17. Kapitel- Das Prasseln der Dusche

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Die Sonne fiel durch die schneeweißen Gardinen auf mein Bett. Ruhig lag ich da, eine weiche Bettdecke umhüllte meinen warmen Körper und den Kopf hatte ich in das große Kissen geschmiegt. In dieser Nacht war mein Schlaf so fest und erholsam gewesen, wie schon lang nicht mehr und sicher hätte ich noch eine Weile so weiter geschlummert, hätten mich die warmen Strahlen nicht im Gesicht gekitzelt. Lächelnd öffnete ich die Augen und blinzelte gegen das grelle Licht. Ich war glücklich, denn endlich war es still hier und so friedlich, wie schon lang nicht mehr.
Langsam setzte ich mich auf und hielt mir den Kopf. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich mich hier in meinem Schlafzimmer befand. Irgendwie riss die noch stark vorhandene Müdigkeit ein großes, schwarzes Loch in meine Erinnerungen, sodass ich ganz vergaß, was am Abend zuvor so geschehen war. „Ich hatte den Chef verabschiedet.", flüsterte ich mit rauer Stimme die letzten, noch vorhandenen Fetzen an den gestrigen Tag, die in meinen Gedanken umher schwirrten und räusperte mich erst einmal.
Ich schaute mich im Raum um. Es wirkte alles ganz normal. Wie es schien, war ich Gestern einfach nur Heim gekommen und hatte mich gleich schlafen gelegt. Ja, an diesen Gedanken hielt ich fest. Ich beschloss, nicht länger sinnlos im Bett zu sitzen. Immerhin musste ich meinen freien Tag doch nutzen! Die Bücher warteten sicher schon sehnsüchtig auf mein Erscheinen!
Noch völlig verschlafen stand ich also auf und taumelte aus dem Schlafzimmer. Ich sah an mir hinab und bemerkte, dass ich nur noch meine dunkelblaue, knappe Unterhose trug. Dabei schlief ich doch auch immer im Shirt. Ich zuckte mit den Schultern. Vielleicht war mir gestern Abend einfach warm gewesen, kam vor. War ja auch nichts Weltbewegendes. Dennoch stirnrunzelnd, tapste ich in die Küche und gönnte mir zunächst ein Glas kaltes Mineralwasser. Es war wie Balsam für meine ausgetrocknete Kehle und gleich fühlte ich mich viel frischer, jedoch änderte dies auch nicht viel an meiner Schlaftrunkenheit. Ich hätte mir in den Nächten zuvor nicht so viele Gedanken über Gott und die Welt machen sollen, hätte ich doch lieber geschlafen. Dann wäre ich jetzt nicht so müde. Naja, leichter gesagt als getan, immerhin ging es mir im Gegensatz zu heute, an diesen Tagen auch sehr schlecht. Ich fühlte mich zudem ziemlich allein, denn einen Freund hatte ich ja nicht mehr. Kai war ja gegangen.
Ich stellte das Glas auf der metallisch-grau glänzende Spüle ab, da bemerkte ich ein Geräusch. Was war das? Ich lauschte und erkannte nach einigem Nachdenken das Prasseln der Dusche. Moment... der Dusche? Meine Augen weiteten sich ein wenig und ich biss mir auf die Unterlippe. Der Dusche! Dabei war ich doch ganz allein in der Wohnung, zumindest nahm ich das damals an. Mike hatte ich total vergessen, weswegen ich total panisch nach einem bedrohlich-wirkenden Gegenstand suchte. Denn mir war absolut klar, dass es sich hierbei nur um eines handeln konnte.. „Ein Einbrecher!", flüsterte ich mit zitternder Stimme. Ich nahm mir den erstbesten, harten Gegenstand, den ich in die Finger bekam- ein Nudelholz- und taumelte mit weichen Knien Richtung Badezimmer.
Oh Gott... Was, wenn mich diese Person umbringen würde? Wenn sie bewaffnet war?! Zitternd legte ich meine Hand- so leise wie möglich- auf die goldene Klinke der Holztür. Ich versteckte mich hinter dem hellen Holz, während ich ganz vorsichtig die Goldene hinab drückte und die Tür sich still öffnete. Hoffentlich würde der Einbrecher nichts merken! Mein Herz rutschte mir beinah in die Hose, als ich mich zur Seite lehnte um Einblick ins Bad zu bekommen. Ich klammerte mich an mein Nudelholz, doch was ich dann da zu sehen bekam, das hatte ich wirklich nicht erwartet! Von der Tür hatte man perfekte Sicht auf die Dusche, nicht einmal ein Vorhang versperrte sie mir, auf die Person, die da nun stand. „Mike..", hauchte ich und starrte ihn einfach nur an. Er hielt die Augen geschlossen, während er sich genüsslich einseifte. Bemerkt hatte er mich anscheinend noch nicht. Mein Blick glitt hinab, wie die Wassertropfen an ihm. Sein Körper war viel durchtrainierter, als man es von einem wie ihm erwarten würde. Auf seinem Bauch zeichneten sich Muskeln deutlich sichtbar, seine Arme waren sogar stärker als die vom Chef und seine zarten Hände strichen über seine Seiten. Ich konnte nicht anders, als weiter hinzuschauen. Mike sah viel besser aus, als ich es gedacht hatte und dazu war er auch noch der erste Mensch, den ich nackt betrachten durfte und der dabei nicht ich war. Ohne darüber nachzudenken, fuhr ich also fort und blieb mit dem Blick auf Höhe seiner Mitte stehen. „W..wow!", flüsterte ich, da öffnete Mike die Augen und kreischte geschockt auf, als er mich bemerkte, dass ich da in der Tür stand. Vor Schreck ließ ich das Nudelholz fallen und machte einen ganzen Satz nach hinten. Er versteckte seine Schönheit sofort mit den Händen, während er knallrot anlief. Augenblicklich und wie aus Reflex schmiss ich die Badtür zu und die knallte laut ins Schloss. Ich taumelte rückwärts und mein Gesicht mutierte zu einer Tomate. Zudem schaute ich an mir hinab und entdeckte noch mehr, was mich genieren ließ. Anscheinend hatte mir der Anblick von Mike's nackten Körper doch mehr gefallen, als ich zunächst gedacht hatte. Das sah man mir nun auch an. Verdammt! Was sollte ich denn jetzt tun? Ich kann euch sagen, so peinlich wie das eben, war mir noch nie etwas in meinem gesamten Leben gewesen! Was Mike jetzt wohl von mir dachte? Sicher nur das Schlimmste! Am liebsten wäre ich einfach im Boden versunken! Oh Mann. Wenn der Tag schon so begann..!

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt