48. Kapitel- Positiv!

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Noch einige Zeit blieben wir, Arm in Arm, auf meinem Bett sitzen, bevor wir uns erhoben, ich mir die Wanne einließ und Kai mit den Vorbereitungen fürs Frühstück begann.
Im Badezimmer herrschte eine angenehme Temperatur, die weiß-hellblauen Wände strahlten eine gewisse Ruhe aus und einzig das Rauschen des aufgedrehten Hahns, brach die Stille.
Mit meiner Hand fuhr ich durch das angenehm heiße Wasser, ehe ich mich erhob und meine Kleidung zu Boden fallen ließ. Die Tür hatte ich verschlossen, doch nicht abgeriegelt. Wieso auch? Kai wusste ja, dass ich ein Bad nahm, da würde er sich nicht trauen, hereinzukommen und selbst wenn doch, wir kannten uns schon so lang, hatten uns schön des Öfteren nackt gesehen. Ist eben nicht zu vermeiden, wenn man beispielsweise zusammen schwimmen und danach in der Gemeinschaftsdusche des Freibades geht. Naja, mich störte es eigentlich nie. Kai hatte ja dasselbe wie ich, ihr versteht.
Seufzend ließ ich mich in das Wasser sinken, spürte die Wärme um mich. Vielleicht sollte ich doch nachher beim Krankenhaus vorbeigehen, nur zur Sicherheit. Stumm rieb ich mir mit dem Handrücken über das Gesicht. Mein Kopf schmerzte. Was, wenn Alex mich gar nicht sehen wollte? Verübeln könnte man es ihm nicht, immerhin war ich an der Lage Schuld, in der er sich jetzt befand. Meinetwegen lag er im Krankenhaus. Ich schluckte schwer und tauchte in der weißen Wanne einmal unter. Vielleicht konnte ich die schlimmen Gedanken und Erinnerungen ja einfach abwaschen! Nachdem ich wieder an der Luft war, beugte ich mich etwas vor und senkte den Kopf. Das Wasser floss an meinen braunen Haaren hinab, stieß in runden Kullern auf die Oberfläche des Wanneninhalts. Kleine Kreise entstanden auf ihr, Schwingungen. Ich schmunzelte. Dieses Thema hatte ich in Physik damals in der Schule zutiefst gehasst, doch Kai gab mir Nachhilfe. Durch ihn verstand ich es, durch ihn hatte es sogar Spaß gemacht.
Ich sah auf. „Alex wird nicht sterben." Nein! Er würde leben, um mir zu erzählen, wie seine Schulzeit gewesen war! Er würde mir verraten, was es mit seinem Bruder auf sich hatte und mir das mit dem Kuss zu erklären! Ich musste ihn doch noch einarbeiten! Und überhaupt, würde mich Kai jemals anlügen? Nein! Und genau deshalb hatte er Recht: Ich musste positiv bleiben! Was würde Alex nur von mir denken, würde er erfahren, dass ich ihn bereits aufgegeben hatte?! Auf gar keinen Fall! Ja, ich hatte schlimmes erlebt, das hatten wir beide, doch durfte ich den Kopf nicht hängen lassen! Alex opferte sich für mich, ich sollte nicht so respektlos sein und sein Opfer sinnlos machen! Jetzt reichte es! Ich musste kämpfen, für ihn, für mich, für uns!
Nickend lächelte ich auf. „Ich werde heute ins Krankenhaus fahren und ich verlasse es erst wieder, wenn ich weiß, ob es Alex wirklich gut geht!", beschloss ich und machte mich daran, mich schleunigst zu waschen. Und ich hatte Recht behalten, denn auch, wenn es vielleicht nicht durch den Lappen oder das Shampoo passiert war, so hatte ich die trüben Gedanken dennoch abgewischt, selbst, wenn es vielleicht nur für den Moment war.

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt