14. Eiserne Kälte

392 34 2
                                    

Leo

Langsam kam ich wieder zu mir, doch meine Sicht war verschwommen. Mühevoll versuchte ich etwas mit meinem Auge zu fixierten, was nach wenigen Minuten funktionierte und meine Sicht klarer wurde. Ruhig atmend sah ich mich um. Noch immer war ich in der Kutsche zusammen mit Tommy und Maxi, doch beide lagen bewusstlos auf dem Boden.

Vorsichtig richtete ich mich auf und krabbelte zu ihnen hinüber. Sachte rüttelte ich an Maxi und nach einigen Rufen schlug er seine Augen auf.
,, Leo? Sind wir tot? ", fragte er mich benebelt. Ich schüttelte meinen Kopf und antwortete meinen besten Freund auf seine Frage.

,, Nein, sind wir nicht, aber wir sind verletzt und Tommy ist noch bewusstlos", machte ich Maxi klar, der nach Tommy sah.
,, Was machen wir jetzt? ", fragte er mich verzweifelt und kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

,, Ruhig bleiben und aus der Kutsche kommen", antwortete ich ruhig und hoffte Maxi beruhigt sich ebenfalls.
,, Okay, was machen wir mit Tommy? ", fragte er mich weiter und kam noch nicht ganz zur Ruhe.
,, Den nehmen wir mit", antwortete ich selbstverständlich, etwas anderes wäre gar nicht in Frage gekommen.

So stellte ich mich langsam hin, darauf bedacht nichts zu berühren, Ausnahme des Bodens natürlich. Gerade wollte ich die Klinke der Tür nehmen, da fiel mir auf, dass wir auf dem Kopf lagen. Langsam hockte ich mich wieder hin und öffnete die Tür.

Glücklicher Weise waren wir bereits unten angekommen und mussten so gesagt nicht vorsichtig sein, damit wir nicht noch weiter fielen. Wachsam sah ich mich um, entdeckte aber nichts gefährliches und stieg aus der Kutsche, die schon halb in sich zusammengefallen war.

,, Gib mir Tommys Kopf und du nimmst seine Beine. Ich ziehe ihn raus und du musst ihn rausschieben ", erklärte ich Maxi mein Vorhaben und bekam ein Nicken zurück. Sachte und mit ruhigen Händen nahm ich Tommys Kopf aus Maxis zittrigen Händen entgegen.

Vorsichtig zog ich ihn Stück für Stück aus der Kutsche und trug in zu einem Baum. Maxi stieg ebenfalls aus der kaputten Kutsche und gesellte sich zu uns.
,, Und jetzt? ", fragte Maxi verängstigt und verzweifelt.

,, Zurück können wir nicht. Da diese Männer uns finden könnten. Sie haben es auf uns oder auf den König abgesehen, deswegen müssen wir so schnell es geht hier weg, bevor sie uns finden", machte ich Maxi verunsichert klar.

,, Versuche du Tommy wach zu bekommen. Ich hole unsere Sachen, die Decken und das Essen aus der Kutsche", forderte ich Maxi auf, der überfordert versuchte Tommy zu wecken. Ich hingegen holte alle Sachen aus der Kutsche und suchte nach einem großen Stock.

Als ich diesen gefunden hatte, schlug ich auf die Kutsche ein.
,, Was machst du da?! ", fragte Maxi panisch und verwuschelte seine Haare.
,, Ich lasse es aussehen, als wären wir zerquetsch worden! Der Himmel färbt sich grau, was bedeutet das der Schnee unsere Spuren verdecken wird! Wir wollen doch nicht das sie uns folgen!", erklärte ich Maxi außer Puste und hing an den Stock unsere Kleidung an.

,, Aua", grummelte nun Tommy und regte sich. Ein Glück! Sonst hätten wir ihn auch noch tragen müssen.
,, Alles gut Tommy? ", fragte Maxi besorgt und fasste an Tommys Schultern.
,, Alles tut weh. Und wo sind wir überhaupt?", fragte Tommy und versuchte aufzustehen. Wenn ich wüsste wo wir wären, dann wäre die Sache ja nicht so tragisch, wie sie jetzt gerade ist Tommy.

,, Das wissen wir nicht. Aber wir müssen hier schnell verschwinden", machte ich Tommy klar. Den großen Stock mit den Sachen daran hob ich auf meine Schulter.
,, Maxi hilf Tommy etwas beim Laufen. Wir werden nach rechts gehen", forderte ich ihn auf und stampfte los. Beide folgten mir sofort und blieben dicht hinter mir.

Schon eine ganze Weile stampften wir durch den Schnee. Wir waren verletzt und erschöpft. Tommy musste es jedoch noch schlimmer gehen als uns, da er empfindlich gegen die Kälte war. Wir hatten ihm bereits eine Decke gegeben, doch zittern tat er immer noch unaufhaltsam.

Anhalten könnte uns den Untergang bedeuten, wenn man uns fand, doch weitergehen könnten wir auch nicht mehr lange. Es wurde bereits dunkler und der Schneefall wurde immer heftiger. Wir mussten uns einen Unterschlupf suchen, sonst gefährdeten wir unser Leben.

Irgendwie fühlte ich mich für die beiden Verantwortlich, obwohl ich keineswegs älter oder erfahrener war, als sie. Jedoch wenn ich sie mir ansah, sah ich nur reinste Verzweiflung und Angst. Angst vor dem was passierten könnte. Tommy erhoffte sich im Inneren, bald wieder friedlich leben zu können und das hier zu überleben.

Maxi wollte nach Hause. In seine gewohnte Umgebung, wo die waren, die ihn liebten. Beide Seelen hatten verschiedene Wünsche, doch beide waren in gewisser Weise gleich. Sie konzentrieren sich auf das, was am schönsten wäre, aber nicht auf diese Situation.

Genau das war es, was sie unkonzentriert werden ließ und sie zur leichten Beute machte. Jemand musste auf sie acht geben und kein Anderer, außer ich könnte das jetzt tun. Ich würde später das Träumen, was ich mir wünschte, doch jetzt würde ich uns erstmal aus diesem Schlamassel bringen.

Konzentriert und fokussiert sah ich mich mit jedem Schritt um. Nach weiteren zehn Minuten des Laufens sah ich unsere Rettung. Vorübergehend versteht sich. Eine Höhle in 20 Metern war zu sehen und anscheinend unbewohnt. Zielstrebig lief ich auf diese zu und ließ mich an deren Wand sinken, als ich diese erreicht hatte.

Maxi und Tommy waren ebenfalls froh und dankbar darüber endlich mal eine Pause zu machen.
,, Wir werden hier die Nacht über bleiben und morgen früh müssen wir weiter ", erklärte ich den beiden die einverstanden nickten.

Den großen Stock mit den Sachen darauf, ließ ich sachte von meinen Schultern gleiten und legte ihn auf den Boden ab. Schmerzlich stöhnte ich auf und versuchte meine Schultern wieder zu lockern.
,, Soll ich die Sachen morgen nehmen? ", fragte mich Maxi mit halb offenen Augen.

Ich schüttelte den Kopf und sah zu dem kleinen Tommy.
,, Ist dir noch sehr kalt?", fragte ich ihn besorgt, über das kräftige Zittern seines Körpers.
,, J...ja", flüsterte der Kleine zitternd und kuschelte sich wärmesuchend in die eisige Decke.

,, Ein Feuer ist hier leider nicht möglich. Zum Einen, weil wir Holz suchen müssten, das dann aber nass wäre. Zum Anderen, weil draußen ein Schneesturm sein Unwesen treibt und wir nicht hinaus können", erklärte ich Tommy mitleidig und überlegte weiter.

Ich bekam eine Idee, die so einfach war und rutschte näher, mit einer zweiten Decke an Tommy ran. Ich legte mich neben ihn und zog ihn an mich ran. Sofort kuschelte er sich näher an seine neue Wärmequelle und hörte etwas auf zu zittern.
Kurze Zeit später kuschelte sich Maxi ebenfalls an uns, sodass Tommy in der Mitte lag.

Wohlig seufzte Tommy und hörte endgültig auf zu zittern, als ich dann auch noch die zweite Decke über uns legte.
,, Danke ", murrte Tommy an meiner Brust und ein Lächeln bildete sich auf Maxis und meinem Gesicht.
,, Das ist doch selbstverständlich", antwortete Maxi sichtlich entspannter als vorher.

,, Wie geht es euren Verletzungen? Muss etwas verbunden werden? ", fragte ich beide besorgt.
,, Es geht schon", antwortete mir Maxi müde und kuschelte sich dichter an Tommy.
,, Das ist wahrscheinlich durch unsere inneren Drachen so", gab ich meine Vermutung preis.

,, Mir tut immer noch alles weh ", grummelte Tommy an meiner Brust.
,, Wo tut es denn weh?", ich hoffte das seine Verletzungen nicht so schlimm waren, wie es sich anhörte. Wir hatten noch einen langen Weg vor uns und das schlimme war, dass wir nicht einmal wussten, wohin wir gehen mussten.

,, Kopf, Beine und Arm", grummelte Tommy müde und erschöpft von dem ganzen Laufen.
,, Sind es offene Wunden? ", fragte ich den Kleinen besorgt.
,, Nein nur blaue Flecken und paar Kratzer denk ich", antwortete er mir im Halbschlaf, ehe er komplett einschlief.

,, Gute Nacht Maxi. Ruh du dich auch aus. Morgen müssen wir schnellstens weiter ", flüsterte ich meinem besten Freund zu, der seine Augen bereits halb zu hatte.
,, Gute Nacht", murmelte er noch, ehe er seine Augen schloss und einschlief. Auch ich versuchte es mir etwas gemütlich auf den harten Boden zu machen und ließ die Müdigkeit mich überkommen.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt