4. Kapitel- Kaffee

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Er half mir hoch und ich richtete mich auf. Die Menschen um uns, betrachteten mich schon ganz besorgt. Auf einmal schienen sie sich für andere zu interessieren und trotz Eile, hielten sogar manche an. Vielleicht wollten sie ja nur etwas Action, wie Schaulustige nun mal sind, doch einige zeigten tatsächlich Mitleid, dabei war mir ja eigentlich gar nichts passiert. Beschämt schaute ich den Jungen an, der gegen mich gelaufen war. Hoffentlich würde er ich nicht auslachen, war immerhin einfach umgefallen. „Tut es sehr weh?“, fragte der Fremde jedoch, welchen ich erst jetzt richtig erkennen konnte. Er war groß, etwas größer als ich und hatte hellblondes, schulterlanges Haar, sowie eisblaue Augen. Sein Blick durchschaute mich, sah direkt in meine Seele, bis zu Stellen, die ich selbst kaum kannte. Irgendwie machte mir das Angst und war dennoch anziehend zugleich. Einen Augenblick lang starrte ihn einfach nur an. „Oh Gott, hast du dich etwa verletzt?“, fragte er sofort und holte mich so zurück ins hier und jetzt. Ich weiß nicht mehr wie, doch ich schaffte es, mich von seinem Blick loszureißen. „Nein“, antwortete ich also und schüttelte den Kopf. Mein Gegenüber trug eine dünne Sportjacke und eine dunkle Jogginghose. Auf seinem Kopf trug er ein Cap und ein Piercing zierte seine Unterlippe. Die Augen waren wirklich das einzige, was mir vom Äußerlichen her an ihm gefiel, doch das war nicht schlimm. Immerhin musste ich den ja nicht heiraten oder ähnliches. „Gott sei Dank! Darf ich dich vielleicht als Entschädigung zu einem Kaffee einladen? Ach so, mein Name ist übrigens Mike.“, sprach der Fremde weiter und ich lächelte. „Isaac.“, stellte ich mich noch kurz vor. Das hieß dann wohl, er hatte meine Zustimmung. Wieso auch nicht? Einen Kaffee wollte ich ja eh trinken und zu zweit machte die Pause sicher mehr Spaß als allein, vor allem da mein bester Freund ja seit Wochen meinte, sich nicht mehr mit mir beschäftigen zu müssen. Außerdem wirkte Mike sehr nett, war mir von Anfang an sympathisch und egal was je passieren würde, eins blieb mir bei dem Stress dennoch immer, meine Liebe zu Büchern. Sie würde nie vergehen. Diese Liebe war ewig und das beste daran? Bücher werde einen nie verlassen.
Wenig später saßen wir bereits in einem Café der Innenstadt und erzählten ein wenig. In diesem Lädchen war ich noch nie gewesen, kam auch nicht so viel rum. Ich rührte mit dem Löffel durch meine Tasse und schaute mich etwas um. Die Wände waren giftgrün, die Theke quietsche-rosa und das Personal trug strahlend gelbe Shirts. Dieser Ort glich einem Clownsgeschäft oder dem Darm eines Einhorns. Wieso war alles hier so bunt und aufgedreht? Das mochte ich nicht, überhaupt nicht. Ich war kein Mensch, der immer die größte Action und dergleichen brauchte, im Gegenteil. Ich mochte die Ruhe, die Gelassen- und Schlichtheit der Dinge. So war es, dass andere in meinem Alter vielleicht gern feiern gingen, ich jedoch den größten Spaß empfand, wenn ich stundenlang in der Bibliothek hockte und still vor mich hin las. Es war meine Welt, doch das hier?! Nein, das ging gar nicht.
Ich nippte von meinem heißen Getränk, während er das Wort ergriff: „Ich komme gerade von der Schule. Wir hatten einige Stunden Entfall und durften schon gehen. Ein Glück. Und was machst du so? Gehst du auch noch zur Schule oder zu einer Uni vielleicht?“ Ich schmunzelte auf. Sah ich noch so jung aus? Das freute mich aber. „Nein nein, ich arbeite in dem Buchladen am Ostende der Stadt.“, entgegnete ich und er staunte nicht schlecht. Diese Antwort hatte er wohl nicht erwartet.
Nach einer Weile war es dann schon so weit, ich musste zu meinem Laden zurück. Mike gab mir noch seine Handynummer, denn wir verstanden uns recht gut und wollten uns wieder sehen. Dies zeigte mir einmal mehr, man sollte die Leute nicht nach ihrem Aussehen beurteilen. Dieser Junge war wirklich nett und sicher konnte sich daraus eine Freundschaft entwickeln. Wer weiß, vielleicht teilte er ja sogar meine Leidenschaft für Bücher? Wäre schön gewesen.

Schließlich kam ich wieder im Geschäft an. Es war leer, denn es war Mittag und wir machten jeden Tag für genau eine Stunde um diese Zeit dicht. Jeder hatte eine Mittagspause verdient, auch ein zwei-Mann Unternehmen. Ich ging hinter in den Nebenraum und hing meine Jacke an die Garderobe Dann blickte ich zu meinem Chef, der gerade das Paket auspackte und alle Werke genauestens begutachtete. „Hey. Und, ist etwas Brauchbares dabei?“, fragte ich ihn freundlich und kniete neben ihm. Er nickte und schien sich sehr zu freuen, da schellte auf einmal die Glocke über der Ladentür. Hatte wohl vergessen, hinter mir abzuschließen. „Wir haben geschlossen.“, teilte ich laut mit, während ich aufstand und vor zum Hauptraum ging, doch als ich sah, was da stand, konnte ich meinen Augen kaum trauen.

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt