Kapitel 03 | 02

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K A P I T E L 03

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Kater Sparrow starrte mich aus seinen dunklen Augen an. Er saß auf dem Küchentresen und beobachtete jede meiner Bewegungen. Urteilte vermutlich still und heimlich darüber, dass ich um elf Uhr Abends in der dunklen Küche stand, den Laptop aufgeklappt vor mir stehen hatte und an einem Gin Tonic nippte.

"Jetzt schau nicht so", sagte ich und kraulte Sparrow hinter den Ohren. Sparrow legte den Kopf schief und begann zu schnurren. Leyla hatte mir zunächst gar nicht erzählt, dass sie einen Kater namens Sparrow hatte. In meiner Anzeige (Shared Boutique Studio Apartment, 27. Etage, 17qm Zimmer, 1600 pounds zu vermieten) hatte ich geschrieben, dass weder Haustiere, Raucher noch Studenten gesucht werden. Ich hatte unzählige Jahre in Studentenwohnungen gelebt. Die Zeiten, in denen ich mich mit anderen darum stritt, wer einmal die Woche das Waschbecken von den Barthaaren dahergelaufener One-Night-Stands zu putzen hat oder wer welchen Abend die Küche für ein Date mit Sex-Potential reservieren durfte, vermisste ich nicht.

Alleine aufgrund des maximal geisteskranken Preises rannten mir die potentiellen Kandidaten nicht die Bude ein und so interviewte ich einen Ingenieur aus Stockholm, eine Immobilienmarklerin aus Dubai und Leyla. Dem Ingenieur sagte ich ab, da er sein Schlagzeug und eine Python mitbringen wollte, die Maklerin, weil sie jeden zweiten Satz mit "Also in Dubai..." angefangen hatte. Leyla war die einzige, die verlässlich und bodenständig wirkte. Dass sie eine PR Beraterin mit sozial-Phobie war, hatte sie mir nicht verraten. Dass sie einen Kater hat, Friends rauf und runter schaut und die Kühltruhe mit großen Mengen Schokoladeneis belagern würde ebenfalls nicht.

Nachdenklich blickte ich auf Leylas verschlossene Zimmertür. Ich würde sie gegen niemand anderes austauschen wollen.

Das Aufleuchten meines Handys ließ mich aufblicken. Ich wand den Blick von der Tür und starrte auf den Namen auf dem Display. Price.

Ich nahm mein Handy in die Hand, entfernte mich von der Theke zum Fenster und nahm ab. Elliot Price in weißem Shirt mit Espresso-Tasse in der Hand starrte mich durch den kleinen Screen an.

"Ellis, ich bin davon ausgegangen, dass du noch wach bist."

Ich zog die Augenbrauen hoch und lehnte mich an die Fensterfront.

"Hey Elliot." Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er mich per Videocall um elf Uhr Abends anrief. Mein Herz klopfte schneller, als dass ich es zugeben wollte.

"Lange Nacht vor dir?"

Elliot hob seine Espressotasse an. "Ich arbeite gerade an einem Businessplan, Ellis. Die Medizinbranche ist vielversprechend aber ich muss weiter denken. Über den Tellerrand hinaus. Ich denke darüber nach, wie wir in Afrika die medizinische Infrastruktur revolutionieren können. Wie wir allen Menschen Zugang ermöglichen können. Weltweit. Einfach. Schnell. Getrieben von zukunftsorientierten Technologien..."

"An was denkst du da?"

"Ich habe noch keinen ausgereiften Plan. Aber ich habe gerade eben von einem Unternehmen gelesen, das Blutkonserven hunderte Kilometer weit mit Drohnen zu abgelegenen Krankenhäusern fliegen lässt. Generell haben wir ein großes Problem in Afrika mit der medizinischen Versorgung in abgelegenen Regionen."

Elliot drehte sein Handy in Richtung Laptop. Außer die Umrisse einer Powerpoint Präsentation konnte ich nichts lesen.

"Ich zeig es dir wenn wir uns sehen."

"Wenn wir uns sehen, ist deine Powerpoint glaube ich das letzte, was uns durch den Kopf geht."

Er schmunzelte.

Zimmer mit Aussicht (I + II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt