Convergence

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Ariana

Ich wusste, dass es ein Traum war, aber ich schaffte es nicht, wach zu werden. Ich wusste, dass es nicht real war, aber ich hatte trotzdem Angst.
Todesangst.
Neil lag auf mir, sein besitzergreifender Blick bohrte sich in meinen. Wir waren nackt und er benutzte meinen Körper, als würde er ihm gehören. Eine Hand lag auf meinem Hals und er würgte mich, während er mich nahm.
Ich stieß ihm meine Hände ins Gesicht, um ihn abzuwehren. Es war so viel Hass in meinem Körper und ich war kurz davor zu explodieren. Ich hasste ihn so sehr, dass ich ihn mit bloßen Händen töten könnte. Ich schwang meine Arme herum und schlug ihm ins Gesicht, gegen die Brust.
„Ariana."
Ich schrie, während ich um mein Leben kämpfte.
„Ariana." Große Hände packten meine Arme und schüttelten mich sanft. „Precious, wach auf."
„Ich bring dich um." Heiße Tränen flossen mir über das Gesicht, während ich weiter kämpfte.
„Komm schon." Er schüttelte mich wieder.
Meine Augen öffneten sich und konzentrierten sich auf den Schatten über mir, den Umriss eines Mannes. Sein Gesicht war nicht zu sehen, weil es zu dunkel war, aber sein Körperbau war stark und kraftvoll. Ganz ohne Gesicht war er furchterregend.
Vielleicht war es kein Traum.
„Geh runter von mir." Ich versuchte, ihn ins Gesicht zu schlagen, aber er hielt mich auf dem Bett fest.
„Hey Ari ich bins, Damon."
Ich fuhr fort, mich in seinem Griff zu winden.
Er beugte sich näher zu mir hinunter, so dass sich unsere Gesichter praktisch berührten.
„Ich bin es. Hör auf meine Stimme."
Als ich seine braunen Augen sah, beruhigte ich mich.
Ich wusste, dass ich zu Hause im Bett war und aus einem schrecklichen Albtraum aufwachte. Nichts davon war real, nur eine schreckliche Rückblende, eine Konfrontation meines Unterbewusstseins mit dem Geschehenen. Ich holte tief Luft und fühlte, wie sich meine Muskeln entspannen.
Als Damon bemerkte, dass ich ruhiger wurde, ließ er mich los. Er entfernte sich von mir und gab mir etwas Raum.
„Nur ein Traum."
Damon schaltete das Nachtlicht an.
Ich setzte mich auf und blinzelte ein paar Mal. Ich sah mich im Schlafzimmer um und hörte, wie meine Atmung langsamer wurde. Ich wandte ihm meinen Blick zu und bemerkte die Sorge in seinen Augen. Dann sah ich das Blut, das ihm aus der Nase lief.
„Oh Gott nein, es tut mir so leid."
Ich streckte meine Hand aus, um das Blut mit meinen Fingern wegzuwischen. Er griff nach meinem Handgelenk und zog es von seinem Gesicht weg, bevor ich ihn berührte. „Es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen deswegen." Er führte meine Hand sanft zurück zum Bett.
„Es tut mir leid, dass du einen Albtraum hattest." Er fragte nicht, wovon er gehandelt hatte, wahrscheinlich, weil er es sich denken konnte.
Ich lehnte mich an das Kopfteil und zog meine Knie an die Brust. Der Albtraum war noch frisch in meinem Kopf. Ich konnte die Enge um meine Kehle spüren, dort, wo er mich gepackt hatte, konnte die Penetration zwischen meinen Beinen spüren, obwohl er nicht da war. Meine Arme verschränkten sich vor meiner Brust und ich wiegte mich selbst.
Damon putzte sich im Badezimmer die Nase und kehrte dann zu mir zurück. Er setzte sich neben mich an das Kopfteil und ergriff meine Hand. Er verwob unsere Finger und drückte sie sanft.
„Es wird alles gut werden. Ich verspreche es dir."
Neue Tränen bildeten sich in meinen Augen.
„Precious... es war nur ein Traum."
Er schlang seine Arme um meine Schultern und zog mich näher an seine Brust. Seine Lippen bewegten sich zu meiner Stirn und er gab mir einen sanften Kuss.
„Shhh... es wird alles gut werden. Ich bin bei dir... und ich werde immer bei dir sein."

Damon

Zu sehen, wie sich Ariana in einem schmerzhaften Albtraum wand, zeigte mir wie gequält, wie verstört sie wirklich war. Ich vermutete, dass Neil noch schlimmere Dinge getan hatte, als ich mir vorgestellt hatte. Er hatte meine Frau sehr verletzt. Ich wollte sie ermutigen, einen Therapeuten aufzusuchen, aber das würde es so aussehen lassen, als wolle ich nicht mit ihr darüber reden. Die Wahrheit war, dass ich es tatsächlich nicht wollte. Ich könnte meine Reaktionen nicht unterdrücken, wenn sie solch schreckliche Dinge beschreiben würde. Ich würde entweder eine Wand zertrümmern oder in Tränen ausbrechen.
Beides war nicht gut. Nicht für Ari und auch nicht für Hope...
Die Tür öffnete sich und Tyler kam herein. Er war genauso elegant gekleidet wie ich und es lag ein Hauch von Bedrohung in seiner Haltung. Es war etwas, das ich leicht erkennen konnte, denn ich sah es in mir selbst auch. Er nahm Augenkontakt mit mir auf und gesellte sich zu mir.
Ty räusperte sich.
„Wie geht es Ariana?"
„Einerseits gut, anderseits schlecht."
„Das hat meine Frage nicht wirklich beantwortet."
Ich war total angespannt. Irgendwo musste ich meinen Frust raus lassen.
„Meine Frau wurde vergewaltigt. Was glaubst du, wie es ihr geht?", zischte ich.
Ty seufzte leise.
„Sie wird das durchstehen... Lass ihr Zeit."
„Das sagst du so leicht. Du musst sie nicht jeden Tag sehen. Sie wachte letzte Nacht von einem Albtraum auf und ich weiß genau, worum es in ihrem Albtraum ging..."
„Vielleicht sollte sie einen Therapeuten aufsuchen. Janna passt gerne auf Hope auf währenddessen."
Ich starrte ihn weiterhin an, antwortete aber nicht.
„Vielleicht hat einer der Leute eine Spur zu Dr. Birla. Sie versteckt sich anscheinend in New Orleans. Wenn wir sie haben, schließen wir den Kapitel ab", ich nickte zustimmend.
Als ich zur Tür herein kam, war es nach Mitternacht. Ich schloss die Schlafzimmertür leise hinter mir, um Ariana nicht zu wecken. Es war dunkel, also ging ich langsam zu meinem Schrank und zog mich aus.
Als ich zurück zum Bett kam, bemerkte ich, dass sie wach war.
Hellwach.
Ich blieb an der Bettkante stehen, sah sie an und bemerkte ihre ausdrucksstarken Augen. Sie sah überhaupt nicht müde aus. Stattdessen wirkte sie erschöpft, aber unfähig zu schlafen.
Sie starrte mich an, ohne zu blinzeln. „Wo warst du?"
„Mit Tyler unterwegs."
Ich zog die Bettdecke zurück und legte mich hin.
Sie war mir gegenüber nicht mehr so distanziert. Sie bot mir Zuneigung an, gab mir einen Abschiedskuss, wenn ich zur Arbeit ging und umarmte mich ab und zu mal. Wenn wir zusammen schlafen gingen, waren unsere Körper immer umeinander geschlungen, aber es ging nie weiter.
Ich bemerkte, dass sie sich noch kein einziges Mal vor mir umgezogen hatte. Das tat sie immer im Badezimmer. Das war seltsam, denn ich hatte ihr nie den Eindruck vermittelt, dass ich ihr die Kleider vom Leib reißen und sie über das Bett beugen würde. Ich war jetzt immer vorsichtig und würde sie nie unter Druck setzen, es sei denn, sie würde mir ausdrücklich sagen, dass sie das wollte. Sich im Badezimmer umzuziehen, erschien mir also ein wenig übertrieben, aber ich traute mich nicht, das anzusprechen.
Unser Abendessen verbrachten wir meistens in Stille. Wir waren uns wieder näher gekommen, aber es war lange noch nicht so wie früher. Es gab eine deutliche Distanz zwischen uns, als hätte jeder von uns seine eigenen Geheimnisse.
Ich hoffte nur, das es alles besser werden würde, denn es ging in die richtige Richtung.

TTD, A Dark Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt