46. Kapitel- Der letzte Atemzug

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Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den Nächsten, schritt langsam durch die langen, kalten Flure des Krankenhauses. Dieses weißes Nichts um mich, ließ mich frösteln. Es war eisig und die Einsamkeit schrie aus den leeren Zimmern hinten den offen stehenden Türen. Fast schon unheimlich, konnte man diesen Ort nennen. Oder war es vielleicht nicht das Gebäude, was mich gruselte, sondern der Umstand, weshalb ich hier war? Ich blieb stehen, vor mir die einzige geschlossene Tür der ganzen Station. Schnell schlug mein Herz, doch nicht etwa aus Freude, nein! Ich fürchtete mich vor dem, was ich im Inneren dieses Raumes auffinden würde. Einen Moment zögerte ich, überlegte, ob ich nicht doch besser umkehren und Heim gehen sollte, doch schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und legte meine zitternde Hand auf die metallische Türklinke und drückte sie hinab. Die Tür tat sich auf und ich hielt vor Angst den Atem an. Was würde in diesem Zimmer auf mich warten?
Alex lag dort, auf seinem Krankenbett, den Kopf zu Seite gelegt. Er hatte eine Maske auf und war an unzählige Geräte angeschlossen. Ich schluckte schwer und trat langsam näher. Eines der Geräte piepte im Sekundentakt, ein Herzmesser. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und drehte mich zu meinem Kollegen. „Alex... es tut mir leid.", sprach ich leise und meine Stimme schallte in dem weißen, leeren Raum. Von mir selbst erschreckt zuckte ich zusammen, beschloss aber nicht weiter darauf zu achten und sprach unbeirrt weiter: „Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen. Ich wünschte, ich könnte dir helfen!" Tränen stiegen mir in die Augen und ich sah auf seinen regungslosen Körper, bevor ich vor seinem Bett auf die Knie sank. „Alex, ich weiß, es ist viel verlangt, aber bitte vergib mir! Bitte!" Ich nahm seine Hand und drückte mein Gesicht gegen sie. Verzeih mit bitte!
Plötzlich begann das Gerät neben uns wie wild zu piepen und ich sprang erschreckt auf. Alex Herzschlag war schlagartig in die Höhe geschnellt und raste nun. „Alex?!", gab ich ängstlich von mir und starrte auf das Gerät, was auf einmal einen lauten Ton von sich gab. Meine Augen weiteten sich, als ich die gerade Linie auf dem Bildschirm sah. „Nein! Alex!" Ich drehte mich um und rüttelte an seiner Schulter. „Alex nein! Du darfst mich jetzt nicht allein lassen!", schluchzte ich und die Tränen traten mir über die Augen. Ärzte stürmten das Zimmer, drängten mich zurück. „Alex!", schrie ich weinend, doch er hörte mich nicht. Er regte sich nicht. Die Weißkittel versuchten ihn zurückzugewinnen. Sie versuchten ihn wieder zu beleben, doch er regte sich einfach nicht. Er regte sich nicht! „Alex! Du darfst nicht sterben!", brüllte ich, bevor sie mich aus dem Zimmer stießen und mir die Tür vor der Nase zu knallten. „Alex!" Ich schlug mit der Faust gegen die Tür, senkte den Kopf. Die Tränen tropften auf den kühlen Boden und ich schluchzte leise auf. „Du darfst nicht... du darfst einfach nicht tot sein, Alex!" Schluchzend nahm ich die Hand vors Gesicht und ging in die Knie. Alex... Alex!

Liebe?! Lieber nicht! ||Boyslove Yaoi~♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt