Alex hatte es tatsächlich geschafft den Boden trocken zu bekommen! Respekt!
Nun war der Laden bis oben hin voll mit den- vorhin noch wütenden- Kunden, die mittlerweile allesamt sehr zufrieden aussahen, welch Glück.
Mein Chef stand an der Kasse und Alex lehnte an einem Regal. Ich schluckte- da ich nicht wusste, ob mein Vorgesetzter das von eben im Bad, ausgeplaudert hatte- schwer und trat zu ihm. „Danke für die Klamotten.“, murmelte ich leise und sah zum wiederholten Male an mir hinab. Wirklich, diese Kleidung war mir viel zu groß. Beschämt hielt ich den Blick gesenkt und spürte, wie er mich ansah, so kalt wie eh und je. „Kein Problem. Dein Chef bekam von den Massen mit und eilte zur Hilfe.“, erklärte er kurz noch und ich biss mir auf die Zunge. Es war ja gut, dass der Chef nun da war, doch was dachte er wohl jetzt von mir? Ich wollte ihn doch eigentlich fragen, ob er mir den Laden vermachen würde, wie konnte ich ihm jedoch jemals wieder unter die Augen treten? Ich hatte versagt und das auf vollster Ebene, dies bestätigten die Worte meines Chefs noch zusätzlich, welche da hießen: „Geh bitte mit Alex hinter und schau dir die Bücher an. Preise hab ich aufgeschrieben.“ Ich nickte schweigend und wir begaben uns in den Nebenraum. Das mit der Geschäftsübergabe konnte ich mir dann wohl oder übel abschminken..
Seufzend kniete ich mich nieder und schaute in den Karton. Ein großer Stein fiel mir vom Herzen, als ich die alten Meisterwerke sah. Sie trösteten mich und brachten mich sogar dazu, meine Mundwinkel in die Höhe zucken zu lassen.
Sanft fuhr ich mit dem Finger über die Rücken und nahm eines der Stücke in die Hand. Ich betrachtete das Cover und war nun ganz in meiner Welt. Meine Umgebung hatte ich völlig ausgeblendet, selbst Alex- der Kunde- war nicht mehr wichtig. Nur diese Werke, die schöner waren als alles andere. „Du liebst sie wohl?“, fragte Alex mit seiner tiefen Stimme und so monoton wie immer. Ich zuckte zusammen und hätte vor Schreck beinah das Buch fallen gelassen. Hatte ganz vergessen, dass der Mann noch anwesend war. Etwas perplex nickte ich nur, wandte mich dann den anderen Büchern zu.
Ach, wie gern hätte ich jedes einzelne genommen, doch das konnte unser Geschäft leider nicht tragen. „Hundert für alle zehn Bücher.“, schlug ich einen Preis vor und beobachtete ihn genau. Jetzt würde er mit dem Handeln beginnen . Er würde sicher hundert-fünfzig Eure sagen und ich müsste wohl mitgehen, ihm zumindest ein Stückchen entgegen kommen. „Ja, gut.“ Dann müsste ich.. Verwirrt hob ich meinen Kopf. Was? Hatte er wirklich zugestimmt, einfach so? „O..kay.“, entgegnete ich misstrauisch und erhob mich.
Da fiel mir ein wichtiger Punkt ein. Die Frage, ob Blut an den Büchern klebte, war wohl übertrieben, doch der Grundgedanke an sich war gar nicht so verkehrt gewesen. Woher hatte er die Werke? Sicher waren es seine, oder? „Wieso verkaufst du deine Bücher eigentlich?“, erkundigte ich mich also und bemerkte das Duzen in diesem Moment gar nicht. „Die waren von meinem Vater. Brauch' sie nicht mehr.“, antwortete er bündig und ich musste mich wohl damit zufrieden geben, auch wenn es nur noch mehr Fragen aufwarf: Wer war sein Vater? Warum hatte Alex die Kunstwerke jetzt? Wieso brauchte er die Bücher nicht mehr?
Vielleicht mochte er lesen ja nicht. Mein Blick weitete sich ein Stück. Nein! Nein, das konnte gar nicht sein. Wer so alte, schöne Bücher hat, der mag es doch wohl auch, oder? Naja, die waren ja eigentlich von seinem Papa, vielleicht hatte er ja noch nie hinein geschaut? Wäre sehr schade gewesen. Alex verpasste dabei etwas!
Wir gingen vor und ich gab ihm das Geld.
Als er ging, schaute ich ihm nach und schmunzelte. Er war so merkwürdig, mit seinem goldblonden Haar und den dunkelbraunen Augen. Wie er einen ansah, so leblos und doch so anziehend.
Nein, Alex passte so gar nicht hier her, in meine kleine Welt.
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Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡
RomanceIm Leben des jungen Isaac war nichts unvorhersehbar. Er war ein einfacher, doch glücklicher Mann, der seinen Traumberuf gefunden und gute Freunde an seiner Seite zu wissen, hatte. Eigentlich gab es nichts, was ihn in seiner Ruhe hätte stören können...