K A P I T E L ❤ 02
3
Vorsichtig zog ich die Linie meines schwarzen Eyliners übers Augenlid, während die Stimme meiner besten Freundin Sasha durch mein Telefon schallte.
„Bist du nervös?", fragte sie mich. In ihrer Stimme fast mehr Aufregung als in meiner.
„Ein wenig."
„Weil dein feuchter Traum vor Ort ist?", sagte sie stichelnd.
„Haha!", sagte ich und versuchte mir ein Lachen zu unterdrücken.
„Wusste ich es doch. Mich würde es nicht wundern, hättest du Bilder von ihm unter deinem Kopfkissen liegen, die du abends anschmachten kannst. Wie damals, als du mit Vierzehn auf Justin aus der Parallelklasse standest. Du hast sein Gesicht ausgedruckt und es in Herzform ausgeschnitten. Du hast es dann auf irgendwelchen halbnackten Oberkörpern von Boyband-Sängern geklebt. Deine Mutter war so erbost, dass sie mit dir am Sonntag zur Beichte gegangen ist..."
Ich zog den Strich meines Eyliners ruckartig nach oben. Musste mich vor Lachen am Waschbecken abstützen.
Ich blickte in den Spiegel und atmete schwer aus. Es glich so schon einem Wunder einen symmetrischen Lidstrich zu meistern. Mit einem Wattestäbchen versuchte ich mein Makeup zu retten. Ich machte es nur schlimmer.
Ich begann den Lidstrich von neuem zu zeichnen. Hoffte inständig, das Sasha keine weiteren Geschichten für mich hatte, die mich so aus der Fassung bringen würden.
Sasha war bis vor kurzem immer an heißen, maskulinen und testosterongesteuerten Männern interessiert, die sie nach drei Dates inklusive Sex links liegen ließen. Als sie mir erzählte, sie habe keine Lust mehr auf Männer und das Patriachat, und stattdessen nur noch Frauen daten würde, hatte ich nur gelacht. Sie auch. Lange hatten wir gelacht. Jetzt lachten wir nicht mehr. Denn sie hatte aus Spaß einige erste Dates mit Frauen arrangiert. Sie war aufgeregt wie ein Teenager der das erste Mal mit seiner neusten Flamme aus der Parallelklasse Händchen hielt. Sie hatte keine Ahnung wie es war eine Frau zu daten. Doch dann lernte sie Jessica kennen. Eine deutsche Jurastudentin die ein Auslandsjahr in London machte. Auch nach dem dritten Date mit ihr, schwörte Sasha sie stehe nicht auf Frauen. Die Vorstellung eine zu Küssen oder anzufassen, ließ sie innerlich zusammenzucken. Doch sie verstand sich gut mit Jessica. Die hörte ihr zu. Flirtete mit ihr. Bewunderte sie. Sie hatte Geduld. Jessica war besonders. Spätestens als sie sich traute Jessica zu küssen, stellte sie fest, dass sie nie wieder Männer daten wollte.
Ich musste Grinsen bei der Erinnerung.
„Sasha du ich muss jetzt los!", rief ich ins Telefon, nachdem ich einen Blick auf meine Uhr geworfen hatten.
„Nicht dass du noch zu spät kommst. Price wäre sicherlich enttäuscht, wenn du seine Rede verpasst." Den Sarkasmus ignorierte ich.
„Ich ruf später wieder an! Küsschen."
„Viel Erfolg."
Ich drückte Sasha weg und starrte erneut in den Spiegel. Seit zwei Stunden stand ich nun im Badezimmer. Hatte drei verschiedene Outfits durchprobiert, meine Haare mit dem Lockenstab frisiert und meine Augenbrauen ordentlich gezupft. Ich war bereit für die Konferenz. Ich war bereit die Powerfrau zu sein, für die mich alle hielten. Ich sprühte mir ein wenig Eau de Toilette ins Dekolleté und lächelte mich zufrieden durch den Spiegel an.
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Zimmer mit Aussicht (I + II)
RomanceEllis hält nicht viel von Beziehungen, einem nine-to-five Job und der immergleichen Aussicht aus dem Schlafzimmerfenster. Stattdessen gehören Konferenzen, Hotelbars und attraktive Businessmänner zwischen ihren Laken zu ihrem Daily Business. Zu Missg...