasch, mein Haar abzutrocknen, entschied mich schließlich allerdings gegen das Föhnen, da ich meinen Freund nicht allzu lange warten lassen wollte. Sicherlich musste er heute noch zur Arbeit und hatte nicht den ganzen Tag für mich Zeit.
„Bin da!" Mit diesen Worten huschte ich in die Küche und staunte wieder einmal nicht schlecht, als ich den liebevoll gedeckten Tisch vor mir erblickte. Gold-gebannte Brötchen, frische Marmelade, Saft- wo auch immer Kai das alles her hatte -doch er kannte meine Küche anscheinend besser, als ich selbst- und anderen Leckereien „Du bist echt der Beste, was das Frühstück machen angeht, Kai!", grinste ich voll Vorfreude, da bot mir mein Freund einen Stuhl an. „Nur im Frühstück machen?", erwiderte er feixend und setzte sich mir gegenüber. Ich schüttelte kichernd den Kopf und fühlte mich in diesem Moment, als könne ich alles schaffen. Das Bad hatte mir wirklich gut getan! Und wieder einmal hatte Kai mich aus einem tiefen Loch geholt! Auch, wenn der Schrecken mir natürlich noch in den Knochen saß, so konnte ich nun wieder nach vorn schauen! „Kai, sag mal, wie machst du das eigentlich immer?", lächelte ich verträumt und griff mir ein knuspriges Brötchen. „Was meinst du?" Überrascht sah er auf und blinzelte mich fragend an. Ich schmunzelte. Wie süß er doch sein konnte. „Wie machst du das, mich immer wieder so glücklich zu machen?" Die Röte stieg ihm ins Gesicht, doch stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Verlegen kratzte er sich am Nacken und ich spürte deutlich, seine Freude über meine Worte, auch, wenn sie ihn gerade vielleicht etwas überforderten. Nun konnte ich mich aber nicht mehr zurück halten und begann damit, mein kleines goldenes Gebäck mit roter Konfitüre zu bestreichen. Hach, was wünschte man sich an einem Morgen mehr? Gerade als ich genüsslich in mein Brötchen biss, spürte ich jedoch ein Kribbeln in mir. Sofort brachte ich mein Frühstück aus der Gefahrenzone und zuckte niesend zusammen. „Oh, wirst du etwa krank?" Ich schüttelte den Kopf auf Kais Frage. Als ob! Nur wegen eines Niesers war man doch nicht gleich erkältet! Ich wollte meinen Teller also, samt Essen darauf, wieder an mich ziehen, freute mich schon darauf, den Geschmack wieder zu erleben, in dem Moment machte mir meine Nase schon wieder einen Strich durch die Rechnung! „Hatschi!", stieß ich aus, da traf mich der gewissenhafte Blick meines Gegenübers. „Ich bin nicht krank!", meinte ich sofort, bevor mich ein weiterer Nieser unterbrach. Ach, Mist! „Liegt bestimmt an deinen nassen Haaren! Komm, wir gehen sie föhnen!" Mit diesem Satz stand Kai auf, nahm mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her, ins Badezimmer. Fassungslos starrte ich auf den Esstisch und trauerte meinem Brötchen bereits hinterher, da es das nun vermutlich mit dem Frühstück gewesen war. Wie gemein! Dabei wollte ich doch nur ein leckeres, frisches Marmeladenbrötchen!
Im Badezimmer angekommen, ließ ich mich traurig auf den Wannenrand sinken. Mein Brötchen... „Jetzt zieh' nicht so ein Gesicht!", grummelte Kai und begann damit, mein Haar mit der aufgeheizten Luft des Föhns an zu pusten. Ich jedoch verzog keine Miene, schmollte stumm vor mich hin. „Isaac, komm schon!", versuchte es Kai abermals und fuhr mit seinen großen Händen, sanft durch meine Strähnen, hob dabei einzelne mit den Fingern an, um besser an den Ansatz heran zu kommen. Ich jedoch blieb stur, ließ mich gar nicht erst beeinflussen! Daraufhin bekam ich prompt eine Ladung warme Luft ins Gesicht. „Ey!", fiepte ich und schüttelte mich. Kai lachte erfreut und ich schubste ihn beleidigt bei Seite. Wie gemein!
Nun, als mein Haar endlich trocken war, wandte ich mich der Auswahl meiner heutigen Garderobe zu. Ich stand in meinem Zimmer und hatte gerade meinen Unterkörper eingekleidet, sodass einzig ein Oberteil zur Fertigstellung der heutigen Kleidungswahl fehlte. „Weißt du, ich habe vorhin mit Emi telefoniert und sie freut sich schon total auf deinen Besuch!", rief Kai mir aus dem Nachbarzimmer zu und ließ mich somit stocken. Besuch? Was für eine Besuch?! Mein Plan für diesen Tag stand doch bereits fest! Ich würde ins Krankenhaus gehen und nach Alex schauen! Für etwas anderes blieb da keine Zeit! „Tut mir leid. Heute kann ich nicht.", erwiderte ich also, da verstummte Kai. Ihm gefiel meine Reaktion wohl eher weniger, aber was sollte ich denn machen? Ich musste jetzt für Alex da sein! Das war ich ihm schuldig! Kai klopfte an der Tür und ich bat ihn herein, während ich mir gerade das Shirt über den Kopf zog, was mir Emi vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Es saß locker und war weiß, mit der schwarzen Aufschrift 'Don't be perfect! Just be yourself!' darauf. Damals hatte ich versucht, einen Kuchen für Kai zu backen. Ich wollte es perfekt hinbekommen, doch zu guter Letzt war es, wie in Schaffhausen, ein vollkommener Reinfall. Ein Schmunzeln schlich mir übers Gesicht, bei dem Gedanken daran. „Ach Isaac, jetzt sei nicht so! Sie ist unsere beste Freundin und außerdem freut sie sich doch so!", meinte Kai, da entglitt mir ein Seufzen. Ja, ich vermisste Emi doch auch, aber Alex hatte zurzeit einfach Vorang, so leid es mir auch tat! Ich konnte mich auch noch nächste Woche mit meiner Freundin treffen, oder die Woche darauf, doch Alex war jetzt auf meine Hilfe angewiesen. Jetzt! „Hey! Hör doch 'mal zu!", Kai hielt mich am Arm und zog mich an sich. Erschreckt betrachtete ich ihn. Was wollte er denn jetzt noch? „Ich nehm' dich mit zur Bücherei Von dort aus ist es nicht so weit, bis zum Krankenhaus, wie von hier. Nur wenige Straßen. Da willst du doch sicher hin, hab ich Recht, zu Alex, stimmt's? Sag Emi nur kurz 'Hallo', dann kannst du doch zu ihm gehen. Bitte, sie macht sich doch auch Sorgen, nachdem was sie aus der Klatschpresse erfahren hat." Direkt sah er mir in meine Augen, tief hinein in meine Seele. Schwer schluckte ich und ließ mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Ja, vielleicht hatte er Recht. Immerhin hatte Emi bereits viel für mich getan und nahm nach meinem besten Freund, den wichtigsten Platz in meinem Leben ein. Sie war wirklich eine absolut liebe, ehrliche Person und hatte es verdient, gut behandelt zu werden. Abermals seufzte ich, denn ich spürte, wie meine Ablehnung gegen Kais Vorschlag wich, wie der Schnee bei Sonnenstrahlen. Ja, er hatte absolut Recht, wie immer. So nahm ich Kais Angebot an. Was konnte schon so falsch daran sein? Vielleicht würde ich sogar noch etwas Zeit sparen, da sich der lange Hinweg für mich erübrigte, wer wusste das schon genau? Und so stand es nun also fest: Ich würde mit ihm zur Bibliothek fahren, dort Emi begrüßen und dann schnurstracks ins Krankenhaus düsen.
Mit diesem Plan im Kopf, wandte ich mich um und kramte den grauen Schal aus meinem Schrank. Ohne diesen würde ich sicherlich auf dem Weg zum Krankenhaus erfrieren, denn auch wenn ich heut noch nicht draußen gewesen war, so konnte man die Kälte förmlich sehen! „Jetzt beeil dich schon, wir müssen los." „Ich komm' schon!", antwortet ich hastig, griff nach meinem Zielobjekt und band es mir behutsam um, bevor ich mich auf in den Flur machte. Schnell waren Schuhe und Jacken angezogen und wir auf dem Weg zu Kais Wagen. „Du sag 'mal, essen wir heute Abend gemeinsam?", fragte Kai, während wir das Treppenhaus hinab schlenderten. Ich zuckte nur mit den Schultern, sah auf meine abgetragenen Schuhe hinab. Klar, wieso auch nicht. Allein essen war ohnehin langweilig.
Kurz darauf betraten wir die Straße und es war- wie erwartet- ziemlich kühl. So kühl, dass sogar der Atem sichtbar war. Wie ein kleiner Schornstein pustete ich eine warme Wolke nach der anderen in die eiskalte Luft. Kai schmunzelte nur kopfschüttelnd über mein kindisches Verhalten. Gemein wie eh und je.
Am Auto angekommen, öffnete er mir allerdings -wie ein waschechter Edelmann- die Tür und ließ mich einsteigen. Dankend nickte ich ihm zu, während auch er sich auf seinen Sitz begab. „Und los geht's!", meinte Kai da plötzlich, noch ehe er überhaupt saß und starteten den Motor. Anscheinend waren wir wirklich etwas spät dran, was mir zugegeben, ziemlich leid tat. Ich wollte nicht, dass er meinetwegen Ärger auf der Arbeit bekam. Etwas geknickt wandte ich mich ab und richtete meinen Blick aus dem Fenster. Verträumt hauchte ich gegen die Scheibe, denn im Auto war es kaum wärmer als anderswo. So zeichnete ich also ein - zugegeben- leicht verwackeltes Herz an das angelaufene Glas und ein Lächeln lag dabei auf meinen Lippen.
Meine Aufmerksamkeit war damals so auf die Scheibe vor mir fixiert, dass ich beinah gar nicht mitbekam, was für auffällige Seitenblicke mein Freund mir immer wieder, zuwarf. Einzig, durch sein tiefes Kichern, bemerkte ich sein höchst seltsames Verhalten. Fragend schielte ich zu ihm herüber und erkannte ein breites Grinsen auf seinen Lippen. Stirnrunzelnd wunderte ich mich über das, was ich da zu sehen bekam und fragte mich, was meinem Freund wohl gerade durch den Kopf ging. Immer wieder wechselte sein Blick zwischen der Straße und mir und allmählich wurde mir ganz mulmig im Auto zumute. Hoffentlich baute Kai keinen Unfall! „Du Isaac?", sprach er dann, wie aus dem Nichts heraus und ließ mich zusammen fahren. Huh? Was wollte er denn jetzt? Etwa wieder, wegen des Abendessens? Oder wollte er mich, vor dem Besuch im Krankenhaus, noch etwas aufbauen? „Sag 'mal, schaust du eigentlich öfter Pornos?" Meine Augen weiteten sich bei dieser Frage und geschockt starrte ich ihn an. Bitte was?!

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt