Kapitel 15 | 2 | Edited

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K A P I T E L 15

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Mit klopfendem Herzen hievte ich mich aus dem Wasser. Ich hinterließ nasse Fussabdrücke auf dem warmen Boden, als ich eilig zum Haus hochlief. Ich knotete mir das Handtuch um und band mir meine Haare zu einem Zopf hoch.

Wo war mein Handy?

"Willst du einen Drink, Ellis?"

"Wie war das Wasser?"

Ich ignorierte die Fragen. Lief schnellen Schrittes ins Haus, vorbei an Anja und Lucy die singend in der Küche standen.

Ich nahm zwei Stufen gleichzeitig und stürmte in das Gästezimmer. Da lag es, auf dem Nachttisch.

Mit fast schon zitternden Fingern nahm ich mein Telefon auf die Hand. Ich öffnete den Chat und tippte die Worte ein.

Ich habe Angst...

Ich atmete aus, ließ mich aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Ein Gekko klebte am oberen Rand der Zimmerwand und grinste mich an.

Meine Finger schwebten über die Tastatur.

Ich habe Angst davor, Gefühle für jemanden zu entwickeln und mein eigentliches Ziel vor Augen zu verlieren. Ich habe Angst Erwartungen entsprechen zu müssen und diese nicht erfüllen zu können. Ich habe Angst zu enttäuschen. Wiedereinmal.

"So wie du mich enttäuscht hast?"

Ich sendete ihm die Nachricht. Mit klopfendem Herzen schaute ich vom Handy auf. Der Gekko noch immer unbewegt an derselben Stelle klebend. Aus seinen dunklen, wachsamen Augen starrte er mich an.

"Du kannst nicht die Verantwortung für all die Menschen da draußen übernehmen, Ellis. Du kannst sie auch nicht für meinen Tod übernehmen"

Ich ließ mich auf die Bettkante nieder und nahm den Blick vom Gekko. Eine Weile starrte ich hinaus aus dem Fenster.

Mein Handy kündigte eine neue Nachricht an. Er hatte geantwortet.

Hast du Gefühle entwickelt?

Ich schnaufte auf.

Nein, aber die Abende mit dir fehlen mir. Sehr.

Die drei Punkte erschienen. Verschwanden wieder.

Ist das nicht dasselbe?

Unschlüssig was ich antworten sollte, starrte ich auf den Screen. Ich tippte einige willkürliche Buchstaben ein, damit er sah, dass ich schrieb. Ich wollte nicht, dass er sein Telefon zur Seite legte, weil ich zu lange für eine Antwort brauchte.

Sie haben mich glücklich gemacht, die Nächte. Weniger einsam. Es war einfach. Unkompliziert. Interessant. Ich brauche keine Beziehung, es war perfekt. Definiere es wie du willst.

Mehrere Minuten starrte ich auf die immer wieder erscheinenden Punkte. Dann geschah nichts.

Hast du Gefühle entwickelt?, fügte ich hinzu. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals.

Es ist kompliziert, Ellis. Nein, aber die Abende werde ich missen. Definiere es wie du willst.

Ich presste meine Lippen zusammen.

Du hast nicht Angst gehabt, dass es auffliegt und die Presse oder William es erfährt, Elliott. Du hast lediglich Angst gehabt, dass es danach kompliziert wird. Das ICH kompliziert werde. Es ging lediglich um dich.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie der Gekko mit schneller Bewegung die Wand hinab huschte.

Es war ein Spiel, fügte ich hinzu.

Zimmer mit Aussicht (I + II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt