9 | Wetten

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Nach dem Spiel geht es für uns direkt zurück nach Wolfsburg. Uns bleibt nur kurz Zeit uns mit den Frankfurter Mädels auszutauschen, aber trotzdem ist es extrem schön Sjoeke wieder zu sehen. Die Fahrt nach Wolfsburg vergeht zum Glück schnell. Dort angekommen, ist es dann aber auch schon wieder nach halb neun. ,,Wollen wir einfach schnell Kartoffeln kochen und die dann mit Kräuterquark essen?“, fragt Pia. ,,Gute Idee. Das geht schnell. Ich hab echt keinen Nerv mehr jetzt noch etwas aufwendiges zu kochen“, meint Feli und ich nicke zustimmend, während ich mich auf einen der Küchenstühle sinken lasse. Ich bin unglaublich fertig. Auch wenn ich nur eine halbe Stunde gespielt habe, war es ziemlich anstrengend. Vor allem mit dem ganzen Rummel drum herum. Das bin ich definitiv nicht mehr gewöhnt. Ich hatte allerdings auch nicht erwartet sofort ein Tor zu schießen und ein weiteres vorzubereiten. Wäre das so nicht gewesen, dann wäre ich auch nie beim Interview gelesen. Aber wie heißt es so schön, wäre wäre Gartenschere. Und außerdem macht Tore schießen Spaß und genau deswegen bin ich ja auch Stürmerin. ,,Alles gut?“, fragt Feli. ,,Ja, ich bin einfach nur müde“, antworte ich. ,,Das glaub ich. Du wirst dich wohl erst nochmal an das alles gewöhnen müssen. Aber ich bin so stolz auf dich“, meint sie. ,,Danke dir.“

,,Was haltet ihr davon unserem freien Tag morgen am Allersee zu verbringen?“, fragt Kathy am Donnerstag. Die Woche ist wie im Flug vergangen und morgen haben wir dann einen Tag frei bevor am Samstag das Abschlusstraining für das Heimspiel gegen Essen ansteht. ,,Warum nicht“, meint Svenni. ,,Dann können wir die Hunde mitnehmen. Dann bekommen die auch Mal eine Abkühlung“, ergänzt Feli. Es ist wirklich unglaublich warm und dabei ist es schon Anfang September. So finden wir uns einen Tag später am Eingang vom Allerpark wieder. Außer Kathy, Svenni, Feli, Pia und mir sind auch noch Becks, Tabsi und Pauli mit dabei. Zusammen laufen wir zum Stand-up Paddle Verleih. Da können auch die Hunde schön mitkommen.

,,Sag Mal Lou, wann kommt die Einladung für die Nationalmannschaft?“, fragt Kathy irgendwann aus dem Nichts heraus. ,,Wie meinst du?“ ,,Na, das ist ja wohl leicht zu verstehen. Du bist endlich wieder da und sofort Spieker du überragend. Da wird MVT (Martina Voss-Tecklenburg) doch wohl schon ein Auge auf dich geworfen haben“, erklärt sich Kathy. ,,Mach Mal halblang“, lache ich. ,,Warum?“ ,,Naja, ich war für anderthalb Jahre vom Bildschirm verschwunden und bin erst langsam auf dem Weg zurück“, antworte ich. ,,Langsam heißt bei dir also ein Assist und ein Tor im ersten Spiel, alles klar. Wie wärst du dann schnell zurückgekommen?“, erwidert Kathy. ,,Mann Kathy. Jetzt lass mich doch. Ehrlich gesagt, glaube ich so schnell nicht an eine Nominierung von Martina. Ich bin schon glücklich, wenn ich wieder in der U-20 spielen dürfte“, sage ich. Dann erreichen wir den Stand-up Paddle Verleih und das Thema ist erstmal Geschichte. Es war wirklich eine gute Idee heute hier her zu fahren. Bei der Hitze muss man den Tag einfach am See verbringen und ganz so lange wird das Wetter auch nicht mehr so anhalten. Langsam wird es dann kälter werden, so dass wir das heute definitiv nochmal ausnutzen müssen. ,,Wollen wir einmal quer durch den See paddeln?“, schlägt Pia vor. ,,Können wir gerne machen“, meint Pauli. Schnell legen wir unsere Sachen ab und dann geht’s ab aufs Wasser. Immer zu zweit haben wir uns ein Board geliehen. Ich paddele zusammen mit Kathy.

,,Wollen wir wetten?“, fragt Kathy plötzlich. ,,Wetten um was?“, entgegne ich und drehe mich ruckartig zu ihr um. Dabei verliere ich das Gleichgewicht, so dass wir beide vom Board fallen. Prustend tauche ich wieder auf. Um uns herum höre ich nur lachen. Das war ja klar. Mit Mühe schaffen wir es wieder auf das Board zu klettern. ,,Also wollen wir wetten?“, hakt Kathy nach. ,,Erklär mir doch erstmal worum“, sage ich. ,,Na, wann du deine erste Einladung zur Nationalmannschaft erhältst“, erklärt Kathy. ,,Muss das sein?“ ,,Ja natürlich. Ich sage, du bekommst sie direkt beim nächsten Lehrgang Ende September“, behauptet sie. ,,Ganz sicher nicht, aber na gut sag das gerne, dann gewinne ich deine komische Wette schon. Wahrscheinlich bekomme ich die Einladung erst in einem Jahr oder so, womit ich aber kein Problem habe“, erwidere ich. ,,Ihr wettet jetzt nicht ernsthaft darüber?“, ruft Pia. ,,Es war Kathy’s Idee, nicht meine“, verteidige ich mich sofort. Ich sehe nur wie Pia lachend die Augen verdreht.

Zwei Tage später steht dann unser zweites Spiel an. Schon gestern im Abschlusstraining hat sich angedeutet, dass ich womöglich in der Startelf stehe. Dementsprechend bin ich etwas nervöser als sonst. Das merkt auch Feli während wir zum Stadion fahren. ,,Mach dir nicht zu viele Gedanken. Du wirst großartig sein“, meint sie. ,,Danke dir. Und du wirst noch besser sein“, erwidere ich. Tatsächlich darf ich wirklich von Anfang an spielen. Ganz glauben kann ich es noch nicht, aber das muss ich auch nicht. Hauptsache ich bringe gleich meine Leistung. Feli steht natürlich auch in der Startelf und endlich ist das Duo auf der linken Seite wieder vereint. Und jetzt sogar als Schwestern. Was das für Schlagzeilen geben würde, wenn wir eine tolle Kombination kreieren würden. Ich will mir das gar nicht vorstellen. Die Medien sollten mir egal sein. Genau das wollte ich aus der letzten Zeit mitnehmen. Sollen sie schreiben, was sie wollen. Immerhin geht es ganz gut los. Gegen Essen gehen wir schon als Favorit ins Spiel, aber trotzdem darf man diese Mannschaft nie unterschätzen. Es dauert nicht lange und uns gelingt der erste Durchbruch. Nachdem ich Feli die Linie runter geschickt habe, renne ich in den Strafraum. Dort komme ich gerade rechtzeitig, um ihre Flanke im Tor unterzubringen. Da ist unsere Kombination. ,,Was ein Zusammenspiel!“, ruft Svenni. ,,Das war so clever gedacht“, meint Feli als sie mich umarmt. ,,Und toll von dir umgesetzt ohne groß zu kommunizieren“, sage ich. Das nennt sich dann wohl Telepathie. Während wir weiter das Spiel kontrollieren, versucht sich Essen mit Kontern zu helfen. Dadurch entsteht eine Ecke für due Gäste. Während ich eher an der Strafraumgrenze stehe, da ich nach wie vor nicht die größte bin, befindet sich Feli mitten im Getümmel rund um den 5-Meter Raum. Der Ball kommt rein und das nächste, was ich sehe, ist wie Feli zu Boden sinkt.

Flowers need time to bloomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt