69. Unheilvoller Ort

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Liam

Seit fünf Minuten flogen wir schon am Himmel herum. Leo saß auf mir, weil er fand, dass er zu langsam sei. Er hatte es wirklich ziemlich eilig und ungeduldig war er auch. Ich empfand dieses Zeichen als positiv, denn er verspürte den Kinderwunsch, nur war er noch unsicher bei dem ganzen Weg bis zur Geburt.

Daher, dass er ein Nestling war, konnte ich dieses Gefühl absolut nachvollziehen. Ryan war sich bei der Adoption unsicher, weil er als dominanter Part in unserer Beziehung, den Drang dazu hatte, dass es sein Kind wäre, sprich durch ihn gezeugt. Leider, aber verständlich war Leo noch nicht soweit, aber ein Adoptivkind zu haben, war ein guter Schritt vorwärts.

Ryan flog voran, weil nur er wusste wo man Drachen, aber auch Menschen adoptieren konnte. Menschen wurden nur sehr langsam wieder als Teil der Zivilisation angesehen, aber besser als gar nicht. Ich verstand sowieso nicht, warum unsere Vorgänger solch einen großen Hass verspürten. Gerade jetzt, als der Krieg gewonnen wurde, hatten sie nicht einmal ein bisschen mehr Vertrauen in die Menschen gesetzt als zuvor.

Waren die Königreiche zu stolz, um ihren Fehler einzugestehen? Was auch immer der Grund für ihren Egoismus war, er sollte besser gut sein. Die Schattendrachen kommen nun wieder ans Licht und Leo als Naturdrache brachte die Welt wieder etwas mehr ins Gleichgewicht. Ich war mir sicher, dass sich sobald einiges ändern würde.

,, Liam?! ", sprach mich nun Ryan an. Erschrocken über meine Unaufmerksamkeit sah ich direkt zu ihm.
,, Alles in Ordnung? Du warst nicht mehr ansprechbar?", fragte mich Ryan besorgt.
,, Ja alles gut, ich war nur in Gedanken ", erklärte ich mich verlegen. Ryan nickte nur und konzentrierte sich wieder auf den Flug.

Weit in der Ferne sah ich ein großes Gebäude. Es sah nicht so aus wie ein Schloss, sondern eher wie ein großes Haus.
,, Was ist das für ein großes Gebäude?", fragte Leo staunend.
,, Das ist das Haus der Göttin Sreja", beantworte Ryan seine Frage gelassen. Von dieser Göttin hatte ich ja noch nie gehört.
,, Was ist das für eine Göttin? ", fragte Leo interessiert nach. Jetzt war wohl die Zeit für eine kleine Geschichte gekommen.

,, Die Göttin Sreja lebte als Drache weit im Süden des Landes. Sie und ihr Gefährte konnten keine Kinder bekommen, weil sie unfruchtbar war. Sie reisten überall hin und her fragten jeden Arzt und jeden Naturdrachen nach einer Lösung. Sie wünschten sich so sehnlichst Kinder, was ihnen leider nicht gedankt war. Keiner konnte ihnen helfen. Betrübt und niedergeschlagen machten sie sich auf den Weg nach Hause, aber auf dem Weg fanden sie ein Kind. Es war schmutzig, abgemagert und hatte kaum Kleidung am Leib. Sie beschlossen das Kind mitzunehmen. Bei ihnen pflegten sie es gesund und behandelten es wie ihr eigenes Kind. Mit der Zeit fanden sich immer mehr Menschenkinder und Nestlinge an, sodass sie eine riesige Familie wurden. Der Platz im Haus reichte nicht mehr aus, sodass sie ihr Zuhause in die Höhe bauten. Man erzählt sich das dort im Gebäude noch immer die Güte der Göttin Sreja zu spüren sei und heute wird ihr Gebäude, als Heim für alleingelassene Kinder genutzt", erzählte uns Ryan die Geschichte der Göttin Sreja.

Ich war begeistert über diese Geschichte und war gleichzeitig froh, gleich da zu sein. Leo wurde mir nämlich langsam zu hippelig. Ich hatte schon Angst, dass er runterfallen würde. Vorsichtig landeten wir auf dem recht kleinen Landeplatz für Drachen. Es sah ziemlich leer aus und die Atmosphäre war irgendwie beängstigend.

War das wirklich der Ort, wo die Göttin Sreja gewohnt hatte?
,, Hier ist es gruselig ", wimmerte Leo ängstlich. Ich verwandelte mich in meine Menschengestalt und nahm Leo in den Arm.
,, Ist das wirklich der richtige Ort, Ryan?", fragte ich ihn unsicher. Schnaubend bestätigte er mir, dass wir hier richtig waren.

Mein Mäusezähnchen behielt aber mehr als nur recht. Hier war es unheimlich.
Ryans Knochen knackten und er verwandelte sich wieder zurück.
,, H-Hier eure S-Sachsen", quietschte Leo mit hochrotem Kopf und hielt uns zwei Beutel hin, wo unsere Sachen drin waren.

Amüsiert zogen Ryan und ich unsere Sachen wieder an. Leo hatte uns schon öfter nackt gesehen, aber seine Reaktion blieb immer die selbe.
,, Ryan...du gehst vor ", entschied Leo ängstlich. Das Gebäude war alt und sah sehr heruntergekommen aus. Wie Leo forderte lief Ryan vorweg und ich mit einem ängstlichen Leo hinterher.

An einer großen Holztür klopfte Ryan an. Kurz darauf wurde sie geöffnet und eine zerzauste Dame stand an der Tür. Sie sah etwas ungepflegt aus, mit ihrem Auftreten.
,, Was kann ich für Sie tun? ", fragte die Dame uns mit einer kratzigen Stimme. Ängstlich krallte sich mein kleiner Fangzahn an mich.

,, Wir möchten gerne ein Kind adoptieren", antwortete Ryan freundlich. Ein fröhliches Lächeln schlich sich auf die Lippen der unheimlichen Dame. Sie trat ein Schritt zur Seite und gewährte uns Einlass. Unsicher traten wir in dieses heruntergekommene Haus hinein. Die Frau schloss sogleich die Tür und trat voraus.

Von innen sah das Gebäude noch beängstigender aus, als von außen. Eine Renovierung wäre hier absolut notwendig! Von der Güte die man hier verspüren sollte, spürte ich auch kein bisschen.
,, Wie ich sehe habt Ihr euren Gefährten und eurer Kind mitgebracht? ", fragte die Frau mit den dunklen Augenringen.

Verwirrt legte ich meinen Stirn kraus. Welches Kind?
,, Nein, beide sind meine Gefährten", antwortete Ryan mit tiefer Stimme. Wahrscheinlich dachte die Frau, dass Leo unser Kind war.
,, Ah, ich verstehe ", rief sie mit krächzender Stimme.

Der Raum des Gebäudes ließ ihren Satz immer wieder zurückschallen.
,, Können Sie uns bitte zu den Kindern führen?", fragte Ryan sie ungeduldig. Ihm war dieser Ort und diese Frau zu verdächtig. Heikel war das Wort welches Ryans Geist rief, aber für Leo tat er alles.
,, Selbverständlich", rief die Frau wieder und drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis.

Danach steuerte sie eine Richtung an in der wir ihr folgten. Wir kamen an einem Art Verlies an, wo man Gefängniszellen fand. Verwirrt und in Alarmbereitschaft fixierte ich die Frau.
,, Hier sind sie. Sucht euch gerne eins aus", kicherte die Frau wie eine fiese Hexe. Mir wurde langsam unwohl bei der Sache und als ich in eines der Gitter sah stockte mir der Atem. Was war nur aus diesem Ort geworden.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt