Kapitel 05 | 1 | Edited

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K A P I T E L 05

1

London

"Mom, Mom... hör mir bitte zu! Nein du lässt mich jetzt einmal ausreden. Jedes Mal kommst du mir mit derselben Masche! Ja ich bin mir sicher, dass Mister Jacksons Sohn ausgesprochen gut ausschaut... Jetzt unterbrichst du mich schon wieder."

Schnaufend legte ich mein Handy auf den Rand der Badewanne. Ihre Stimme konnte ich auch aus der Entfernung gut und deutlich hören. Während ich mein Glas Chardonnay an die Lippen führte, hörte ich mir ihren Monolog zum Thema "Pflichten einer Frau" an.

"Mutter, ich bin dir unheimlich dankbar, dass du dir Sorgen um mich und meine Reproduktionsorgane machst", begann ich und versuchte meine Aussage so geduldig wie möglich klingen zu lassen, "aber ich werde nicht nach Little Winchesterfield zurückkommen, um den Sohn eures neuen Nachbarn zu heiraten."

"Ellis! Du sollst ihn doch nicht gleich heiraten. Wir würden uns einfach freuen, wenn du uns zu Weihnachten besuchen kommst. Wir sehen dich gar nicht mehr. Außerdem ist William wirklich ein netter, junger Mann! Ausgesprochen wohlerzogen. Er sieht auch unheimlich gut aus. Er arbeitet auch mit so einer Internetfirma. Schatz was machen die da nochmal? Peter, was war es? Peter!?"-

Ich lachte amüsiert auf und konnte mir bildlich vorstellen wie meine Mutter ganz aufgeregt durch das Wohnzimmer rannte, um meinen Vater dazu zu holen.

"Staubsaugroboter, Die neuste Technik!", rief Dad aus weiter Entfernung meiner Mutter zu.

"Ja genau, Staubsaugroboter. Kannst du dir das vorstellen! William hat mir gleich einen zum Testen zukommen lassen. Klasse die Dinger. Ich hab ihn Rob genannt. Wegen Roboter. Lustig was?"

Ich drehte die Augen gen Badezimmerdecke. Ich liebte meine Eltern, über alles, wirklich. Doch ich hasste es, wenn sie ihre Masche spielten in der sie mir ein schlechtes Gewissen gaben, weil ich sie nicht mit Enkel beschenkte.

"Was ist mit Erica?", fragte ich, um das Thema zu wechseln. Sollte sie sie doch mit Enkeln beschenken.

"Sie kommt zwei Wochen vor Weihnachten schon. Sie bringt ihren neuen Freund mit. Den hat sie ja im Louvre in Paris kennengelernt auf dieser Studienfahrt. Spanier ist er", erzählte Mom.

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir noch gar keine Gedanken um Weihnachten gemacht. Meine Mutter offensichtlich schon. Sie hatte vermutlich wie jedes Jahr schon Wochen zuvor Krippen und Weihnachtssterne aufstellte. Der Weihnachtsbaum oft so groß, dass Dad die Spitze abschneiden musste, weil er sich verschätzt hatte. Das Haus meiner Eltern ließ sich in der Häuserreihe schon aus zehn Kilometern Entfernung ersichten, so hell strahlte es. Die Stromrechnung würde ich nicht bezahlen wollen.

"Mom, natürlich komme ich auch."

Ich schüttelte amüsiert den Kopf und drehte mein Weinglas in der Hand herum. Mit der anderen ließ ich die kleinen Schaumblasen platzen, die sich auf dem Wasser gebildet hatten.

„Herrlich, ich backe dir dein Lieblingsgebäck. Shortbread! Freu ich mich. Was wünschst du dir mein Schatz?"

"Dass du kein Date mit William für mich ausmachst,", murrte ich ins Telefon.

"Ist schon gut. Mach ich nicht. Ich kann aber nicht versprechen, dass ich ihn nicht zum Kaffee einlade. Ich muss jetzt auflegen. Ich wollte mit Erica noch etwas besprechen", sagte sie und ehe ich antworten konnte, legte sie mit Kussgeräuschen und einem lang gedehnten "bis bald mein Schätzchen" auf.

Ich stellte mein Weinglas zu meinem Handy und ließ mich langsam mit dem Kopf unter Wasser gleiten. Eine Weile hörte ich nur meinem eigenen Herzschlag dumpf durch das Wasser pochen. Badums. Badums. Badums. Für einen kurzen Moment herrschte Ruhe in meinen Gedanken. Ich schloss die Augen und genoss den kurzen Moment, mich weit entfernt von der Welt da draußen zu befinden. Bilder erschienen vor meinen Augen. Elliots nackter Körper. Ich sah das Bild im Spiegel noch klar und deutlich vor Augen. Wie sein muskulöser Körper rhythmisch bewegte, während er immer wieder stöhnend in mich eindrang. Ich tauchte wieder auf und fuhr mir die nassen Haare nach hinten.

Zimmer mit Aussicht (I + II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt