In Fällen prasselte der Regen auf die asphaltierten Straßen, auf denen sich schon ganze Flüsse bildeten. Eine gigantische Decke aus pechschwarzen Wolken versteckte den sonst so strahlend blauen Himmel. Die Sonne war gar nicht mehr zu sehen. Es war kalt und der Wind blies mir die Haare ins Gesicht. Mit einer Regenjacke als Schutz trat ich dem Wetter mutig entgegen, die Hand um den Griff des alten Blech-Bollerwagens gelegt. Es war Freitag, ein düsterer Freitag. Der Abgabetermin der, von der Bücherei ausgeliehenen Bücher, lief heute ab. Das hieß, ich musste alle Meisterwerke zurück bringen. Bei solch' Sturm war das jedoch dementsprechend schwierig. Ich hatte meine Schätzchen in den Wagen gelegt und eine Plane als Abdeckung fest über sie gespannt, sodass selbst der winzigste Tropfen nicht an das Papier gelang.
Der Weg zur Bibliothek war weiter als sonst und ich brauchte länger, um das Ziel zu erreichen. Vermutlich wegen des Unwetters, doch vielleicht waren es auch meine Gefühle, die mich davon abhielten, schneller hinfort zu schreiten. Ich würde Emi sehen. Sie arbeitete jeden Tag innerhalb der Woche, denn auch bei unserer städtischen Bücherstube mangelte es vorn und hinten an Fachkräften.
Ich mochte sie nicht treffen, nicht jetzt, wo es mit meiner Laune doch gerade so wieder bergauf ging. Die Gedanken an Kais Aktionen hatte ich erfolgreich verdrängt und von Mike hatte ich auch die ganze Woche nichts mehr gehört. Ich wollte mich von meiner Freundin nicht mehr verunsichern lassen, doch wie oft hatte ich mir das nun schon vorgenommen und es dennoch nie durchgezogen? Emi kannte mich und meine Psyche einfach zu gut. Sie wusste, welche Worte mich vollkommen aus der Fassung brachten und das schlimmste? Sie genoss es, mich zu quälen!
Durchnässt bis auf die Knochen, kam ich am Haus meiner Sehnsucht an. Die Jacke hatte mich kein bisschen geschützt, doch solang die Bücher trocken waren, ging es mir auch gut.
Emi stand gerade an der großen, majestätischen Tür des prächtigen Gebäudes und hielt diese auf. Eine mir unbekannte Frau umarmte meine jahrelange Freundin und ich wurde neugierig. Ich blieb stehen und beobachtete die Damen von Weitem. Die Fremde hatte lange, blonde Haare, die zu einem Dutt zusammen gebunden waren. Sie wirkte schon etwas älter, als ich und ihre beige Bluse war bis oben zugeknöpft. Allgemein wirkte sie ziemlich ernst, doch -und das muss man ihr lassen- hatte sie ein bildschönes Gesicht. Diese Unbekannte war wirklich wunderschön, wie aus einem diese Hollywood-Streifen, bei denen immer mindestens ein Model mitspielte.
Ich kam langsam auf die Frauen zu und wartete ab, was wohl als nächstes geschehen würde. Wer war diese Schönheit eigentlich? Eine Schauspielerin? Die Blondine strich durch Emis rotes Haar und was dann geschah, schockierte mich in gewisser Maße schon etwas. Emi beugte sich vor und verwickelte ihren Gegenüber in einen langen, gefühlvollen Kuss. Ich zog die Augenbrauen hoch, blieb stehen. Was das wirklich die Emi, mit der Kai und ich früher Kröten gejagt, sowie Kirschkern-Weitspucken gemacht hatten? Ich fand es schon ziemlich- sagen wir...- überraschend, wie sich die beiden da halb auffraßen. Naja, vielleicht lag es auch daran, dass ich noch nie jemanden geküsst hatte, doch ein wenig eklig schaute es schon aus. Als die Damen dann endlich voneinander abließen, beschloss ich, nun endlich zu ihnen zu gehen, konnte ja nicht ewig hier im Regen stehen bleiben. „Ich muss dann jetzt los.", sprach die Unbekannte noch, bevor die beiden mich überhaupt zur Kenntnis nahmen. Verträumt sah meine Freundin ihr nach und ich konnte kaum glauben, dass diese Person vor mir meine Emi war. Die, die mich mit Schlamm und Dreck beworfen und sich beim Skateboard fahren mindestens dreimal die Woche das Knie aufgerissen hatte. „Na.", grüßte ich nur und schob mich an ihr vorbei, in das Innere des alten Gebäudes. Den kleinen Wagen zog ich hinter mir her. „Hey.", meinte der Rotkopf nur abwesend, was mich Stirnrunzeln ließ. Was war denn bloß los mit ihr? Ich stellte mich vor die Theke und sah zu, wie Emi meine Bücher ab scannte um sie als 'zurück gegeben' einzutragen. „Wer war das eigentlich?", wollte ich nun doch wissen. Es interessierte mich schon ziemlich, mit wem meine Bibliothekarin da so vertraut umging. „Meine feste Freundin, Kelly." Ach, das erklärte natürlich einiges, zum Beispiel wieso sie sich derart ableckten. „Wie läuft's eigentlich bei dir? Schon wen kennen gelernt?", setzte Emelie nun zur Gegenfrage an. Ich rollte mit den Augen. Nicht schon wieder dieses Thema. „Nein! Ich will niemanden!", murrte ich nur. Auf so eine Diskussion hatte ich wirklich überhaupt keine Lust. „Hast du 'mal über unser letztes Gespräch nachgedacht?", machte sie einfach weiter, als wäre nichts. Unser letztes Gespräch, in dem es darum ging, Liebe sei Liebe, egal ob homo oder hetero? Ja, und wie ich darüber nachgedacht hatte! Sogar schon zu viel, wenn ihr mich fragt! „Klar. Wieso?", entgegnete ich also, mittlerweile etwas genervt. „Und, auf was stehst du? Frauen oder Männer? Oder beides?" Boar ich hatte da wirklich sowas von null Bock drauf! Sollte sie doch mit wem anders über sowas reden! „Keine Ahnung!", knurrte ich also und wandte mich von ihr ab. „Hey, warte!", rief sie jedoch und hielt mich fest, als ich gerade den Weg zur Eingangstür angetreten hatte. Eigentlich wollte ich sie ja nicht so einfach stehen lassen, doch immer kam sie mit demselben Thema an und immer lief es aufs Gleiche hinaus: Ich dachte Tagelang über sinnlose Sache nach. Wieso sie so sinnlos waren? Das ist einfach. Sie waren es, da ich eh nie eine Antwort auf die Fragen fand! Woher sollte ich denn wissen, auf was ich stand? Ich stand auf gar nichts, basta! Doch damit würde sich Emi ohnehin nie zufrieden geben. „Hör mal, ich hab jetzt eh Feierabend und ich würde gern, dass du mich wohin begleitest.", sprach sie und betrachtete mich mit ihren großen, süßen Augen. Dackelblick. Oh Mann, was sie wohl jetzt wieder mit mir vor hatte? Ich seufzte und ja, ich wusste ich würde es bereuen aber... „Okay, ich komm' mit."
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Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡
RomanceIm Leben des jungen Isaac war nichts unvorhersehbar. Er war ein einfacher, doch glücklicher Mann, der seinen Traumberuf gefunden und gute Freunde an seiner Seite zu wissen, hatte. Eigentlich gab es nichts, was ihn in seiner Ruhe hätte stören können...