12 | Ankunft

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,,Ach so Lou. Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei der Nationalmannschaft“, sagt Eva noch kurz bevor ich den Bus verlasse. Wir kommen gerade von unserem Siegreichen Auswärtsspiel in Leipzig zurück. Mit dabei drei Punkte und ein weiteres Tor für mich. Morgen geht es dann zur Natio. ,,Dankeschön“, bedanke ich mich. ,,Und auch nochmal Danke für den Rückhalt, den du mir letzte Woche gegeben hast. Das ist echt nicht selbstverständlich“, füge ich noch hinzu. ,,Ach kein Problem. Hauptsache ist wieder alles gut und jetzt genieß deine anderthalb Wochen mit der Nationalmannschaft“, meint Eva. Zusammen mit Pia fahre ich zurück zur WG. Es ist wirklich wieder alles gut, zumindest fast alles. Natürlich heilt Feli’s Gehirnerschütterung nicht vom einen Tag auf den anderen, aber es geht ihr besser und auch ich habe es geschafft davon loszukommen. Trotzdem habe ich etwas Schiss ohne Feli zur Nationalmannschaft zu fahren. Sie hätte mich an die Hand nehmen können, mir die ein oder anderen Dinge zeigen können. Und vor allem wäre sie bei diesem großen Schritt an meiner Seite gewesen. Das wird jetzt nicht sein. Aber es wird andere geben, die mir da helfen werden. Das habe ich in den letzten Tagen schon deutlich gemerkt. Ich habe vermehrt Nachrichten von anderen Nationalspielerinnen bekommen und natürlich auch Zuspruch aus der Wolfsburger Mannschaft. Sogar Melly hat mir geschrieben. Zurück in der WG werden wir schon von Feli erwartet. ,,Da seid ihr ja endlich“, ruft sie als wir die Wohnung betreten. ,,Jetzt tu nicht so, als wären wir ewig weg gewesen wären“, erwidert Pia. ,,Es waren fast zwei Tage“, meint Feli gespielt beleidigt. ,,Nächste Woche werden es noch mehr werden“, bemerke ich. Auch Pia fährt mit zur Natio und dafür müssen wir beide auch noch packen.

,,Ganz viel Spaß. Genieß es und haltet mich auf dem Laufenden“, verabschiedet sich Feli am nächsten Morgen von uns. Für Pia und mich geht es schon ziemlich früh zu unserem Treffpunkt. Von dort werden wir dann zusammen mit Kathy, Svenni, Tabs und auch Torhüterin Merle Frohms, die ebenfalls nominiert worden sind, mit einem Shuttle nach Augsburg gebracht, wo der Lehrgang stattfinden wird. ,,Aufgeregt?“, fragt Tabsi kurz bevor wir ankommen. Ich nicke nur. Ich bin total hibbelig. Jetzt ist es wirklich soweit. Das Shuttle hält vor einem Hotel. Hier steht nicht wie bei der U-20 Natio die Trainerin vor der Tür. Allerdings sind ja bei der U-20 immer Mal wieder sehr junge Spielerinnen dabei, so dass da ein direkter Empfang notwendig ist. Der Fahrer erklärt uns kurz wo wir hin müssen und dann betreten wir schon das Hotel. Im Erdgeschoss finden wir dann Recht schnell den Aufenthaltsraum, der uns zugeteilt worden ist. Es sind schon ein paar Mädels da.

Als wir den Raum betreten, springt sofort Jule auf. ,,Lou!“, ruft sie, rennt auf mich zu und umarmt mich stürmisch. ,,Jule!“, erwidere ich und drücke sie fest an mich. ,,Ich hab dich vermisst“, flüstert sie und strahlt mich an. ,,Ich dich auch“, grinse ich. Dann lösen wir uns wieder voneinander und Svenni stellt mich den anderen, die schon da sind, vor. Nach und nach kommen auch die weiteren Spielerinnen, unter anderem auch Sjoeke, an und dann kommt auch Martina. ,,Herzlichen Willkommen zu unserem Lehrgang und den Qualifikationsspielen für die EM 2025. Davor steht allerdings noch ein anderes wichtiges Turnier an und da liegt jetzt für uns der Hauptfokus drauf. Nach der WM ist vor Olympia. Im Sommer sind wir in Paris gefragt und jetzt gilt es sich ab jetzt optimal darauf vorzubereiten. Es wird auch zu Olympia nur einen begrenzten Käfer geben, aber jede wird ihre Chancen bekommen dabei zu sein. Jede wird bei den nächsten Lehrgängen die Chance bekommen sich zu zeigen und uns die Wahl so schwer wie möglich zu machen. Bevor ihr gleich eure Zimmer beziehen dürft, stelle ich euch noch unserer neues Teammitglied vor. Louisa Rauch ist jetzt endlich zum ersten Mal dabei. Bitte nehmt die gut auf und helft ihr ein bisschen. Die Liste mit den Zimmerpartnerinnen und die Zimmerkarten liegen dahinter auf dem Tisch und wir treffen uns in anderthalb Stunden wieder hier unten. Louisa, kommst du bitte nochmal zu mir“, sagt Martina. Etwas schüchtern gehe ich auf sie zu. ,,Hallo Louisa, schön, dass du da bist“, begrüßt sie mich nochmal. ,,Hallo. Danke, dass ich hier sein darf“, erwidere ich. ,,Für dich wird jetzt alles ziemlich neu sein, aber ich bin mir sicher, du packst das. Ich habe dich mit einer der erfahrenen Spielerinnen in ein Zimmer gesteckt, so dass sie dir etwas helfen kann. Ich freu mich schon auf die Zusammenarbeit in den nächsten Tagen“, meint Martina. ,,Ich mich auch“, sage ich.

,,Lou, kommst du dann mit hoch?“, fragt hinter mir jemand. Ich drehe mich um und sehe Melly hinter mir stehen. ,,Ähm ja klar“, sage ich und nehme mir noch schnell meinen Koffer. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte jetzt an Svenni, Tabsi, Kathy oder Merle, eine von den Wolfsburgerinnen eben, aber nicht Melly. Vielleicht weil diese Vorstellung auch einfach zu surreal gewesen wäre. Ich bin einfach mit meinem großen Idol in einem Zimmer. Wie soll ich damit nur umgehen? Unser Zimmer liegt im zweiten Stock so wie die meisten der Zimmer von uns Mädels. ,,Das hier ist unseres“, meint Melly und öffnet die Tür mit der Karte. Das Zimmer ist eben ein typisches Hotelzimmer mit zwei einzelnen Betten, einem kleinen Tisch, einem Bad und einem Balkon. Wie immer eben. ,,Alles gut bei dir?“, fragt Melly. ,,Ja, ich ähm bin grad nur etwas überfordert mit dem allem hier“, antworte ich und stelle meinen Koffer ab. ,,Das glaub ich, aber hier ist wirklich alles entspannt. Das wirst du schon noch sehen. Ich find’s übrigens ziemlich cool mit dir in einem Zimmer zu sein.“ ,,Ich auch. Also ich muss das noch so ein bisschen realisieren. Ich weiß nicht, ob das komisch kommt, aber ich hatte gedacht mit dir auf einem Zimmer zu sein“, sage ich. ,,Ach das kommt überhaupt nicht komisch. Das ist total süß“, grinst Melly. ,,Na dann ist ja alles gut“, lache ich. Trotzdem werde ich da erstmal nicht so schnell drauf klar kommen. Das muss ich erstmal verarbeiten. Als ich mein Handy auf meinen Nachttisch lege, sehe ich, dass Feli mir bereits geschrieben hat.


Feli: Und wie ist es so? Mit wem bist du auf einem Zimmer?

Ich: Es ist mega! Ich bin noch ziemlich überfordert und das obwohl noch nicht Mal viel passiert ist. Ich bin mit Melly auf einem Zimmer

Feli: Na das passt ja super. Glaub mir, die Überforderung wird noch anhalten, aber im positiven Sinne. Enjoy it!

Flowers need time to bloomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt