Split

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Ariana

Ich weigerte mich, mich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass ich vergewaltigt worden war. Ich weigerte mich, mich mit der Tatsache auseinander zu setzen, dass ich die Gefangene eines Verbrechers gewesen war. Ich versuchte, es beiseite zu schieben und so zu tun, als hätte es mich nicht verletzt, aber als Damon mich damit konfrontierte, wurde mir klar, wie tief diese Narben waren, mir wurde klar, dass Neil immer noch in mir war, meinen Geist vergiftete und meine Beziehung ruinierte. Damon war die Person, der ich auf dieser Welt am meisten vertraute.
Warum hatte ich ihn bloß ausgeschlossen?
Warum hatte ich bloß angenommen, dass er weniger von mir halten würde?
Als er sagte, er würde mich immer noch wollen. Ich konnte es nicht glauben, aber es war genau das, was ich hören musste... dass ich nicht von diesem grausamen Kerl ruiniert worden war. Ich musste wissen, dass die schrecklichen Dinge, die mir widerfahren waren, mein Leben nicht verändern würden, zumal ich keine Kontrolle über das gehabt hatte, was geschehen war. Ich war das Opfer eines Verbrechens gewesen und ich sollte nicht bestraft werden. Ich blieb die meiste Zeit des Tages im Apartment und genoss meine Zeit als Mutter, Hope gab mir Zuflucht aus meinen grausamen Gedanken. Ich lächele sogar, ihr weinen lenkte mich ab. Ich faltete Hopes Kleider und setzte mich dann auf den Sessel um das Buch dass ich las weiter zu lesen, als Damon durch den Raum kam.
Er trug einen schwarzen Anzug und eine graue Krawatte.
Ich sah ihn eine Sekunde lang an und ein Lächeln zog sich auf meine Lippen. „Du siehst gut aus."
Seine Hände ruhten in den Hosentaschen und in seinen Augen lag ein leichter Ausdruck der Zuneigung.
Er kam weiter ins Zimmer, vielleicht hoffte er das ich ihn küsste, er starrte mich nämlich erwartungsvoll an. Der Blick dauerte sehr lange. Nach unserem offenen Gespräch fühlte ich mich in seiner Gegenwart wohler, aber ich war noch nicht bereit, die körperliche Beziehung, die wir vorher gehabt hatten, wieder aufzunehmen. Ich war seit sechseinhalb Monaten wieder nach Hause gekommen und ich fühlte mich total unwohl in meiner Haut. Als ihm klar wurde, dass nichts geschehen würde, wollte er sich wieder abwenden
„Danke. Ich muss wieder los, ich wollte nur nach dir schauen. Tyler braucht meine Hilfe im Geschäft, ich bin in einigen Stunden zurück."
Ich sah mit Schuldgefühlen im Herzen zu, wie er sich abwandte und dieser Schmerz ließ mich aufspringen und ihm nachlaufen. Ich griff nach der Vorderseite seines Anzugs und zog ihn sanft zu mir zurück.
Als er mir den Kopf zuwandte, war bereits ein zartes Lächeln auf seinen Lippen zu sehen.
Ich zog ihn an mich, bis sich unsere Lippen trafen. Es war sanft, ein Kuss mit geschlossenem Mund, aber ich spürte den Funken zwischen uns, die körperliche Sehnsucht, die zwischen uns existierte.
Die Chemie war immer da, egal was wir durchgemacht hatten.
Sein Körper drückte sich stärker an meinen und eine Hand glitt in mein Haar. Er legte seine Finger in meinen Nacken und vertiefte den Kuss. Sein anderer Arm umschlang meine Taille und er zog mich nahe an seine Brust. Es war die Art und Weise, wie er mich immer zu küssen gepflegt hatte, als würde er an niemand anderen als an mich denken.
Ich versuchte, an keinen anderen als meinen Mann zu denken, aber ich wusste, dass das noch lange dauern würde. Im Moment waren es nur Babyschritte.
Er zog sich zuerst zurück, seine Blicke auf meinen Lippen, als wollte er mich noch länger küssen. Nachdem er mich ein letztes Mal an sich gedrückt hatte, ließ er mich los. Eine Trauer über den Verlust lag in seinen Augen, als wollte er mich weiter küssen...
Ich wäre wahrscheinlich dafür zu haben gewesen, wenn ich bereit gewesen wäre.
Um die sinnliche Anspannung zwischen uns zu überdecken, wechselte ich das Thema.
„Hope wird wahrscheinlich wach sein, wenn du zurück bist"
Er nickte und beugte sich runter um seiner Tochter auch einen Kuss zu geben. Ich schmolz dahin, wenn ich ihn mit ihr sah.
Kurz nachdem Damon gegangen war, kam Janna vorbei. Sie sah mich besorgt an.
Ich hatte nicht die Energie mit Janna zu reden. Ich hatte nicht die Kraft zu lächeln und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Heute nicht...
„Willst du reden?", fragte sie mich sanft doch ich schüttelte den Kopf.
„Es frisst dich bei lebendigem Leib auf. Ich kann es sehen."
Sie hatte recht...
Ich hatte mich geweigert, mich von diesem Arschloch brechen zu lassen, ihn mein Gehirn besetzen zu lassen. Wenn mir jemand Unrecht tat, wischte ich es beiseite. Wenn ich mir immer wieder sagte, dass ich in Ordnung war, wäre ich es vielleicht auch.
„Mir geht's gut."
Dieser Mitleidige Blick hielt an.
„Ari, es ist keine Schande zuzugeben, dass es dir nicht gut geht, niemandem würde es gut gehen."
Ich konnte ihrem Blick nicht länger standhalten, also schaute ich weg.
Sie konnte das Mitgefühl nicht verbergen, das sie für mich empfand, den Schmerz den eine Schwester fühlte, wenn ihre jüngere Schwester litt.
„Wenn du nicht mit mir reden kannst, rede mit jemand anderem."
„Es gibt nichts zu reden..."
„Wenn man seine ganze Zeit damit verbringt, so zu tun, als sei nichts passiert, macht man es nur noch schlimmer." Sie starrte mich weiterhin hart an.
„Hast du dich Damon anvertraut?"
Er war der letzte Mensch, dem ich es jemals erzählen würde.
Was sollte ich sagen? Wie Neil mich angesehen hatte als er mich nahm oder sollte ich ihm erzählen wie genau er es gemacht hat?
Mir war das mehr als unangenehm und ich wollte mit keinem darüber reden.

~

Als die Beleuchtung aus und wir Bettfertig waren, lagen wir Seite an Seite in dem großen Bett. Die Lichter der Stadt durch drangen den Spalt in den Vorhängen und waren die einzige Beleuchtung in der Dunkelheit. Ich lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite, aber ich schlief nicht, weil ich nicht müde war. Sein Atemgeräusch verriet mir, dass er auch noch wach war. Wir waren uns nicht mehr so nahe wie früher. Wir schafften es, zusammen zu bleiben, aber irgendwie fühlten wir uns wie Fremde. Ich war mir nicht sicher, ob es er oder ich war oder wir beide.
Die Matratze veränderte sich durch seine Bewegungen, bevor ich fühlte, wie er seinen Körper nah an meinen drückte. Seine Brust lag an meinem Rücken und sein Arm ruhte um meine Taille. Sein Mund lag an meinem Nacken, gefangen in einem Vorhang aus Haaren. Seine Fingerspitzen drückten mich leicht durch das T-Shirt und streichelten mich in der Dunkelheit.
Es war das erste Mal, dass wir uns unter den Laken näher kamen.
Seine tiefen Atemzüge umhüllten meine Haut, sein warmer Atem heiß auf mir.
Ich hasste die Berührung nicht, aber ich genoss sie auch nicht.
Vielleicht hatte meine Schwester recht, vielleicht belastete es mich mehr, als mir klar war. Hope fing an zu weinen. Ich sprang sofort auf. Sie war im Nebenzimmer und wir hatten die Türen offen gelassen. Ich wusste das mein abruptes aufstehen, Damon wahrscheinlich verletzt hatte, den es war nicht nötig gewesen mich so schnell zu bewegen. So hatte ich ihm klar gemacht, dass ich seine Nähe nicht wollte und das wollte ich eigentlich nicht bezwecken. Ich ging in die Küche und machte Hopes Fläschchen warm. Dann nahm ich sie hoch und sie nuckelte am Fläschchen. Mitten drin schlief sie wieder ein und ich legte sie zurück in ihr Bettchen. Ich überprüfte das Babyphone und ging wieder ins Schlafzimmer. Damon saß aufrecht im Bett, die Nachttischlampen waren an.
„Ich kann dir nicht die besten Ratschläge geben, aber ich kann zuhören. Ich kann dich umarmen, wenn es das ist, was du brauchst. Ich kann dir sagen, dass alles gut werden wird und ich meine es auch so", sagte Damon und sah mich ernst an. Ich setzte mich auf seine Bettseite und meine Füße waren auf dem Boden.
„Ich verstehe nicht, was ich sagen soll. Verstehst du?", fragte ich ihn traurig.
„Du sollst gar nicht darüber reden, was passiert ist. Ich muss keine Details wissen, wenn du sie mir nicht nennen willst. Du sollst mir einfach nur sagen, warum du Angst hast? Er ist Tot. Was macht dir Angst Precious?"
Ich seufzte und stieg weiter ins Bett. Er zog das Laken weg, damit ich darunter konnte. Ich legte meinen Kopf auf seinen Oberkörper.
„Ich weiß du tust mir nicht weh, wenn wir miteinander schlafen, aber bei ihm hat es sehr wehgetan. Er hat Sachen mit mir gemacht, von denen ich fürchterliche Angst bekomme. Du würdest das nie machen, ich weiß das, aber ich habe trotzdem Angst und verstehe nicht was ich tun soll", flüsterte ich.
Er legte seine Hand auf meinen Rücken, wahrscheinlich um mir Bestand zu leisten.
„Du hast ihn selbst getötet. Du hast deinen Peiniger getötet und das hast du toll gemacht. Wirklich! Ich kann mir das nicht mal vorstellen. Lass das was er getan hat uns nicht zerstören. Den das ist genau das, was er erreichen will. Auch wenn er in der Hölle schmort, freut er sich wenn du leidest. Diesen Triumph kannst du ihm nicht gewähren!"
Ich nickte und schaue ihn an.
„Du hattest recht, ich hätte mit dir sprechen sollen", Ich drehte mich auf ihn und legte meine Hand auf seine Brust.
„Danke das du der beste Ehemann bist und ein toller Vater. Das hätte alles anders sein können, aber du hast mich kein einziges mal als gebrochen betrachtet und das lässt
mich gut fühlen", sagte ich sanft.
Er drückte seine Lippen auf meine und gab mir einen sanften Kuss. Er testete meine Reaktion, indem er den Kuss langsam und zärtlich hielt. Sein Mund blieb geschlossen. Er küsste mich nochmals und seine Lippen bewegten sich zu meinem Mundwinkel.
Ich hatte es genossen, die Empfängerin seiner Zuneigung zu sein. Ich liebte diesen Mann einfach zu sehr.
„Komm leg dich hin. Bevor unsere Kleine wieder alles auf den Kopf stellt", ich kuschelte mich an ihn und schaltete das Licht aus.
„Gute Nacht Precious!"
„Gute Nacht Damon."

TTD, A Dark Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt