38 | Krank

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Zwei Tage später bin ich dann aber doch krank. Schon beim Aufwachen brennt mein Hals und meine Nase ist zu. Ganz toll. Vom Timing her ist das jetzt ja super. Langsam schäle ich mich aus meiner Bettdecke und schlurfe ich in die Küche. ,,Morgen“, krächze ich. ,,Oh Gott, deine Stimme ist ja fast weg“, stellt Feli besorgt fest. Ich zucke nur mit den Schultern. Meine Laune ist ziemlich im Keller. ,,Willst du einen Tee?“ Ich nicke und setze mich an den Küchentisch. Während Feli mir einen Tee macht, wirft sie mir immer wieder besorgte Blicke zu. ,,Du bleibst heute definitiv zu Hause“, bestimmt sie. ,,Ich hatte nichts anderes vor“, erwidere ich matt. Ich will mich nicht Mal bewegen. Ich will mich einfach im Bett verkriechen und nichts tun. ,,Jetzt hab dich nicht so. Es ist nicht schlimm Mal krank zu sein“, meint Feli. ,,Aber zum jetzigen Zeitpunkt der Reha ist es einfach beschissen. Ich verpasse garantiert eine ganze Woche und dann kann ich mit dem Lauftraining quasi komplett von vorne anfangen.“ ,,Ja, das ist schon blöd, aber es ist kein Weltuntergang. Und glaub mir, so lange wird es nicht dauern und du wirst auch nicht von vorne anfangen müssen. Aber klar bist du frustriert“, sagt sie und will mich in den Arm nehmen. ,,Lass es. Ich will dich nicht anstecken.“ Ich sage es schnippischer als beabsichtigt, so dass Feli schon fast zurückzuckt. ,,Sorry“, flüstere ich. ,,Ach was, du hast ja Recht.“ Ich stehe selbst auf und hole mir meinen Tee an den Tisch. ,,Willst du auch ein Müsli?“, fragt Feli. Ich schüttele den Kopf. Feli quittiert das mit einer erhobenen Augenbraue. Ich weiß, dass sie nicht begeistert von meiner Antwort ist, aber was soll ich machen. Ich kann einfach nicht. Mit der Zeit kommt auch Pia in die Küche. ,,Angespannte Stimmung?“, fragt sie irritiert. Normalerweise ist es hier etwas lebhafter. ,,Lou hat fast keine Stimme mehr. Da ist es nicht möglich so viel zu reden“, antwortet Feli und grinst schief. Ich spüre, dass das Grinsen nicht echt ist. ,,Ich lege mich wieder hin“, murmele ich und gehe zurück in mein Zimmer. Dort lasse ich mich einfach auf mein Bett fallen. Irgendwann schaut Feli nochmal zur Tür hinein, um Bescheid zu sagen, dass sie gehen. Dann schlafe ich ein.

Ich wache auf, als das Telefon klingelt. Bis ich jedoch bereit bin aufzustehen, hört es schon wieder auf. So greife ich neben mich zu meinem Handy. Jetzt kann ich mir auch denken, wer versucht hat anzurufen. Ich habe sechs neue Nachrichten von Jule.


Jule: Guten Morgen mein Engel<3 ich hoffe, du hast heute einen guten Start in den Tag! Wie geht’s dir?

Steht heute irgendwas besonderes an, was ich nicht weiß? Bist du schon aus dem Haus?

Lou?

Antworte mir bitte! Ist alles okay bei dir? Warum warst du heute noch nicht online?

Warum gehst du nicht an dein Handy oder ans Telefon? Bist du zu Hause? Was ist los?

Louisa? Ich mache mir echt Sorgen! :(


Ich schaue auf die Uhr. Mittlerweile ist es halb zwölf. Schnell schreibe ich Jule zurück.


Ich: Guten Morgen Honey<3 Sorry tut mir total Leid, dass ich dir nicht geschrieben habe. Ich liege mit einer Erkältung im Bett und habe quasi den ganzen Vormittag verschlafen :/

Jule: Oh nein, du Arme! Gute Besserung auf jeden Fall. Das wird schon wieder. Ich habe mir echt Sorgen gemacht. Hoffe ansonsten ist alles okay?! Dann kann ich jetzt ja halbwegs beruhigt ins Training gehen

Ich: Ja, alles okay<3 Viel Spaß dir im Training :*


Ich lege mein Handy wieder weg. Das regt nur Kopfschmerzen an. Es tut mir echt Leid, dass ich Jule so einen Schrecken versetzt habe. Ich muss echt besser aufpassen. Ich weiß, was alle, die mich kennen, dann denken. Man wird denken, dass ich wieder in das große, tiefe Loch falle, dass ich einen Rückfall erleide. Dabei kann ich ja mittlerweile eindeutig sagen, dass ich über den Berg bin. Selbst heute, wo alles Mist ist, sind meine Gedanken besser. Aber trotzdem gibt es genügend Leute, die sich dann Sorgen machen. Ich weiß, dass es lieb gemeint ist. Aber trotzdem fühlt man sich schlecht. Ich will das nicht mehr. Ich will zeigen, dass ich stark bin. Und gerade jetzt, wo sich die Klatschpressen die Münder über mich zerreißen, will und muss ich das beweisen. Feli und Pia kommen zum Mittagessen wieder. Ich habe mich aufraffen können, um für uns etwas zu kochen. ,,Danke fürs Essen“, meint Pia, nachdem wir fertig gegessen haben. ,,Kann ich mit dir ins Zimmer kommen? Ich will kurz mit dir reden“, fragt Feli. Ich nicke.

,,Es tut mir Leid, dass ich heute Morgen so kalt zu dir war“, meint Feli. ,,Ich wollte das nicht. Ich habe mir nur Sorgen gemacht.“ ,,Alles gut“, sage ich. ,,Ich wollte auch nicht so schnippisch sein. Meine Laune war einfach immer Keller. Krank sein ist mies.“ ,,Das verstehe ich total. Wir hätten uns einfach sofort aussprechen sollen.“ ,,Ja, aber irgendwie hat sich das so komisch zwischen uns angefühlt als wärst du sauer oder so“, erwidere ich. ,,Ich weiß, was du meinst. Aber mach dir da keine Gedanken, es ist alles gut und ich bin auch nicht sauer auf dich. Nur etwas besorgt“, meint sie. ,,Ist ansonsten alles okay bei dir? Also sind meine Sorgen unbegründet? Irgendwie wirkst du nämlich schon wieder etwas abwesend die letzten Tage.“ ,,Keine Ahnung. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Jule und ich vorsichtiger sein müssen. Selbst die Klatschpressen hat schon Berichte über uns zwei geschrieben, aber ich, wir, wollen nicht, dass es öffentlich wird. Das macht mir gerade etwas zu schaffen. Ich will nicht schon wieder in der Öffentlichkeit stehen. Ich will einfach zurück auf den Rasen kommen und dann normal Fußball spielen“, erzähle ich. ,,Das glaube ich dir. Es ist schon interessant zu sehen, wo die Leute immer Dinge hineininterpretieren. Wobei sie jetzt ja bei euch zweien nicht ganz falsch liegen. Aber trotzdem verstehe ich, dass ihr das privat halten wollt. Du hast nämlich ziemlich Recht mit der Annahme, dass ihr dann wieder mehr Medienaufmerksamkeit bekommt. Das ist nicht jedem sein Ding und wir wissen wozu das führen kann. Bitte sag Bescheid, wenn es wieder schlimmer wird.“ ,,Mach ich. Aber ganz ehrlich, ich möchte nicht, dass sich immer alle über mich Sorgen machen. Klar, ist das lieb gemeint, aber ich will nicht so zerbrechlich sein. Ich will nicht die sein, um die sich alle kümmern müssen“, sage ich. ,,Tut mir Leid, dass ich da immer so schnell empfindlich bin. Ich bin nun Mal deine große Schwester. Aber ich weiß, was du meinst und ich kann dir versichern, dass das nicht so ist. Ja, wir machen uns manchmal Sorgen um dich, aber nicht immer und auch nicht nur um dich. Ich habe mir auch um Becks Sorgen gemacht, als sie sich verletzt hat, weil ich ja auch weiß, was sie schon alles durchmachen musste. Und auch für bist ja immer für die anderen da und das wissen auch alle“, meint Feli. ,,Danke dir.“ ,,Da gibt es nichts zu danken. Das ist einfach so“, entgegnet Feli. ,,Nein, das meinte ich nicht. Danke, dass du mir Mal wieder die Augen geöffnet hast. Manchmal hilft es echt über Probleme zu reden.“

Flowers need time to bloomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt