Kapitel 01 | 02

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K A P I T E L 01

2

Elliot Price kam auf mich zu, zog sich einen Barhocker zurecht und setzte sich mir gegenüber. 

"Wir müssen Regeln aufstellen", begann er und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er fort. "Erstens-" Elliot hob seine Hand an und streckte den Zeigefinger aus. "-dein Business hat oberste Priorität in deinem Leben. Mein Business hat oberste Priorität in meinem Leben." Elliot nahm das Glas Rotwein vom Tresen und nahm einen Schluck. "Zweitens-" Er stellte es ab und hob zwei Finger an. "-ich hasse Partys und Double-Dates. Lade mich nie zu so etwas ein. Vor allem nicht auf irgendwelche Hochzeiten. Ich will meine Zeit nicht auf Abenden verbringen, bei denen ich weiß dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist - um genau zu sein bei 42 Prozent -, dass es in einer Scheidung endet. Drittens-" Elliot hob den dritten Finger an. "-wir stehen in der medialen Aufmerksamkeit. Beende diese Geschichte mit dem Nachrichtensprecher und William. Ich glaube nicht an Monogamie, aber glaube mir, du tust dir keinen Gefallen damit, wenn du das offen auslebst. Ich spreche aus Erfahrung. Sorge einfach nicht für unnötige Aufmerksamkeit."

Elliot hielt inne und nahm die Hand herunter.

"Erstens-", sagte ich und streckte ihm meinen Zeigefinger entgegen. "-lass dich nie wieder von so einer medialen - entschuldige meine Wortwahl - Scheiße, so aus dem Konzept bringen." Ich hob den zweiten Finger an. "Zweitens, versuche mich nie mit Geld zu kaufen. Ich finde Blumen nur dann schön, wenn sie noch in der Erde stecken und Schmuck erweckt nur Daddy-Issues in mir." Ich hob den dritten Finger an. "Drittens, wir bestellen nur hier - und ich wiederhole es - nur hier Pizzen und wir gehe nirgendwo anders außer in Italien Pizza essen."

"Viertens-" Elliot legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "-wir sind kein Liebespaar wir sind ein effizientes Team. Wir sind Freunde, wir haben Sex, wir sind uns wichtig, wir führen eine rationale Beziehung miteinander. Wir begegnen uns auf Augenhöhe."

Ich hob die Augenbrauen an. "Du meinst eine Beziehung ohne die Verpflichtung dahinter? Der einfache Weg? Alles zu wollen, aber nichts geben zu müssen?"

"Du weißt was ich meine. Ich befürworte dieses Labeling nicht. Wir entscheiden selber, was wir daraus machen und welchen Wert es für uns hat."

"Gut, sollen wir es vertraglich noch festhalten?"

Elliot drehte die Augen gen Decke. Ich schmunzelte. Einen Moment starrten wir uns schweigend an.

"Wie stellen wir uns anderen vor?", fragte ich.

Elliot schnaufte. "Hallo XY, das ist Ellis. Ellis das ist XY."

"Ah freut mich dich kennenzulernen Ellis. Elliot hat mir noch gar nichts von dir erzählt? Bist du seine Schwester?", imitierte ich XYs Stimme.
"Ich warne dich, Shephard. Keine Spielchen." Elliot schmunzelte. "Sie werden es sich selber zusammenreimen können. Sag ihnen irgendwas, wenn sie fragen. Sag ihnen das, was sie hören wollen."

"Gut."

"Gut."

"Magst du dir eine Pizza teilen? Ich verhungere."

"Nur wenn es glutenfreies Mehl hier gibt."

"Ich warne dich, Price. Keine Spielchen!"

Elliot nickte. Hob die Hand in Richtung Pietro und bestellte ein weiteres Glas Rotwein. Als Pietro das Glas vor Elliot abstellte, starrte er mich vielsagend an. Es war sein wir-müssen-reden-Blick. Ich grinste Pietro schulterzuckend an. Dann bestellten wir eine Margarita mit Oliven.

"Nett hier", sagte Elliot.

Ich schaute mich um. Betrachtete die Paare, Freunde, Familien die an den wenigen Tischen Platz genommen hatten. Sah die lächelnden Gesichter. Die riesigen Pizzen. Die geöffneten Flaschen Wein. Roch das frische Mehl, den verkrusteten Parmesan und den lieblichen Rotwein. Spürte die Hitze des Ofens und der Sonne die durch das Fenster hineinprallte. Die stickige Luft. Die Chemie zwischen Elliot und mir und wünschte mich an keinen anderen Ort dieser Welt. 

Zimmer mit Aussicht (I + II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt