71. Stummer Florian

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Leo

Zurück im Schloss Muderia machte ich mich auf in unser Zimmer, um mir die Kinder genauer anzuschauen. Im ganzen Trubel war mir gar nicht aufgefallen, dass ich dabei an Tommy, Maxi und Kian vorbei gesaust war. In unserem Zimmer ging ich erstmal ins Badezimmer und stellte die Badewanne an.

Ich ließ lauwarmes Wasser hineinlaufen und schaltete es, als genug Wasser drinnen war wieder aus.
,, So dann wollen wir euch mal waschen ", lächelte ich beide an. Der Junge sah die ganze Zeit auf seine Füße. Wahrscheinlich wusste er nicht, was er machen sollte.

,, Leo?", klopfte plötzlich jemand an der Tür.
,, Ja?", fragte ich sofort.
,, Sollen wir dir irgendwie helfen?", fragte mich Liam lieb. Er war wirklich ein toller Mann.
,, Ja, kannst du bitte das Baby nehmen solange ich den Jungen wasche?", fragte ich ihn erleichtert.

,, Klar", kam es von der Tür, ehe sie aufgemacht wurde und Liam hereintrat. Ich lief zu ihm und legte ihm das Baby in die Arme. Lächelnd gab er mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Bad wieder verließ. Seufzend wandte ich mich nun dem kleinen Jungen zu. Ich ging zu ihm und hockte mich vor ihn hin.

,, Hey, ich bin Leo, du kannst mich aber auch Papa nennen. Das ist dir selbst überlassen, okay? ", fragte ich ihn mit sanfter Stimme. Unsicher nickte er mir zu.
,, Wie heißt du denn?", fragte ich ihn fürsorglich. Er machte den Mund auf doch nichts kam heraus. Einzelne Tränen tropfen auf den sauberen Marmorboden.

,, Hast du einen Namen? ", fragte ich ihn daher mal anders. Ein vorsichtiges Nicken kam wieder von ihm.
,, Kannst du nicht sprechen?", fragte ich ihn besorgt. Vielleicht war er ja wirklich krank.
Keine Reaktion kam vom ihm.

Besorgt legte ich meine Hände an seine Wange und hob sein Gesicht hoch. Es war voller Dreck und seine Wimpern und Haare waren ganz verklebt. Er hatte graue Augen. Solche Augen hatte ich tatsächlich noch nie gesehen, aber wären sie nicht mit Trauer, Leid und Angst gefühlt, wären sie wahrscheinlich noch viel schöner.

Ich bezweifelte, dass er noch auf meine Fragen antworteten würde, weshalb ich mal seine Seele befragen sollte.
,, Wie heißt du? ", fragte ich seine Seele und sah ihm tief in die Augen.
,, Mein Name ist Florian, aber ich kann es nicht sagen. Meine Stimme ist weg und wenn ich versuche zu reden tut es mir dolle weh", bekam ich als Antwort zurück.

,, Okay, wir gucken später mal, was mit deiner Stimme los ist, erstmal wollen wir nämlich baden gehen. Du kannst dir deine Kleidung ausziehen und einfach auf dem Boden liegen lassen. Ich kümmere mich dann später darum ", versicherte ich ihm lieb.

Er nickte unsicher und zog sich so gut es ihm gelang aus. Ein wenig half ich ihm auch dabei.
,, Komm her, wir fassen mal zusammen ins Wasser und gucken mal, ob dir die Temperatur so gefällt", sagte ich sanft zu ihm und legte meine Hand ins Wasser.

Unsicher machte er es mir nach und zog seine Hand, sobald sie im Wasser war schnell wieder raus.
,, Zu warm? ", fragte ich ihn anhand seiner Reaktion. Langsam nickte er mir zu und ich machte kälteres Wasser in die Badewanne.

,, Probiere es nochmal", forderte ich ihn sanft auf. Vorsichtig streckte er seine Hand zu meiner ins etwas kältere Wasser. Neugierig bewegte er seine Hand etwas mehr im Wasser.
,, Ist es jetzt gut so? ", fragte ich ihn und er nickte immer noch fasziniert vom Wasser.

,, Komm, ich helfe dir in die Wanne", summte ich ruhig und nahm ihn hoch. Erschrocken zuckte er zusammen und krallte sich an mich. Ich hob ihn über die Wasseroberfläche und stoppte dort.
,, Wenn du dich traust, machst du einen Fuß nach den anderen herunter", wies ich ihn rücksichtsvoll an.

Eine Weile spielte er mit seinen Zehenspitzen an der Wasseroberfläche rum, bis er sich dann doch mehr hinein traute. Schlussendlich konnte ich ihn ohne Probleme in die Badewanne setzten.
,, Möchtest du etwas Schaum? ", fragte ich ihn lächelnd und er sah mich mit schief gelegten Kopf an.

Der Arme wusste wahrscheinlich gar nicht, was Schaum überhaupt war. Also holte ich die Flasche vom Regal und machte etwas von der gut riechenden Flüssigkeit in die Badewanne. Etwas vermischte ich es mit dem Wasser, bis der Schaum endlich kam. Neugierig sah mir Florian zu.

Ab und an versuchte er den Schaum zu greifen, aber jedes Mal wenn er seine Faust wieder öffnete war nichts mehr da. Er hatte Spaß zu sehen wie der Schaum plötzlich in seiner Hand verschwand. Ich nahm mir währenddessen einen Lappen und wusch ihn vorsichtig ab.

Danach schäumte ich seinen Körper ein und wusch ihn dann wieder ab. Das selbe machte ich mit seinen Haaren. Beim ausspülen bemerkte ich, dass sie ziemlich lang waren und ihm im Gesicht stören könnten.

,, Möchtest du noch eine Weile im Wasser bleiben und spielen? ", fragte ich Florian, der mir schüchtern zunickte. Ich lächelte fröhlich und suchte ein Handtuch zum abtrocknen heraus. Natürlich holte ich mir noch ein paar Binden und Pflaster, um seine Wunden, die er tragen könnte zu behandeln.

Zehn Minuten später wandte ich mich wieder zu Florian, der mich niedlich ansah.
,, Möchtest du rauskommen? ", fragte ich ihn lieb. Er nickte mir schüchtern zu. Vorsichtig nahm ich ihn hoch und stellte ihn auf den Boden wieder ab. Schnell wickelte ich ein Handtuch um ihn und begann ihn abzutrocknen.

Dabei war ich sehr vorsichtig und sah schon jetzt ein paar Verletzungen an seinem Körper. Fertig mit seinem Körper, trocknete ich seine Haare ab.
,, So ich werde dir deine Wunden verbinden, okay? ", fragte ich ihn, um ihm keine Angst zu machen.

Natürlich hätte ich die Wunden auch mit meiner Magie heilen können, aber die Körper der anderen Lebewesen können auch heilen. Man konnte sie nicht immer heilen, sonst funktionierte das Abwehrsystem nicht mehr so reibungslos.

Die großen inneren Verletzungen konnte ich mit Magie heilen, aber kleine, wie zum Beispiel ein Kratzer konnte ein Körper ohne Probleme selber heilen. Ich cremte Florians Handgelenke ein, die ein wenig aufgerieben und entzündet waren.

Ein paar Pflaster bekam er auf ein paar Kratzer und die blauen Flecken können von alleine heilen. Ich wickelte ihn noch in ein weiches und seidiges Handtuch ein, weil seine Sachen mehr als nur ekelig waren. Ich würde sie sofort entfernen und ihm neue anfertigen lassen.

Vorerst musste er also mit dem großen Handtuch bedeckt bleiben.
,, Wir werden jetzt raus gehen und da werden zwei große und starke Männer stehen. Die beiden sind ganz lieb und du hast sie auch schon mal gesehen. Ich werde dich bei ihnen lassen, solange ich das Baby wasche okay? ", fragte ich ihn fürsorglich.

Schüchtern nickte er und ließ sich von mir hochheben. Seinen Kopf vergrub er in meine Halsbeuge und atmete schnell. Er schien ziemlich aufgeregt zu sein.
,, Alles wird gut", schnurrte ich beruhigend und verließ mit Florian auf dem Arm das Badezimmer.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt