Liam
Als mein kleiner Fangzahn aus dem Zimmer lief, nachdem er mir einen Kuss auf die Stirn gab, hatte ich mich aus dem Bett gehoben und wie gesagt ein Buch genommen, um lesen zu üben. Leo sagte mir zwar, dass ich nicht unbedingt lesen lernen musste, aber ich tat es trotzdem.
Ich wollte alles tun, damit er mich als Gefährte annahm. Er war so stark und hatte auf mich aufgepasst, als ich im Ei war. Seine Reaktion auf meinen Menschenkörper hatte ich mir tatsächlich auch schlimmer vorgestellt. Er war einfach perfekt und ich akzeptierte ihn so, wie er war.
Leider stand er momentan so unter Druck, dass ich keine Chancen dazu hatte ihn besser kennenlernen zu können. Ausnahme den kurzen Momenten, die wir zusammen hatten. Umso mehr strengte ich mich nun beim Lesen an und machte gute Fortschritte dabei.
Jedoch auch als nach einer Stunde kein Leo kam, wurde mir langweilig und beschloss ein Nickerchen zu machen. Dazu legte ich mich auf Leos Seite, um seinen Geruch, der an der Bettwäsche haftete einatmen zu können. Tatsächlich roch es nach Schokolade und Rosen. Nicht einmal lange musste ich warten, bis ich friedlich einschlief.
Von einem Kichern wurde ich aus meinem Tiefschlaf gerissen und in den Halbschlaf weitergeleitet. Dieses Kichern kam mir sehr bekannt vor, doch meine Augen ließ ich trotzdem geschlossen. Die Matratze des Bettes sank sich neben mir und ein Schatten legte sich über mich.
Sanft wurde mir eine Strähne aus meinem Gesicht gestrichen und Lippen legten sich auf meine Wange. Ein Schauder durchfuhr meinen Körper bei dieser Berührung. Die Decke neben mir wurde leicht angehoben und das Kissen senkte sich ein wenig vor mir.
Ein leises Schnurren war zu vernehmen, was eindeutig Leo gehörte. Dieses Schnurren war so niedlich, denn das tat er nur, wenn er bei mir war. Da mir der Abstand zwischen uns nicht gefiel, umschlang ich seinen kleinen schlanken Körper mit meinem Arm und zog ihn bestimmend an mich heran.
Dabei quiekte Leo überrascht auf, doch kuschelte er sich anschließend näher an mich heran. Langsam öffnete ich ein Auge und gab ihm einen Kuss auf seinen Haaransatz. Wie erwartet schnurrte Leo etwas lauter auf und entfernte sich so, damit wir uns ansehen konnten. Das er so viel schnurrte und anhänglich war, war ganz normal.
Er suchte den Schutz und die Geborgenheit eines älteren Drachens. Am besten waren dafür seine Eltern oder der Gefährte dafür geeignet. Das war der Instinkt des kleinen Drachens in ihm. Deshalb gab es auch den Nestlingsschutz, weil die Drachen unter 200 Jahren verspielt, verschmust und abhängig waren.
,, Wie war das Gespräch Kleiner? ", fragte ich ihn mit rauer Stimme. Tatsächlich wurde meine Stimme mit der Zeit ein ganz kleines bisschen tiefer werden, da sie noch nicht ganz ausgereift war.
,, Ganz gut", antwortete er mir mit seiner Engelsstimme.,, Das freut mich ", schnurrte ich tief auf. Mit großen glänzenden Augen sah er mich an.
Kichernd krauelte ich seinen Hinterkopf, was ihn laut aufschnurren ließ. Er war ein sehr zahmer Nestling für sein Alter. Seine grünen Augen schloss er genießerisch, doch hörte ich abrupt auf ihn zu kraulen. Ich wollte wissen, was er dann machen würde.Plötzlich machte er die Augen auf und knurrte mich verlangend an. Grinsend krauelte ich wieder durch seine kurzen weichen Haare. Sein Knurren hörte abrupt auf und wurde durch ein Schnurren ersetzt. Verträumt schloss er wieder seine Augen, wobei er sich näher an mich kuschelte.
Einen kleinen Kuss hauchte ich ihm auf seine kleine Stupsnase. Am liebsten würde ich meine Lippen auf seine legen, aber das wäre zu überstürzt. Wenn er mich als Gefährte annahm, könnte ich ab da anfangen. Leo sollte es ja auch wollen und gefallen, ansonsten gefiel es mir auch nicht.
Bis es Abendessen gab, verweilten wir in dieser Position. Das Essen war wie immer lecker und in großen Mengen vorhanden. Da man mit den Königen, den Kronprinzen und den stärksten Wächtern des Landes aß, waren hier natürlich Manieren angesagt. Leo gefiel das nicht, das sah man ihm an, aber eine andere Wahl hatte er nicht.
Als wir fertig waren mit essen gingen wir zurück auf unsere Zimmer und zogen uns um. Danach legten wir uns schlafen, nur mit dem Unterschied, dass Leo dieses Mal an meiner Brust einschlief. Ich hatte das Gefühl, er gewöhnte sich langsam an mich. Auch ich schlief nach einer kurzen Weile friedlich ein.Leo
3 Tage später
Erschöpft klappte ich das Buch wieder zu und legte es zurück auf den Stapel. Ich hatte alle Bücher durchgelesen, die ich mir in der Bibliothek für unser Problem ausgesucht hatte, aber keines war hilfreich.
,, Hast du etwas gefunden? ", fragte mich Liam, der mit meinem Mittagessen ins Zimmer kam.
,, Nein leider nicht", seufzte ich verzweifelt auf. Mit einem sanften Lächeln lief er zu mir und stellte das Tablet mit meinem Essen neben mir ab.
,, Nicht alles kann immer gleich und sofort klappen. Sieh doch mal. Die Drachen suchen seit 1000 Jahren nach einer Lösung, aber hatten sie bis heute nicht gefunden. Du kannst nicht innerhalb einer Woche etwas finden Leo ", versicherte er mir sanft.Er legte seine Hände auf meine und gab mir das wohlige Gefühl wieder. Seine Worte waren so sanft gewesen, dass sie mich sofort glücklich machten.
,, Hier mein Kleiner, ich habe dir dein Mittagessen gebracht", summte er gut gelaunt. Ein Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen, als er mich füttern wollte.,, Liam ich kann doch selber essen ", kicherte ich glücklich. Seine Augen schimmerten sofort auf und sahen mich zufrieden an.
,, Nein, ich mach das. Du hast die Woche so geschuftet und ich konnte dir kaum helfen", entgegnete mir Liam stur, aber ich sah auch etwas wie Traurigkeit in seinen Augen.Weshalb sollte Liam denn traurig sein?
,, Liam? Alles in Ordnung? ", fragte ich ihn besorgt. Sanft lächelnd, nickte er mir zu.
,, Mach aaa", sagte Liam und hielt mir den Löffel vor den Mund.
,, Aaa", machte ich es ihm kichernd nach. Liam schob den Löffel mit meinem Essen in den Mund und ich fing an zu essen, als er den Löffel wieder rauszog. Das machten wir bis alles leer war.,, Ich muss die Bücher noch wegbringen und neue holen ", seufzte ich lustlos.
,, Die Bücher kannst du wegbringen, aber neue holst du dir erst frühstens morgen Abend!", korrigierte mich Liam stur.
,, Aber die Krankheit.. ",widersprach ich ihm verständnislos.,, Nein Leo! Du arbeitest die ganze Zeit durch, du musst auch auf deine Gesundheit achten und mindestens ein Tag Pause machen ", erklärte er mir sanft, aber streng.
,, Na gut ", gab ich nuschelnd nach. In gewisser Weise hatte Liam ja auch recht damit.
,, Wir bringen zusammen die Bücher weg und danach gehst du zum Arzt ", erklärte Liam mir seinen Plan.,, Warum zum Arzt?", fragte ich verwundert.
,, Naja dein Flügel sollte mal untersucht werden. Er sollte nämlich schon verheilt sein, aber ein Urteil von einem Arzt wäre besser, außerdem kann er sich ja dann auch deine Narbe ansehen", erklärte mir Liam schulterzuckend. Ergeben nickte ich ihm zu und schnappte mir ein paar Bücher. Liam kümmerte sich wirklich toll um mich.
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Dragon's eyes (bxbxb)
FantasyEin Junge Namens Leo lebte als Mensch im Jahre 2070. Oft bekam er als kleiner Junge Geschichten über die mächtigsten Wesen auf der Erde vorgelesen. ~Die Drachen~ Obwohl er weiß, dass er oder niemand anderes auf der Welt jemals einen Drachen gesehen...