K A P I T E L ❤ 03
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In High Heels und schwarzem, enganliegendem Hosenanzug trat ich mit klopfendem Herzen durch die Türen zum Konferenzgebäude. Der eine Lidstrich minimal, fast kaum ersichtliche kürzer gezogen. Danke, Sasha, dachte ich schmunzelnd und blickte mich um.
Ich stand in einem großen Foyer mit hohen Wänden. Deckenhohe Fenster umrandet von langen dunklen Vorhängen, ließen die wenige Sonne in den Raum hineinstrahlen, die Oslo im Winter zu bieten hatte. Nicht lange und es würde wieder dunkel werden. Von den Decken hingen schwere, goldene Kronleuchter. Ich hatte kaum Zeit einen Blick auf die geladenen Gäste zu erhaschen, da empfang mich eine zierliche Frau mit breitem Lächeln. Sie drückte mir ein Glas Sekt in die Hand und suchte daraufhin meinen Namen in ihrer Liste.
„Sie sind heute an vierter Stelle dran, gleich vor der Pause. In einer halben Stunde findet ein Soundcheck und eine Technikprobe statt. Um Punkt dreizehn Uhr geht es dann offiziell los. Sind sie ein oder zwei Tage da?"
„Nur heute.", sagte ich und nahm Programmmaterial und Ausweis entgegen.
„Es freut uns sehr, sie heute hier zu empfangen! Catering steht nach der Technikprobe zur Verfügung und den Raum für ihre Sachen finden sie gleich dort drüber wieder."
Ich bedankte mich, nahm mein Sektglas und trat ein. Gut gekleidete Menschen standen mit Sektgläsern in Grüppchen um einzelne Stehtische herum. Die Stimmung schien entspannt, auch wenn ein Hauch Anspannung in ihr lag.
Einige Gesichter erkannte ich wieder. Sie waren mir auf anderen Konferenzen begegnet, zu denen ich als Gast eingeladen worden war. Meine Augen wanderten durch den Raum. Er war noch nicht da, stellte ich fest und lief auf den Raum zu, zu dem ich verwiesen wurde. Mit klackernden Absätzen stolzierte ich über den hellen Marmorboden. Ich hatte es geschafft. Nun gut, der Tag stand noch vor mir. Doch ich hatte es geschafft, hier zu stehen und als junge, erfolgreiche Frau, um den Menschen eine Stimme zu geben, die keine hatten.
Ich wusste, mein Team würde heute Abend den Laptop einschalten und sich die Konferenz anschauen. Meine Kollegin Anja, die ich in alle Entscheidungen, die die Firma betrafen mit einbezog, hatte mir Nachrichten und Bilder zukommen lassen. Anscheinend würde sie sich heute Abend mit Popcorn und Wein den Talk ansehen. Anja hatte zunächst als Product Managerin begonnen. Jetzt nach sechs Jahren konnte sie sich offiziell Chief Product Officer nennen. Gemeinsam konnten wir stundenlang hitzige Diskussionen führen, die zum Haare raufen waren und uns den letzten Nerv raubten. Dabei klangen wir, wie ein altes Ehepaar, so einige Kollegen. Doch war sie eine der kompetentesten Menschen die ich je kennengelernt hatte. Nicht nur auf Business auch auf privater Ebene verstanden wir uns ausgesprochen gut. Wir sind zwei Frauen, mit einem Plan, sagte sie immer. Innerlich hatte sie den alten, weißen Männern den Kampf eröffnet.
Ich riss die Tür zum Raum auf und lächelte in mich hinein. Ich war so aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten. Ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, dass ich nicht allein war.
Als ich Elliot Price in lässiger Jeans-Hose und halb zugeknöpftem weißem Hemd in der Ecke vor einem Spiegel stehen sah, fiel mir fast die Kinnlade herunter. Verdammt sah er gut aus.
Na sieh mal einer an, dachte ich und schloss die Tür hinter mir.
Mein Herz so wild klopfend wie seit langem nicht mehr. Die Rede musste mir ja wirklich, wirklich sehr viel Angst einjagen, Ellis, dachte ich mir schmunzelnd. Anders konnte ich mir meine Aufregung nicht erklären.
Elliot drehte sich um und starrte mich an.
„Hallo Ellis. Endlich lernen wir uns kennen", sagte er mit seiner rauchigen, tiefen Stimme. Daraufhin fuhr er sich mit den Fingern durch die wilden Haare, riss sein weißes Hemd von seinem Astralkörper und schritt auf mich zu. Er griff mit seinen langen Fingern in mein Haar, zog mich an sich heran und hauchte mir ins Ohr, wie lange er auf diesen Moment gewartet hatte.
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Zimmer mit Aussicht (I + II)
RomanceEllis hält nicht viel von Beziehungen, einem nine-to-five Job und der immergleichen Aussicht aus dem Schlafzimmerfenster. Stattdessen gehören Konferenzen, Hotelbars und attraktive Businessmänner zwischen ihren Laken zu ihrem Daily Business. Zu Missg...