56. So sehr verändert?

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Ryan

Langsam öffnete ich meine Augen wieder und blickte mich um. Es war also wirklich kein Traum gewesen. Ich hatte tatsächlich mein Gefährte gefunden oder besser gesagt meine Gefährten. Glücklich darüber sie endlich gefunden zu haben, sah ich zu den beiden, doch lag da nur einer.

Liam schlummerte noch immer vor sich hin, doch der Platz zwischen uns war leer. Stirnrunzelnd setzte ich mich auf und blickte mich um. Schnell schälte ich mich aus dem Bett und suchte alles ab. Als ich vor dem Badezimmer stand, hörte ich es plätschern. Ohne darüber nachzudenken drückte ich die Klinke runter und öffnete die Tür mit Schwung.

Erschrocken quietschte der Junge, der sich in der Badewanne befand auf. Ich stand wie versteinert da und starrte meinen kleinen Gefährten an. Beschämt wurde dieser rot und klammerte sich an den Badewannenrand.
,, Kannst du bitte die Tür zu machen ", miekste er mit einer ziemlich hohen Stimme.

Augenblicklich fing ich mich wieder und schloss die Tür hinter mir.
,, Ich....ich meinte das anders", quietschte er wieder auf. Fragend sah ich zu ihm, weshalb er verlegen zur Seite sah.
,, Ich dachte du gehst raus und hinter dir solltest du die Tür dann schließen ", nuschelte er beschämt.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und sah den kleinen Jungen an.
,, Was tust du hier?", fragte ich ihn nachdenklich.
,, Ähm...ich nehme ein Bad? ", antwortete er mir verwirrt. Seufzend sah ich ihn an, da ich bereits sehen konnte, was er tat. Vielleicht hätte ich meine Frage anders formulieren sollen.

,, Nein, ich meine wieso du es jetzt tust?", fragte ich dieses Mal.
,, Ich hab geschwitzt und wollte euch nicht wecken. Kannst du jetzt bitte rausgehen?", fragte er mich ungeduldig. Ich rührte mich, jedoch nicht einen Millimeter vom Fleck.
,, Ich bleibe ", brummte ich stur.

Ich konnte schon immer recht stur werden, wenn man mich geärgert hatte. Dann tat ich nämlich genau das, was die Person nicht wollte. In dem Fall war es also bleiben und wenn ich mal ehrlich war, mir machte diese Entscheidung ganz und nichts aus.
,, Aber ich muss mich noch umziehen ", nuschelte er mit hochrotem Kopf. Ich liebte diesen Jungen jetzt schon so sehr.

,, Du brauchst dich nicht zu schämen, wir alle sind doch eh nach unserer Verwaltung vom Drachen zum Menschen nackt. Es gibt also nichts, was du verstecken müsstest", erinnerte ich ihn nochmal daran, doch überzeugt sah er nicht aus. Ich hatte noch nie einen so beklemmten Drachen gesehen, ob ihm in der Vergangenheit mal etwas passiert war, was ihn bis heute prägte?

,, Dreh dich wenigstens um ", murrte Leo nachgiebig. Mit einem zufriedenen Lächeln drehte ich mich um 180°. Ich wusste nicht ob es Glück oder Pech war, aber hing da ein hochwertiger Spiegel an der Wand direkt vor mir. Sein Rahmen war aus hochwertigem Material und wenn ich mich nicht irrte, war er von einem der besten Spiegelherstellern hergestellt.

Durch diesen Spiegel hatte ich einen perfekten Blick, aber als ich es plätschern hörte, schloss ich meine Augen. Ich wollte ihn zwar gerne sehen, aber ich würde niemals das Vertrauen meines Partners berechnen wollen. Eine ganze Weile stand ich mit geschlossenen Augen da und wusste nicht wann er fertig war.

Sollte ich nachschauen?, fragte ich mich unschlüssig. Meine Neugier wuchs von Sekunde zu Sekunde. Mittlerweile kämpfte ich gegen mein inneres Bedürfnis nachzuschauen wie weit mein Gefährte mit dem anziehen war.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und sah ihn. Wie er dort mit dem Rücken zu mir stand. Er hatte um seine Hüfte ein Handtuch gelegt und bedeckte somit das nötigste. Seine langen weißen Haare, bedeckten seinen kompletten Rücken und versperrten mir somit die Sicht.

Vielleicht war es auch besser so. Plötzlich nahm er sich eine Haarbürste von der Kommode. Seine langen Haare nahm er sich von seinem Rücken und legte sie nach vorne. Ich hatte nun die Sicht auf seinen schmalen zarten Körper. Sofort sprang mir etwas ins Auge.

Eine riesige Narbe zog sich schräg über seinen Rücken. Knurrend sah ich weiterhin auf diese Narbe und würde ich die Person, die meinem Gefährten das angetan hatte begegnen, dann Gnade ihr Gott. Natürlich war meinem Gefährten mein Knurren nicht entgangenen, weshalb er seinen Kopf zu mir drehte.

Als er sah, dass ich ihn durch ein Spiegel beobachtete, drehte er sich sofort um.
,, Wer war das!? ", knurrte ich ihn wütend durch den Spiegel an. Ängstlich zuckte er zusammen und senkte seinen Kopf. Ich konnte mich gerade selbst schlagen. Ich hatte wirklich nichts besseres zu tun, als meinem Gefährten Angst einzujagen?! Was war ich nur für ein Gefährte...

,, Leo ", versuchte ich ihn nun sanfter anzusprechen. Er drehte sich nur um und legte sich einen Bademantel über. Flüchtig wollte er aus dem Bad rennen, da hielt ich ihn am Arm fest. Elegant zog ich ihn an mich heran, sodass er nun in meinen Armen Platz gefunden hatte. Verzweifelt versuchte er sich aus meinen Griff zu lösen, doch half kein einziger seiner vielen Versuche.

Zum Ende hin schlug er nur noch sackte mit seiner Faust gegen meine Brust, bis er sie auf meiner Brust liegen ließ.
,, Wer war das? ", fragte ich nun mit einer sanften Stimme. Ich hoffte, dass ich dadurch mehr aus ihm heraus bekam. Die Faust auf meiner Brust öffnete sich wieder und stattdessen krallte er sich in mein Gewand.

,, Menschen", murrte er an meiner Brust. Sein kleiner Körper zitterte leicht und drückte sich näher an mich.
,, Diese Menschen ", knurrte ich sauer. Früher lebten Drachen und Menschen zusammen, doch dann, als die Naturdrachen starben, versteckten wir uns und hielten uns aus jeder Angelegenheit heraus.

Das die Menschen sich aber so verändert hatten, machte mich wütend.
,, Nein, nicht ", wimmerte er plötzlich auf.
,, Wieso was ist denn los?", fragte ich ihn überrascht. Ich dachte ihm haben die Menschen leid zugeführt, wieso möchte er nicht, dass ich so reagierte?

,, Die Menschen haben einen Grund ", flüsterte er bedrückt. Verwirrt legte ich meine Stirn kraus. Wieso sollten die Menschen Gründe haben sowas abscheuliches zu tun? Sie hatten doch genau das, was sie wollten oder hatte sich die Welt in der Abwesenheit der mächtigsten Drachen so sehr verändert?

,, Welche Gründe denn? ", fragte ich ihn also neugierig. Eine Weile schwieg er bis er dann zum reden ansetzte.
,, Können wir das im Wohnzimmer besprechen ?", fragte er mich und blickte dabei zu mir auf. Ich verfing mich sofort in seinen grünen Augen.

Sie strahlten Hoffnung und das Leben aus. Man konnte regelrecht sehen wie ein winziger Kern zu einer große Pflanze heranwuchs. Das waren die Augen, die uns alle gerettet hatten. Ein Räuspern brachte mich wieder in die Realität.
,, Ja, natürlich ", antwortete ich Leo nun endlich mal und kratzte mich verlegen am Kopf.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt