51 | Ibiza

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Das alles muss ich erstmal sacken lassen. Die letzten Wochen waren ein Traum, der wahr geworden ist. Ich habe immer davon geträumt mit Wolfsburg Titel zu gewinnen. Und jetzt ist es Wirklichkeit geworden. Und es ist nicht nur ein Titel. Es sind drei. So ganz glauben, kann ich das immer noch nicht. Nachdem wir einen Tag später noch einen Empfang von den Fans in Wolfsburg. Auch das ist nochmal sehr emotional. Diesen Support zu erfahren, ist so unglaublich schön. Zurück zu Hause geht es dann aber direkt wieder ans Koffer packen. Wir haben nicht viel Zeit bis es für einige zum Olympia Vorbereitungslehrgang geht, so dass wir direkt morgen nach Ibiza fliegen. Wir, das sind Feli, Pia, Jule und ich. Und ich muss ehrlich sagen, ich freue mich total auf den Urlaub. So schön die letzten Wochen waren, so anstrengend waren sie auch. Da wird es echt gut Mal abschalten zu können und dem Körper und dem Kopf eine Pause geben zu können.

Rückblickend bin ich froh, dass ich nie das entscheidende Tor geschossen habe. Ich habe immer meinen Teil mit Toren zu den wichtigen Siegen beigetragen, aber ich habe nie das entscheidende Tor beziehungsweise das letzte Tor gemacht. Wäre das der Fall gewesen, wäre das Medieninteresse wieder riesig gewesen. Das konnte ich immerhin vermeiden. Klar, musste auch ich mehrere Interviews geben, aber trotzdem war ich nicht im vollen Fokus. Das waren andere aus der Mannschaft, die dankt auch besser umgehen können. Ich kann nicht sagen, wie ich so einen Fokus verkraftet hätte, aber irgendwie bin ich froh, dass ich es nicht ausprobieren musste. Dennoch ist die Freude auf den Urlaub riesig. Los geht es in aller Herrgottsfrühe. Wie es so ist beim Fliegen, muss man ewig früh da sein. Meine Flugangst findet das nicht wirklich gut, wobei es mittlerweile besser geworden ist. Im Profifußball kommt man eben nicht drumherum. Ich mag das Fliegen definitiv immer noch nicht und ich werde es auch nie mögen, aber immerhin bin ich nicht mehr komplett panisch. Und ich weiß ja auch immer wofür ich es mache. Heute ist es für einen, hoffentlich, wunderschönen Urlaub.

,,Boah ist das warm hier“, bemerkt Pia, als wir den Flughafen verlassen. Auch in Deutschland ist es ziemlich warm, aber hier hat es bestimmt nochmal fünf Grad mehr. Gemeinsam laufen wir zu einem Taxi, dass uns dann zu unserer Ferienwohnung bringt. Diese liegt nicht weit vom Strand entfernt. Zu Fuß sollen es nicht Mal fünf Minuten sein. ,,Das ist echt schön hier“, ruft Jule, die draußen auf dem Balkon steht. Schnell stelle ich meine Tasche ab und gehe auch nach draußen. ,,Wow“, erfährt es mir. Der Ausblick ist echt schön. Wir haben einen direkten Blick auf den Strand und natürlich auf das Meer. Dazu sieht man einige weitere Ferienhäuser, die dieses Bild abrunden. Das kann sich echt sehen lassen. Nachdem wir den Ausblick bewundert haben, packen wir erstmal aus. Jule und ich teilen uns natürlich ein Zimmer. Das zweite teilen sich somit Feli und Pia. Dazu gibt es ein größeres Badezimmer, eine schöne Küche und einen Wohn- und Essbereich. Die Ferienwohnung ist nicht die größte, aber für uns reicht es. Die meisten Zeit verbringen wir bestimmt eh am Strand. Denn genau dort wollen wir jetzt auch direkt hin. Wir haben noch fast den ganzen Nachmittag vor uns und verbringen diesen nun am Strand. Ohne viel Zeug laufen wir einfach los. Mehr als eine Picknickdecke und Handtüchern brauchen wir eigentlich nichts. Unsere Bikinis haben wir zu Hause schon unter unsere normalen Klamotten gezogen.

Es sind sogar weniger als fünf Minuten, die wir zum Strand brauchen. Es sind drei. ,,Schaut euch Mal das Wasser an!“, ruft Pia. ,,Wow ist das schön!“ Ich bin absolut begeistert. Das Wasser ist so schön blau und ganz kleine Wellen kommen am Strand an. Es ist zwar voll, aber nicht überfüllt. Wir finden eine recht leere Stelle und breiten uns dort aus. ,,Ich gehe hoffentlich in der Annahme richtig, dass wir direkt ins Wasser gehen, oder?“, fragt Feli. ,,Das fragst du noch?“, erwidert Jule. Es ist einfach toll zu sehen, wie gut sich die beiden mittlerweile verstehen. Meine Freundin und meine Schwester. Vor zwei Jahren hätten wir diesen gemeinsamen Urlaub noch nicht so machen können, aber zum Glück ist mittlerweile alles was zwischen uns und vor allem den beiden stand geklärt. So reißen wir uns unsere T-Shirts und Hosen vom Leib und rennen ins Wasser. Es ist schön warm, nicht zu kalt, aber auch nicht so eklig warm, einfach angenehm. Und so lange müssen wir gar nicht laufen bis es eine gute Tiefe bekommt. An anderen Orten läuft man gefühlt erstmal einen Kilometer bis man endlich Mal schwimmen kann. Hier ist das nicht ganz so extrem. Wobei es auch manchmal schön ist, wenn das Wasser nicht ganz so tief wird. Doch nicht jetzt, wo wir einfach eine Runde schwimmen und den Start vom Urlaub zelebrieren wollen.

Zwei Tage später sitzen wir mittags in unserer Wohnung und vespern eine Kleinigkeit. Morgens waren wir tatsächlich klettern und heute Nachmittag wollen wir wieder an den Strand. Eigentlich sollte es ja ein Erholungsurlaub werden, aber wir haben alle einen viel zu großen Bewegungsdrang, um nur Tage lang am Strand zu liegen. So waren wir eben klettern. Plötzlich klingelt ein Handy. Es ist Jules. ,,Ich schaue schnell nach wer das ist“, meint sie und steht auf. Als sie einen Blick auf ihr Handy wirft, wird dieser ernst. Schnell geht sie aus dem Raum. Das löst etwas Besorgnis in mir aus. Hoffentlich ist es nichts schlimmes. Doch bevor ich mir mehr Gedanken darüber machen kann, kommt Jule wieder zurück. Diesmal strahlt sie. ,,Okay, das musst du uns jetzt erklären. Erst schaust du todernst und jetzt grinst du bis über beide Ohren“, meint Feli. ,,Der Anruf war von Martina. Ich bin im vorläufigen Olympiakader“, verkündet Jule. Ich springe auf und falle ihr um den Hals. ,,Das hast du so verdient“, flüstere ich ihr zu. Auch Feli und Pia beglückwünschen sie, doch jetzt ist die Stimmung eine andere. Auch wir werden in der nächsten Zeit einen Anruf von Martina bekommen. Ich habe mir zwar nach wie vor keine Chance auf eine Nominierung ausgerechnet, aber natürlich will ich trotzdem dabei sein. Doch gleichzeitig weiß ich, dass es nichts werden wird. Es gibt genügend Spielerinnen, die mehr Erfahrung haben.

Ich habe gerade meine Brotscheibe aufgegessen, als mein Handy klingelt. Jetzt wird es ernst. Natürlich ist es Martina. Auch ich gehe aus dem Raum. Ich will dieses Gespräch ohne irgendwelche Tuscheleien im Hintergrund führen. ,,Hallo Martina“, beginne ich das Gespräch. ,,Hallo Lou. Ich nehme an, du weißt, warum ich anrufe.“ ,,Ja, ich ähm denk schon“, erwidere ich etwas zittrig. ,,Mein Trainerteam und ich haben uns in den letzten Tagen zusammengesetzt, um den vorläufigen Olympiakader zu bestimmen. Du hast eine grandiose Entwicklung hinter dir und das sowohl fußballerisch als auch menschlich. Wir haben bei den beiden Lehrgängen bemerkt, dass du schon jetzt einen großen Teil zum Team beiträgst und dazu kommen natürlich noch deine fußballerischen Qualitäten. Deswegen hast du einen Platz im vorläufigen Kader. Du wirst in den zwei Wochen Trainingslager aber sehr hart arbeiten müssen, wenn du letztendlich mit nach Frankreich zu Olympia willst. Die Chance ist definitiv da“, erklärt Martina. ,,Ich… ähm Danke.“ Mehr bringe ich gerade nicht heraus. ,,Du musst dich nicht bedanken. Du hast dir deinen Platz selbst erarbeitet.“ ,,Trotzdem Dankeschön. Ich kann das gerade nicht wirklich realisieren“, sage ich. ,,Das ist in deinen jungen Jahren normal, aber du kannst definitiv stolz auf dich sein.“

Flowers need time to bloomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt