K A P I T E L ❤ 13
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Ich erwachte durch die lauten Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe prasselten. Meine Gedanken, noch diffus irgendwo zwischen Traum und Realität, schlichen sich langsam in mein Bewusstsein. Ich wünschte mich zurück in den Schlaf, doch die Bilder der gestrigen Nacht, so klar und deutlich vor Augen, suchten ihre Präsenz. Sie waren nicht wegzudenken. Ich würde sie nicht mehr vergessen. Mit laut klopfendem Herz öffnete ich die Augen und starrte in die Dunkelheit.
Zwischen den laut prasselnden Regentropfen, konnte ich Williams Atem hören.
"Fuck", flüsterte ich und schlug meine flache Hand gegen die Stirn.
So leise ich konnte schlug ich die Bettdecke zurück und stand auf. In meinem Kopf drehte sich alles. Meine Stirn pochte laut. In meinen Ohren ein dumpfes Dröhnen. Mit wackeligen Beinen lief ich zur Tür. Stolperte fast über Schuhe und Kleidung, die auf dem Boden lag. Langsam öffnete ich die Schlafzimmertür. Als ich draußen war und einen Blick in den großen Wandspiegel warf, stellte ich fest, dass ich Williams T-Shirt trug.
"Scheiße", flüsterte ich und lief zum Küchentresen. Die Uhr am Backofen zeigte mir neun Uhr siebenunddreißig an. Zu allem Überfluss, hörte ich die Leylas Stimme vom Sofa kommend.
"Na sieh mal einer an", sagte sie und erhob sich mit breitem Grinsen vom Sofa. "Wie hast du geschlafen?"
Ich ignorierte Leyla und nahm mir ein Glas aus dem Regal. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie auf mich zukam. Im Bademantel mit Handtuchturban zog sie sich einen Barhocker zurecht. Das Grinsen in ihrem Gesicht immer breiter werdend.
"Ich konnte nicht viel erkennen, aber ich gehe mal davon aus, dass dass nicht Elliot Price war?"
"Nein, war es nicht.", gab ich mit gepresster Stimme zurück und füllte mein Glas mit kaltem Wasser. Gott, ging es mir scheiße.
"Wer dann?"
"Unwichtig."
"Ach komm schon, wenn ihr mich die halbe Nacht schon wach haltet, will ich zumindest wissen, wer es war."
"Arrrgh!", gab ich stöhnend von mir und setzte mich ihr gegenüber an den Tresen.
"Na sag schon."
"Sorry, ich weiß nicht, warum wir hergekommen sind", sagte ich, ignorierte erneut ihre Bitte. "Wir waren bei Pietros. Der hat seinen legendären Schnaps rausgeholt."
"Das klingt nicht gut."
Schweigend starrten wir eine Weile in der Luft herum. Ich versuchte die Übelkeit mit Wasser zu ertränken.
"War es wenigstens gut?"
"Ich weiß es nicht mehr. Ich glaube schon. Er konnte gut Küssen. Der Sex war zu kurz um irgendwas darüber zu sagen. Ich glaube er ist nach zwei Minuten fertig gewesen."
Leyla lachte laut los. Ich konnte mich nur zu einem Schmunzeln bewegen. Gut zwei Minuten mochten vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Es hätten auch zehn oder zwanzig sein können, doch hatte ich zum Ende hin weder Gespür für Raum noch Zeit.
"Wie habt ihr euch kennengelernt?"
"Meine Mutter versucht mich mit ihm zu verkuppeln", antwortete ich mit trägem Tonfall. Von all den Männern, die ich ins Bett hätte nehmen können, warum musste es ausgerechnet William sein.
Im nächsten Moment ging die Tür zu meinem Schlafzimmer auf. Leyla wollte nicht starren. Sie versuchte es gut zu verbergen. Dennoch sah ich wie sie mit neugierigem Seitenblick in Richtung Tür schielte. Ihre Augen klebte förmlich am nackten Oberkörper des Staubsaugervertreters. Nur in schwarzen Boxershorts kam William auf uns zu. Seine Haare standen ihm zu allen Bergen. Sein Blick müde, seine Wangen rosig.
Schweigend kam er auf uns zu, rückte sich einen Hocker zurecht und setzte sich dazu.
"Guten Morgen", brummte er in die Runde.
"Morgen", antwortete Leyla mit viel zu euphorischer Stimme. "Schön dich auch zu sehen, nicht nur zu hören."
Ich ließ kapitulierend meine Stirn auf die Theke fallen.
"William"
"Leyla."
"Eine Freude."
Die nächsten fünf Minuten bestanden aus schweigsam unbeholfener Stille. William starrte auf die Regentropfen, die an der Fensterscheibe herunterliefen. Ich starrte in mein Wasserglas, mit dem Wissen, das mich das auch nicht aus dieser Situation heraushelfen würde und Leyla begann sich eine Mandarine zu schälen. Leyla fehlte das gewisse Feingefühl, wann gegebenenfalls der falsche Moment für Smalltalk am Morgen war. Dies war der Moment.
"War's ein guter Abend?"
"Super Abend", gaben William und ich unisono zurück. Ich hob den Blick von meinem Glas, William seinen vom Fenster. Einen Moment starrten wir uns an. Ich bemerkte wie meine Wangen erröteten. William grinste mich unbeholfen an.
"One-night-stand oder wiederholte Eskapade?"
"Leyla!", rief ich mit genervtem Unterton. Jetzt war nicht der Moment. Meine Augen borten sich vielsagend in ihre.
"Ist ja gut. Ich muss eh ins Badezimmer."
"Gute Idee", sagte ich.
Grinsend rutschte Leyla vom Hocker und schlurfte in Richtung Bad. Als ich den Blick von ihr nahm, hatte William seine Hand auf meinen nackten Oberschenkel gelegt.
"Echt jetzt?", gab ich zurück, schob seine Hand zur Seite und rutschte ebenfalls vom Hocker.
"Ich liebe dich, Ellis."
"Verarscht du mich gerade? Wenn ja, ist das denklich der schlechteste Zeitpunkt."
"Definitiv", gab William zurück. "Wir sind nur Freunde, das hast du gestern mindestens zehn Mal klargestellt. Selbst beim Höhepunkt des Spektakels, hast du es mir dreckig ins Ohr geflüstert."
Ich hielt in meiner Bewegung inne, drehte mich in Williams Richtung und starrte ihn einen Moment an.
"Das wird sich nicht noch einmal wiederholen." Meine Mundwinkel zuckten unkontrolliert in die Höhe.
"Das werden wir sehen", sagte er und griff nach meinem Handgelenk. Er zog mich zu sich, legte seine andere Hand um meine Hüfte und drückte seine Lippen an mein Ohr.
"Zweite Runde?"
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Zimmer mit Aussicht (I + II)
RomanceEllis hält nicht viel von Beziehungen, einem nine-to-five Job und der immergleichen Aussicht aus dem Schlafzimmerfenster. Stattdessen gehören Konferenzen, Hotelbars und attraktive Businessmänner zwischen ihren Laken zu ihrem Daily Business. Zu Missg...