53. Bewusstlos

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Liam

Seufzend fuhr ich mir mit meiner Hand durch meine silbernen Haare. Ich hatte es mir auf einem Sessel neben Leos und meinen Bett gemütlich gemacht. Mein Blick galt nur meinem kleinen Gefährten, der schon seit über einen Monat bewusstlos im Bett lag. Er hatte dem Lichtdrachen, der sich als Brian herausgestellt hatte das Leben gerettet. Er war fast tot, da hatte Leo, so stur er manchmal war, versucht ihn zu heilen.

Tatsächlich hatte es funktioniert und Brian hatte seine Augen wieder geöffnet, doch Leo war bewusstlos zu Seite gefallen. Wir flogen wieder zurück ins Schloss Muderia, nachdem wir ihn nicht wecken konnten. Ich saß jede freie Minute neben ihm und erzählte ihm Geschichten aus der Vergangenheit oder Gegenwart.

Ich wusste, dass er mich nicht hören konnte, aber es war besser, als gar nichts zu tun. Brian war mittlerweile wieder fit auf den Beinen und baute die Stadt der Lichtdrachen wieder auf. Da er der Prinz war, musste er die Stelle als König besetzen. Sein Vater und sein Bruder wurden vor einigen Tagen schon begraben.

Jeder Drache war dort und sie feierten den Frieden. Ich war nicht anwesend gewesen, weil ich Leo nicht allein lassen wollte. Sehr viele Kinder kamen ins Heim, da sie ihre Eltern oder die ganze Familie im Krieg verloren hatten. Einige von ihnen hatten schon ein neues Zuhause bekommen, doch andere warteten immer noch sehnlichst auf ihre Adoption.

Die Schattendrachen kamen wieder ans Licht und sorgten sich sehr um Leo. Jeden Tag gab es von ihnen Geschenkte oder sie kümmerten sich um das wiederaufbauen der Häuser und Städte. Ryan der ebenfalls ein Schattendrache war und uns heldenhaft beschützt hatte, wohnte vorübergehend auch hier. Er war der zweite Gefährte von Leo und mir. Ich wusste nicht, wie das möglich war, aber es war so.

Ich hörte wie die Tür unseres Zimmers aufging und irgendwer unser Zimmer betrat. Mein Blick hob ich nicht, sondern ließ ihn weiterhin auf Leo ruhen.
,, Ist er noch immer nicht aufgewacht? ", fragte mich eine sehr tiefe Stimme. Schweigend schüttelte ich den Kopf, aber ohne meinen Blick von Leo abzuwenden.

Ich vernahm ein Seufzen und Schritte, die sich mir näherten.
,, Hier, nimm das. Ich habe dir etwas zu Trinken gemacht". Ein starker Arm hielt mir eine Tasse mit einer dunklen Flüssigkeit hin. Dankend nahm ich die Tasse an.
,, Glaubst du er wird bald wieder aufwachen? ", fragte ich die Person, die Ryan war.

Wir kannten uns zwar nicht richtig, aber er war ganz nett und wenn ich das mal erwähnen durfte, waren seine Muskeln, die man selbst unter seinem Gewand erkannte schon ziemlich sexy.
,, Mach dir keine Sorgen. Naturdrachen können sich schneller, als jeder andere Drache wieder regenerieren. Ich bin mir sicher, dass er schon bald aufwachen wird", versicherte mir Ryan mit seiner rauen und tiefen Stimme.

Ich nahm einen großen Schluck von dem Getränk in meiner Hand und stellte es auf die Kommode neben mir.
,, Du hast vielleicht recht, aber was tun wir, wenn er nicht mehr aufwacht? ", flüsterte ich bedrückt. Zwei Finger legten sich unter mein Kinn und drehten es zur Seite. Meine Augen trafen die von Ryan.

,, Das wird nicht passieren", brummte Ryan entschlossen. Ich spielte nervös mit meinen Fingern herum, bis sich eine große Hand auf sie legte.
,, Hast du dich mit Leo schon Teils gebunden? ", fragte er mich plötzlich. Verwirrt legte ich meine Stirn in Falten.
,, Teils gebunden?", fragte ich verwirrt.

Ich wusste nicht was Ryan damit meinte, also wartete ich einfach auf eine Erklärung.
,, Eine Teilsbindung entsteht durch den ersten Kuss zwischen zwei Gefährten", erklärte mir Ryan in der Kurzform. Sofort kam ein 'ja' aus meinen Mund geschossen, was selbst mich überrascht hatte.
,, Ja, bevor wir losgeflogen waren, hatte mich Leo geküsst ", erklärte ich Ryan noch einmal ruhiger.

,, Gut. Wenn ihr Teils gebunden seid, dann ist das Risiko für einen Tod geringer und wenn er kurz davor stehen sollte, dann würdest du es spüren und wir könnten reagieren", erklärte mir Ryan erleichtert. Ein kleines Lächeln zauberte sich auf meine Lippen, doch besorgt war ich trotz alledem.

,, Ich versteh einfach nicht wie man einen Nestling in den Krieg schicken konnte! ", knurrte plötzlich Ryan. Er wusste unsere Vorgeschichte nicht und konnte deshalb nicht wissen, dass es unabsichtlich passiert war. Vorsichtig legte ich meine Hand auf Ryans Wange.
,, Niemand hat Leo oder Maxi in den Krieg geschickt. Wir waren hier im Schloss, weil uns befohlen wurde hier zu bleiben ", erklärte ich ihm mit einer beruhigenden Stimme.

Dieses Mal war er es, der seine Stirn runzelte.
,, Wieso wart ihr dann im Krieg beteiligt? Und wer ist Maxi?!", knurrte Ryan leise. Ryan knurrte mich nicht absichtlich an, er hatte einfach einen Beschützerinstinkt und ihm gefiel es nicht den Namen eines für ihn Fremden zu hören oder der Gedanke daran, dass wir im Krieg kämpfen mussten.

,, Maxi ist der beste Freund von Leo. Er ist der Feuerdrache mit dem Menschen als Gefährten gewesen ", erklärte ich ihm ruhig.
,, Am Krieg waren wir auch nur beteiligt, weil es nicht anders möglich war. Als wir hier im Schloss geblieben waren, wurden Lichtdrachen hierher geschickt, um uns zu töten. Die Wachen, die hier geblieben waren, kämpften gegen die Drachen, um uns eine Möglichkeit zum fliehen zu geben. Bevor wir los geflogen waren gaben Leo und ich uns den Kuss. Wir flogen desorientiert durch den Himmel. Später schlossen die Lichtdrachen auf, da die Wachen, wahrscheinlich den Kampf verloren hatten. Sie bildeten einen Kreis um uns und lenkten uns zum Reich der Lichtdrachen. Dort stießen sie uns einer nach dem anderen in die brennende Stadt", erklärte ich ihm noch die zweite Frage.

,, Es tut mir leid ", flüsterte Ryan ehrlich. Verwirrt ließ ich von ihm ab und hob mich aus meinem Sessel.
,, Wieso entschuldigst du dich?", fragte ich ihn mit einer hochgezogener Augenbraue.
,, Ich hätte verhindern sollen, dass ihr in den Krieg mit hingezogen werdet. Stattdessen kam ich zu spät! Das hätte alles nicht passieren müssen!", knurrte er verärgert.

Mein Blick wurde weich und ich wusste wie sehr er sich nun Vorwürfe machte, obwohl er einer derjenigen war, die absolut keine Schuld besaßen. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, er lud alle Schuld auf sich, nur damit ich mich besser fühlte.

,, Ryan.....sieh mich an ", forderte ich ihn sanft auf. Langsam hob er seinen Kopf und blickte mir mit seinen goldgelben Augen ins Gesicht.
,, Du trägst keine Schuld und solltest dir auch keine geben. Stattdessen solltest du stolz auf dich sein. Du hast deinen beiden Gefährten das Leben gerettet. Ohne dich würden wir nicht mehr sein", machte ich ihm klar.

Er lächelte mich an und breitete seine Arme aus. Ich lief in seine Arme hinein und schlang meine Arme um seinen Körper. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte. Seine Arme legte er ebenfalls um mich herum. Entspannt atmete ich den Duft, der an seinem Körper hang ein.
Das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, war so schön, dass keines der Wörter auf der Welt, dieses Gefühl beschreiben konnte.

,, Liam, er ist wach ", flüsterte plötzlich Ryan leise. Sofort drehte ich mich zu Leo um, der uns tatsächlich mit offenen Augen ansah. Schnell löste ich mich von Ryan und stürzte mich auf Leo. Glücklich drückte ich ihn fest an mich heran und hatte nicht vor ihn so schnell wieder los zu lassen.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt