27. Kapitel- Der ist geil auf dich!

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„Kai, nicht." Es waren zwei Worte, eine Bitte, so leise, so schwach. Und doch, Kai hielt inne. „Isaac, diese Person macht mich krank.", sprach er mit brüchiger Stimme. Ich schluckte schwer, denn die ganze Situation schien meinen besten Freund mehr mitzunehmen, als zunächst erwartet. Vielleicht hätte ich nicht so grob mit ihm umgehen dürfen, auch wenn ich seine Wut und vor allem seine Art und Weise mit meinem Gast zu reden, nicht gut fand. Er benahm sich wie eine über fürsorgliche Mutter, doch immerhin. Für viele mochte das vielleicht nichts Gutes sein, doch wenn man keine Eltern mehr hat, dann ist es schön zu wissen, dass es dennoch jemanden gibt, der sich Sorgen macht. Ich war es, der über reagiert hatte, das bemerkte ich nun. Kai machte sich doch nur Sorgen um mein Wohlbefinden. Er hatte Angst um mich und mir fiel nichts Besseres ein, als ihn dafür zu verurteilen und genervt von ihm zu sein. Das war wirklich nicht okay und ich wollte es wieder gut machen. Ich schob Mike also sanft, doch bestimmt von mir und ging auf Kai zu.
„Er ist kein guter Umgang. Und überhaupt, wie sieht er denn aus? Wundert dich das denn gar nicht, oder läuft der hier immer so spärlich bekleidet umher?" Kein guter Umgang? Dabei war ich alt genug um für mich selbst zu entscheiden, was guter Umgang war. Ich seufzte leise, blieb vor meinem besten Freund stehen und sah ihn direkt an. In seinen Augen zeichnete sich dieser Schmerz ab, schon wieder, und ich wusste gar nicht recht damit umzugehen. „Nein tut er nicht, doch nach so einer anstrengenden Nacht, ist es doch vollkommen normal, so auszusehen. Guck mich an, ohne deine Hilfe würde ich hier in bebrochener Kleidung stehen." Das musste für ihn doch einleuchtend klingen, oder? Dies war zumindest der Grund, weswegen ich mich über Mikes Auftreten keine Sekunde gewundert hatte. Sonst sah er ja auch nicht so...- nennen wir es- 'wild' aus. „Isaac, was ist nun mit dem Kaffee?", riss nun Mike das Wort an sich und wippte ungeduldig von einem Bein aufs andere, mit einem dermaßen naiven, niedlichen Blick, dass man es kaum in Worte fassen konnte. Und seine Stimme klang so hell und lieblich, wie sonst kaum eine. Ja, dieser Junge hatte viele Gesichter, das war mir mittlerweile bewusst geworden. Ich drehte meinen Kopf zu ihm, dachte nicht mehr an die dunkle Stelle meines Halses, von der mit Kai ja bereits erzählt hatte und nickte meinem Gast nur zu. „Moment noch.", fügte ich an, bevor ich mich wieder zu Kai wandte. „War er das?", fragte dieser nun wieder völlig ernst. Ich runzelte die Stirn. „Was meinst du?", doch da drehte mich der Größere bereits um- sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand- und deutete auf meinen Hals, während er knurrend fragte: „Warst du das?!" Ich verstand zuerst nicht, doch langsam dämmerte es auch mir. Mike begann zu grinsen und zuckte mit den Schultern. „Möglich.", meinte er voller Zufriedenheit und stellte sein Glas auf die Ablage im Flur, auf der sich außer dem Schuhanzieher auch noch etwas Geld, Schlüssel und Bücher tummelten.
„Jetzt werd' bitte nicht wieder bö..", begann ich meinen Satz, denn ich ahnte, dass die Wut erneut in meinem besten Freund auflodern könnte, doch nein. Er machte etwas, was ich von ihm erstens nicht gewöhnt war und zweitens niemals erwartet hätte.
Seine Zunge glitt über meinen Hals und ich zuckte dermaßen zusammen, dass ich ihm fast meine Ellenbogen in den Bauch geschlagen hätte- aus Versehen, versteht sich. Ich hielt den Atem an, spürte seinen heißen Speichel und die Hitze seines Atems auf meiner Haut. Es war ein ganz neues, unbekanntes Gefühl und doch, es gefiel mir. Zwar verkrampfte sich mein Körper, denn ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte, doch genoss ich es. Und als er dann von mir abließ war ich sogar fast etwas enttäuscht, doch nach einigen Sekunden kam ich wieder im hier und jetzt an und merkte, dass es wohl besser so war. Immerhin stand ich hier mitten im Schlussfeld zweier Streitenden. Plötzlich schob mich Kai von sich weg, wobei ich mich fragte, wieso? Sonst mochte er Umarmungen und dergleichen doch auch. War es wirklich nur wegen dem Streit? Als mich Mike am Handgelenk packte und zu sich rüber zog, wurde mir dann schlagartig bewusst, warum mein bester Freund mich nicht so nah bei sich wollte. „Der ist ja hart geworden!", lachte Mike und meine Augen weiteten sich ein wenig. Kai hatte den Blick von mir abgewandt, ich jedoch starrte ihn an. In Höhe seines Schrittes, etwas unterhalb seines Hosenbunds, zeichnete sich eine große Beule ab und ich biss mir auf die Unterlippe. War das meinetwegen? „Haha! Ey Isaac, der ist geil auf dich!", prustete Mike weiter. „Halt dein Maul und red' keinen Unsinn!", schrie Kai schon fast, mit rauer, tiefer Stimme, doch ich hatte Mikes Worte kaum vernommen. Meinen Gast hatte ich irgendwie völlig ausgeblendet, riss mich nur beiläufig von seinem Griff los und ging auf Kai zu. War Kai wirklich meinetwegen...? War das meine Schuld? Aber wieso? Vor meinem Freund blieb ich stehen, strich ihm seine schwarzen Haare aus dem Gesicht und lächelte ihn sanft an. Ich wusste nicht wieso, doch ich war nicht abgeschreckt oder gar wütend. Kai war eben noch Jungfrau- so wie ich-, da kam so etwas schon mal vor. Es war nicht meinetwegen, ganz sicher nicht, sondern wegen der Nähe, der Wärme. „Es ist schon okay.", lächelte ich und strich ihm über seine Wange. Es war nicht meinetwegen, bestimmt war es das nicht.

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt