☆Spin-Off!!☆~

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Warm blitzten die hellen Strahlen der kürzlich erwachten Morgensonne über die Dächer der Häuser, hinab auf die Straßen und Gassen der kleinen Stadt, die sich still und heimlich zwischen so vielen anderen Ortschaften versteckte. Der Lärm und Krach dieses geheimen Diamanten, war noch nicht erwacht. Die Leute lagen noch seelenruhig in ihren Betten, träumten von den schönsten Dingen. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, die ich so scheu hinter dem grauen Stoff versteckte, der meinen Hals in Form eines weichen Schals umschlug. Schlafen brauchte ich nicht mehr, um Träume zu erleben. Ich erfuhr meinen Traum bereits im wachen Zustand. Sein Name war Kai. Ich schüttelte verlegen den Kopf, denn mir war es peinlich allein schon so zu denken. Dabei fiel mir eine helle Haarsträhne ins Gesicht und ich stoppte. Plötzlich spürte ich die Hitze von Fingerspitzen auf meiner Stirn, die mir mein Haar zurück strich. Überrascht blickte ich auf und fand Kai vor mir wieder. Wie in einem Traum stand er auf einmal vor mir und ich spürte, wie mein Herz einen Sprung machte. „Guten Morgen, Isaac.", grüßte mich mein Freund liebevoll und zog mich sanft in seine Arme. Fest umschloss er mich und ich fühlte mich geborgen wie eh und je. Erst vor kurzem hatten wir unsere Gefühle zueinander verstanden und führten seither eine Art Beziehung. Heute allerdings trafen wir uns nicht zu einem Date oder ähnlichem, nein, an diesem Tag hatten wir etwas weitaus unangenehmeres vor. Es lag schon eine Weile in der Vergangenheit, doch vor einigen Wochen hatte sich ein schrecklicher Raub in dem Geschäft ereignet, in dem ich für mein Leben gern arbeitete. Damals wurde sogar mein Kollege, Alex, so schwer verletzt, dass er im Koma lag. Nun war er zwar aus der Reha entlassen und es ging ihm dementsprechend auch bereits viel besser, doch das Trauma blieb. Seither quälten mich Albträume, sodass ich schon fast gar nicht mehr schlief und aus einer verlässlichen Quelle namens Mike wusste ich, dass auch Alex unter ähnlichen Problemen litt. Doch nicht nur das beschäftigte uns, nein, da war noch etwas. Der Buchladen war völlig demoliert. Das Chaos war unübersichtlich und völlig unzumutbar. Viel war bei dem Verbrechen zu Bruch gegangen und keiner hatte die Kraft zum Aufräumen gehabt, bisher jedenfalls. Allerdings konnten wir das Geschäft so nicht eröffnen, das konnte man doch keinem Kunden antun! Was das zur Folge hatte, kann sich sicherlich jeder denken: Der Umsatz blieb aus und somit auch das Geld, von dem der Chef die Miete des Ladens bezahlen musste. Dies war natürlich fatal. Ein kleines Geldpolster hatte mein Arbeitgeber sich natürlich zurechtgelegt, doch allzu lang würde das nicht ausreichen. Hinzu kam außerdem, dass der Gute bald heiraten würde und vollkommen in die Vorbereitungen für diesen großen Tag vertieft war. Da blieb kaum Zeit, den Laden erneut auf Vordermann zu bringen, doch ein Glück hatte er ja seine Angestellten und Freunde, die ihm dabei gern Unterstützung zukommen lassen. Dies war der Grund, weshalb sich heute die ganze Mannschaft vor dem Geschäft zu versammeln hatte: Wir würden den Laden wieder geschäfts- und eröffnungs- fähig machen! Alle zusammen!
So schloss ich also bereits die alte, beinah antike Eingangstür des Gebäudes auf, während Kai sich noch nach den anderen Hilfskräften umsah. Wie das Tor zu einer anderen Welt, öffnete sich die Tür quietschend, während die kleine, goldene Glocke über meinem Kopf zu schellen begann. Ich erschrak, denn es lag eine Weile zurück, dass ich dieses Geräusch vernahm hatte. Nostalgie breitete sich in mir aus, als ich zitternd einen Schritt in den Laden trat. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich sah die Bilder dieses grauenvollen Tages erneut vor mir. Wie die bewaffneten Männer in den Raum stürmten, mich anschrien. Schwer schluckte ich bei diesen Erinnerungen, erstarrte vor Angst, da legte sich plötzlich eine Wärme um mich, die nur von einem einzigen Menschen ausgehen konnte. Kai umarmte mich fest, fasste mich an der Hand und gab mir somit Kraft, Halt. Die Sicherheit die ich in diesem Moment vernahm, half mir, diese Situation zu überstehen. Die Liebe, die von meinem Freund ausging, machte es für mich erträglich. Es sagte mir, ich brauchte keine Furcht mehr empfinden, nie wieder. Dankend schmiegte ich meine Wange an seine Schulter, bevor Kai schließlich den Lichtschalter neben dem Schaufenster betätigte und wir das wahre Ausmaß des Chaos erblickten. Völlig geschockt stand ich da, starrte auf die umgestoßenen Schränke, auf die zerfetzten Bücher, die den gesamten Boden bedeckten, auf die Scheibe des Schaufensters, die nicht nur von einer Staubschicht, sondern auch von Dreck und Schmutz überzogen war. Sogar die zerstörte Kasse lag noch dort, wo ich sie zurück gelassen hatte. Einen Komplettschaden könnten man es nennen. Es würde ewig dauern, das alles wieder herzurichten. Schon wieder begann ich zu zweifeln, seufzte leise, da drehte mich Kai an den Schultern zu sich und sah mich direkt an. Sein Blick war so zuversichtlich und ehrlich, da verstand ich. Zusammen würden wir dieses Durcheinander schon bewältigt bekommen. Daran musste ich glauben, das wusste ich nun.
Da ertönte auf einmal das helle Klingeln des Glöckchens über der Eingangpforte und der Rest der Mannschaft trudelte fröhlich in den Laden. Mike und Alex grüßten uns freundlich, stockten dann jedoch, als sie das Schlachtfeld erblickten. Vor allem Mike war der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Der Schüler hatte sich der Gewalt, die hier gewütet hatte, kaum vorstellen können, doch nun sah er sie. Und sie war zerstörerisch. Jedoch ließ dieser Anblick auch meinen, sonst so gelassenen, Kollegen und Freund, Alex, nicht kalt. Man erkannte deutlich, welch Überwindung ihn das heutige Erscheinen gekostet haben musste. Alex war niemand, der seine Gefühle offen zu zeigen vermochte, das war mir vollkommen klar. Es lag einfach nicht in seiner Natur, doch dies hier nahm ihn wohl mehr mit als jeden anderen. Er wäre immerhin beinah gestorben an diesem Ort. Da schaltete sich plötzlich Mike ein. Er lehnte sich gegen seinen Stiefbruder und schaute zu ihm auf. Seine tiefblauen, unschuldigen Augen strahlten den Riesen froh an, während er dessen Hand in seine nahm. „Alles gut?", lächelte der kleine Engel lieb und ich schmunzelte. Was für eine sinnlose Frage. Selbstverständlich war nicht alles gut, dennoch, ich glaube, gerade diese Leichtigkeit half Alex damit, seine Probleme zu vergessen. Mike war einfach glücklich und das steckte eben an. „Nun", ergriff ich das Wort zunächst, „wenn ich euch kurz vorstellen darf? Kai, das ist mein Kollege Alex. Alex, mein Freund Kai." Ich sah zwischen den Beiden hin und her. Mike kannte Kai ja schon, weshalb ich es nicht für nötig hielt, die zwei erneut miteinander bekannt zu machen, vor allem da sich die beiden Streithähne nicht besonders gut leiden konnten. Kai und Alex gaben sich die Hand. Echt verrückt, jetzt wo sie so nebeneinander standen, war deutlich zu erkennen, wie viel größer Alex sogar als Kai war. Dabei war Kai schon groß! Ich kicherte leise. Das schaute schon echt süß aus, wie Kai so aufsehen musste, um meinem Kollegen überhaupt in die Augen blicken zu können. Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen meines besten Freundes und ich runzelte die Stirn. Was war denn? „Schön, dich auch mal kennen zu lernen, ohne dass du im Koma liegst.", meinte er grinsend und ich zog die Augenbrauen hoch. Bitte?! Oh Gott, nein, nicht doch! Doch nicht an so einem Ort! Ich fasste mich mit der Hand an die Stirn und erwartete schon eine Auseinandersetzung der Beiden, wobei man erwähnen muss, dass auch Mike schon seine Zähne fletschte vor Wut, da geschah es. Alex prustete los. Er begann mit Lachen und Kai stieg ein. Vollkommen perplex betrachtete ich dieses, mir höchst suspekte Spektakel und stupste Mike mit dem Ellenbogen an. „Findest du das auch so seltsam?", murmelte ich schockiert, während sich Alex und Kai gegenseitige Kosenamen füreinander ausdachten. „Und wie. Fangen wir lieber schnell mit aufräumen an.", flüsterte Mike zurück und ich nickte zustimmend. Natürlich war ich froh darüber, dass die beiden sich auf Anhieb so gut verstanden, merkwürdig war dieses Verhalten allerdings trotzdem. Ich hatte erwartet, Kai würde meinem Kollegen den Kopf abreißen, da dieser mir meinen aller ersten Kuss gestohlen hatte. Und durch den Streit zwischen Kai und Mike, war Mike abgehauen und hatte es vorgezogen, auf der Straße zu hausen. Dementsprechend hatte ich auch gedacht, dass sich Alex ein wenig, naja, zumindest ein bisschen kühler Kai gegenüber benimmt. Aber nun ja, wo die Freundschaft hinfällt. Solang sie keine Pläne gegen Mike und mich schmiedeten. So war das Eis also gebrochen und wir konnten mit den Aufräumarbeiten beginnen.

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt