Kapitel 07 | 4 | Edited

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K A P I T E L 07

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William sah gut aus, das musste ich zugeben. Er war schon da, als ich das kleine Sushi Restaurant betrat. Seine dunklen Haare hatte er ordentlich nach hinten gekämmt. Er trug einen hellen Pollover und auf seiner Nase saß eine Brille mit runden Gläsern. Eine seiner Locken fiel ihm widerspenstig in die Stirn. Noch hatte er mich nicht gesehen. Er starrte aus dem Fenster hinaus. Sein Blick nostalgisch. Seine Gesichtszüge entspannt.

„Haben Sie eine Reservierung?", riss mich eine Bedienung aus den Gedanken. Ich wand den Blick von William ab und nickte.

„Meine Begleitung ist schon da", sagte ich und nickte in Richtung William. Ich beobachtete, wie er auf seine Armbanduhr schaute. War ich zu spät? Ein Blick auf meine beruhigte mich. Kurz nach sieben.

Ich reichte der jungen Frau meine Jacke und schritt auf den Tisch zu. Als William mich sah formten sich seine Lippen zu einem Lächeln.

„Ellis", begrüßte er mich und stand auf, „Schön dich zu sehen."

„William. Die Freude ist ganz meinerseits."

Die Freude ist ganz meinerseits? Was zur Hölle? Williams Lachen, verriet mir, dass auch er sich fragte, ob wir eine Zeitreise ins England des neunzehnte Jahrhundert gemacht hatten.

William drückte mich kurz an sich und setzte sich schließlich wieder.

„Der beste Sushi-Laden der ganzen Stadt. Wenn nicht sogar des Landes", stellte er mir das Restaurant vor. „Ich würde lügen, würde ich behaupten nicht die gesamte Belegschaft mittlerweile bei Namen zu kennen."

„Dein dediziertes Restaurant, um Frauen auf ein erstes Date einzuladen, um nachher mit ihnen in der Kiste zu landen?"

„Ellis. Ein wenig mehr Anstand könntest du mir zuweisen. Gleich beim ersten Date... unglaublich", gab er kopfschüttelnd zurück, „Ich war mit keiner Frau bisher hier. Nun gut. Mit einer."

„Du musst dich nicht verteidigen", gab ich zurück und setzte mich ihm gegenüber, „Sushi ist also deine Schwäche."

„Kann man so sagen."

Wir grinsten uns kurz an, bevor er mir eine Karte reichte. Vielleicht war das hier gar kein Date, dachte ich mir plötzlich. Hatte er in einer Nachricht von Date gesprochen? Er hatte von Abendessen gesprochen. War das dann überhaupt ein Date? Nachher wollte er mir einen Staubsauger andrehen und ich machte mir die ganze Zeit unnötig Sorgen um Makeup und Outfit.

„William ist das ein Date hier?"

„Nenn wie du es willst. Aber ich meine mich zu erinnern, dass du nicht datest. Daher nein."

„Gut."

„Ich bin eigentlich hier, weil ich dir ein Angebot machen möchte."

„Was für ein Angebot?"

„Bald kommt der Ultrasauger 5000 raus und ich wollte mit dir über dessen Finanzierungsmöglichkeiten sprechen."

Ich starrte William an und versuchte nicht laut loszulachen.

William schmunzelte und blickte auf die Karte. „Es ist ein Date, Ellis. Oder auch keins. Nenn es wie du willst. Du musst auch keine Angst haben, dass deine Mutter es erfährt."

Ich senkte meinen Blick auf die Karte hinab. Fühlte mich wie damals mit Vierzehn als ich mit Robert Stevens aus der Acht C ins Kino gegangen bin und meiner Mutter erzählt hatte, ich sei bei Sasha zum Hausaufgaben machen. Mit dem Unterschied, dass sie mir dieses Mal vermutlich kein Hausarrest gegeben hätte, sondern eine Hochzeit geplant hätte.

Zimmer mit Aussicht (I + II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt