Mit Felis und Pias Anwesenheit vergeht die Zeit zum Glück wieder schneller. Schon ist der Montag da. Heute darf ich endlich mit meiner Reha anfangen. Ich habe mich in den letzten Tagen schon mit unserer Physiotherapeutin Lina ausgetauscht, die meinen Reha-Prozess begleiten wird, ausgetauscht, so dass ich schon so grob weiß, was auf mich zukommt. Da ich jetzt so lange, fast vier Wochen, komplett pausiert habe, darf ich schon mit etwas mehr anfangen als bei anderen Heilungsverläufen. Das ist immerhin schon Mal etwas. Wahrscheinlich hatte der Arzt mit dieser Prognose, dass ich durch die längere Pause wohl letztendlich schneller voran komme, Recht. Das einzige, was mir Sorgen bereitet hat, war mein Traum. Ich weiß immer noch nicht, was das bedeuten soll. Ich war doch so klein und habe auch überhaupt keine Erinnerungen daran, aber jetzt plötzlich träume ich davon. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es etwas mit Jule zu tun hat. Aber was? Ich kann es mir nicht erklären. Und vor allem habe ich Angst es nochmals zu träumen. Ich will das nicht. Einschlafen kann ich gerade gar nicht, weil ich Angst vor diesem erneuten Alptraum habe. Das ist einfach schrecklich. Mittlerweile bin ich immer kurz davor nochmal zu Feli zu gehen bevor ich ins Bett gehe. Doch das fühlt sich irgendwie total kindisch an und das will ich nicht sein. Ich will nicht mehr so schwach wirken. Das muss ich jetzt endlich ablegen.
Am Montag Morgen bin schon extrem früh wach. Ich bin total aufgeregt vor dem Tag heute, so dass ich es auch nicht mehr lange im Bett aushalte. So stehe ich schon auf und gehe in die Küche, um mir schon Mal etwas zum Frühstück zu machen. Zwar dauert es noch eine Weile bis Feli und Pia auch aufstehen, aber ich mache mir trotzdem schon etwas. Zumal es auch etwas dauert, um meine Joghurt Bowl zusammen zu stellen. Aber irgendwie habe ich total Lust darauf. Allgemein spüre ich richtig wie ich heute endlich wieder besser, wenn nicht sogar richtig gut, gelaunt bin. Jetzt geht es dann wirklich wieder bergauf. ,,Was machst du denn schon hier?“, fragt plötzlich jemand. Ich zucke zusammen und lasse meinen Löffel fallen. Ich war total auf mein Handy fixiert, auf dem ich mir einen Überblick über die neuesten Ereignisse der Sportwelt verschafft habe, so dass ich gar nicht bemerkt habe, dass Feli in die Küche gekommen ist. ,,Dir auch einen guten Morgen“, erwidere ich. ,,Hat sich da etwa jemand erschreckt?“, grinst Feli. ,,Sei nicht so schadenfroh. Du bist selbst nicht besser“, kontere ich. ,,Hast ja Recht. Warum bist du schon wach und vor allem wie lange bist du schon wach?“, wiederholt sie ihre Frage. ,,Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich freue mich so auf den Tag heute und tatsächlich bin ich schon seit fast einer dreiviertel Stunde wach“, antworte ich. ,,Dachte ich mir irgendwie. Ich freu mich total, dass du endlich loslegen darfst und ehrlich gesagt, warst du manchmal auch etwas anstrengend.“ ,,Naja, ist halt nicht einfach so sportbegeistert zu sein und nichts tun zu dürfen“, erwidere ich. Auch Feli beginnt sich etwas zum Frühstück zu machen. Wenig später kommt dann auch Pia zu uns.
,,You’re back“, ruft Becks, als wir in die Kabine kommen. ,,Jaaa“, sage ich und umarme sie zur Begrüßung. Wir haben uns durch die Länderspielpause auch schon länger nicht gesehen, da ich in den letzten Tagen nie am Trainingsgelände war. Ich konnte einfach nicht. Aber jetzt, jetzt wo ich weiß, dass ich loslegen darf, komme ich gerne wieder hierher. ,,Wo warst du die letzten Tage?“, fragt mich Kathy, während ich meine Schuhe wechsle. ,,Zu Hause. Ich konnte nicht hier her kommen. Ich habe es emotional nicht geschafft. Eigentlich hätte ich ja schon vor ein paar Tagen anfangen sollen“, antworte ich. ,,Ja, verstehe ich. Aber jetzt geht’s ja dann los“, meint sie und drückt mich kurz. Ich grinse nur. Es ist schon schön wieder hier zu sein. Und vor allem hier zu sein, um etwas tun zu dürfen. Es ist schön das Treiben hier wahrzunehmen und wieder mitlachen zu können. Das war in den letzten Wochen ganz anders. Zwar war ich öfter Mal da, aber immer zum zuschauen verdammt und demnach war meine Laune auch nicht die beste. Jetzt hingegen endlich wieder schon. Während ein Teil der Mädels raus auf den Platz fürs Spielerersatz Training geht, kommen die anderen mit mir in den Kraftraum. ,,Du strahlst richtig“, bemerkt Feli. Es ist schön, dass einige für ihre Regenerationseinheit im Kraftraum sind. So bin ich nicht ganz alleine.Am Eingang wartet Lina schon auf mich. ,,Bist du bereit?“, begrüßt sie mich. ,,Aber sowas von“, erwidere ich. ,,Perfekt. Wir steigen natürlich langsam ein, was bedeutet, dass du erstmal nur auf dem Fahrradergometer sitzen wirst und ein paar Kräftigungsübungen für dein gesundes Bein machen darfst. Schließlich soll dieses nicht noch mehr Muskeln verlieren als es in den letzten Wochen schon hat“, erklärt Lina. Ich nicke. Ich bin mit all zufrieden, solange ich etwas machen darf. Und so sitze ich endlich auf dem Ergometer und radele vor mich hin. Lina erklärt mir währenddessen noch weitere Phasen des Reha Verlaufs und was ich wann machen darf. Vorausgesetzt alles läuft nach Plan. Letztendlich darf ich sogar schon über zwanzig Minuten radeln. Es war wohl wirklich gut, die paar Tage noch abzuwarten. ,,Hast du Schmerzen gespürt?“, erkundigt sich Lina, nachdem ich vom Ergometer runter gehe. ,,Nein, nichts. Das ging echt gut gerade“, antworte ich. ,,Sehr gut. So soll es sein.“ Weiter geht es dann noch mit ein paar klassischen einbeinigen Kraftübungen, so dass ich die Muskulatur meines gesunden Beins direkt wieder stärken kann. Zusätzlich mache ich sich noch etwas für meinen Bauch und Oberkörper. Ich darf ja praktisch alles machen, was meinem linken Knie nicht schadet. Irgendwann kommt Eva in den Kraftraum. ,,Na? Bist du auch wieder an Bord?“, fragt sie. ,,Ja, endlich wieder.“ ,,Und wie läuft’s?“ ,,Ziemlich gut. Aber es ist ja erst der erste Tag. Da kommt noch einiges auf mich zu“, sage ich. ,,Das stimmt, aber das schaffst du“, meint sie.
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Flowers need time to bloom
FanfictionEineinhalb Jahre später hat sich vieles für Lou verändert. Nachdem sie sich zurückgezogen hat und in aller Ruhe ihr Abitur gemacht hat, kommt sie wieder in die erste Mannschaft des VfL Wolfsburg und versucht einen Neustart. Rasant geht es aufwärts u...