78. Falsches Bild von den Menschen

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Leo

Die ersten Sonnenstrahlen trafen mein Gesicht und rissen mich aus meinem perfekten Traum. Tatsächlich hatte ich meine Familie wieder gesehen und ich gab zu, dass es mir jetzt bedeutend besser ging. In meinem vorherigen Leben wäre ich jetzt wahrscheinlich stöhnend aufgestanden, um mich auf die Schule vorzubereiten, aber das war vorbei!

Mein Schicksal hatte etwas anderes für mich bestimmt. In gewisser Weise war ich auch froh über diese Schicksalswendung. Sie brachte mir sowohl Leid, als auch Glück. Ich hatte zwei wunderbare Kinder, die zwar nicht meine eigenen waren, aber das war mir egal. Hauptsache ich durfte ihnen ein schönes Bild vom Leben machen.

Meine beiden Kinder schliefen noch und ich wollte sie auf keinen Fall wecken. Jetzt konnten sie wenigstens ihren versäumten Schlaf nachholen und das nicht auf kalten harten Steinen! Sie sahen so friedlich aus und ich gönnte ihnen das so sehr. Zudem konnte ich den Anblick von gestern nicht vergessen.

Wie Ryan ihn da festgehalten hatte, als wäre er ein Schwerverbrecher. Er wollte doch nur das tun, für was ich ihn begeistern konnte. Und zwar Sachen für seine kleine Schwester holen. Aber das diese kleine Aufgabe in so kurzer Zeit eskalieren konnte, hatte mich aus allen Latschen geschlagen. Doch mit diesen Gedanken wollte ich mich jetzt nicht mehr herum plagen.

Das Einzige auf das ich wartete, war eine angemessene Entschuldigung. Sie brauchten nichts weiter tun als sich dafür zu entschuldigen, dass sie Florian verletzt hatten. Ob sie nun Sex haben wollten oder gehabt hatten, war mir schnurz piep egal. In einer dreier Beziehung war es halt normal nicht immer zusammen intim zu werden.

Ich meinte das war doch verständlich. Ich wollte es sowieso noch nicht tun. Da konnte ich ihnen ihre intime Zuneigung nicht verbieten. Ich war doch kein arrogantes Monster, mir ging lediglich der Umgang mit Florian auf die Palme. Etwas anderes war es gar nicht. Eins war auf jeden Fall klar. Ich würde solange warten, bis sie sich entschuldigt hatten und das bei mir und bei Florian!

,, Pa..pa? ", ertönte plötzlich eine verschlafene Stimme neben mir. Sofort wurde ich hellhörig. Hatte Florian gerade etwas gesagt? Ich lehnte mich vor und erblickte ein Tränen überströmtes Gesicht. Besorgt musterte ich den kleinen Jungen.
,, Was ist los?", fragte ich ihn besorgt. Florian fasste sich nur an seinen Hals und verzog schmerzlich sein Gesicht.

Ich verstand und zog ihn direkt aus dem Bett.
Schnell legte ich den kleinen Jungen auf die Couch und flitzte sogleich in das Schlafzimmer von Tommy und Maxi. Von meiner Hektik wurde Tommy sofort wach und sah mich verschlafen an. Maxi hingegen schnarchte weiter sein Traumlied.

,, Florian geht es nicht gut. Kannst du bitte auf das Baby aufpassen? Ich muss mir so schnell es geht Florians Hals ansehen ", erklärte ich ihm hektisch. Sofort war Tommy hellwach und rappelte sich so leise wie möglich aus dem Bett.
,, Natürlich. Los kümmere dich um Florian", scheuchte mich Tommy flüsternd hinfort.

Schnell warf ich ihm einen dankenden Blick zu und lief sofort zu Florian. Schweißgebadet rekelte er sich auf der Couch. Besorgt nahm ich ihn in die Arme und rannte so wie ich war in die Arztpraxis. Den Arzt kickte ich einfach raus und machte mich selbst ans Werk.

,, Mach mal bitte für mich den Mund auf ", sprach ich ruhig auf Florian ein. Quälend tat er, was ich wollte und öffnete seinen Mund. Professionell sah ich mir seinen Hals an, dabei fiel mir folgendes ins Auge. Ein spitzes Teil steckte in Florians Hals. Dieses Teil gehörte definitiv nicht in seinen Mund!

,, Ich werde gleich etwas in deinem Mund machen. Halte bitte still und vertraue mir", forderte ich ihn bittend auf. Der kleine Junge nickte mir mit Tränen in den Augen zu. Sofort nahm ich mir eine Pinzette und schnappte mir das Teil. Schmerzlich zuckte Florian zusammen, aber hielt dennoch so gut es ging still. Vorsichtig zog ich das Ding aus seinem Mund heraus. Ich legte es erstmal zur Seite, um die Wunde die dadurch entstand war zu heilen.

Langsam aber sicher schloss sie sich wieder.
,, Tut dir noch etwas weh? ", fragte ich in voller Sorge. Florian hielt einige Sekunden inne und schüttelte anschließend seinen Kopf. Erleichtert seufzte ich aus. Ein Glück hatte ich richtig gehandelt, denn wäre dem nicht so...ich hätte mir das nie verziehen.

Ich sah mir das Teil, was in Florians Mund gesteckt hatte skeptisch an. Es sah aus wie eine mini Metallstange. Wie kam die denn in Florians Mund?
,, Florian kannst du sprechen? ", fragte ich ihn fürsorglich.
,, Ja", antwortete er mir mit kratziger Stimme. Er brauchte unbedingt etwas Wasser.

,, Weißt du...wir gehen erstmal etwas trinken, okay? ", fragte ich ihn und er nickte einverstanden. So liefen wir zu zweit in die riesige Schlossküche. Dieses kleine Metallstück hatte ich mir verpackt mitgenommen.
,, Hier trink das", ich schob meinem kleinen Jungen ein Glas mit Wasser rüber. Hastig fing er an zu trinken.

Dabei kleckerte er auch ein wenig, aber das war halb so wild.
Lächelnd beobachtete ich ihn dabei, bis sein Glas alle war.
,, Möchtest du noch etwas haben?", fragte ich ihn liebenswert. Schüchtern nickte er wieder und ich füllte sein Glas nach. Schüchtern schnappte er es sich erneut, um es in kürzester Zeit zu entleeren.

Durch ein Räuspern hinter mir wurde ich hellhörig.
Eine Frau mit einer Schürze verbeugte sich vor mir. Überfordert sah ich sie an.
,, Wollt ihr etwas essen? ", fragte mich die Frau höflich, doch ich wank ab.
,, Nein, wir wollten nur etwas trinken. In zwei Stunden würden wir erst etwas essen gehen ", erklärte ich ihr hastig.

Wieder machte sie eine ehrenhafte Verbeugung vor mir.
,, Was möchtet ihr denn dann gerne speisen?", fragte sie mich wieder so höflich. Warum machte das denn jeder? Ausnahme des Arztes, denn ich zugegebener Maßen nicht leiden konnte.

,, Wir würden nur gerne etwas Frühstücken. Für 3 Erwachsene normales Essen, für zwei Babys bitte Fruchtbrei und für meinen 3 Jahre alten Sohn eine warme Suppe mit menschenfreundlichen Zutaten ", bestellte ich daher. Es würde sich eh nichts ändern, wenn ich mich anders verhalten würde als erwartet.

,, Selbstverständlich, aber wir dulden keine Menschen hier", erwähnte sie trotz allem höflich. Sie wusste ja nicht, dass sie gerade ein Duell mit mir begonnen hatte.
,, Weshalb, wenn ich fragen darf? ", fragte ich sie überheblich. Verwirrt sah sie mir in die Augen.

,, Naja, in diesem Schloss haben bereits Legenden gespeist. Einen Menschen hier essen zu lassen, würde die Heiligkeit des Ortes beschmutzen", versuchte sie sich zu erklären. Angewidert verzog ich mein Gesicht. Wie konnte dieser Hass zu den Menschen nur so stark verbreitet sein!

,, Weißt du, was diesen Ort beschmutzt? ", fragte ich sie schnippisch.
,, Menschen?", wagte sie es tatsächlich zu Antworten. Meine Miene verfinsterte sich, bis zum geht nicht mehr. Sie war so angsteinflößend, dass selbst die Frau einige Meter zurück trat.

,, Nein! Es sind die dreisten Wörter die hier benutzt werden! Ihr mit euren Vorurteilen und Schikanen beschmutzt dieses Heiligtum! Die Menschen sind Wesen, die man ebenfalls schätzen sollte und wisst ihr wieso? Weil sie wissen, was es heißt zu schätzen! ", knurrte ich sie gefährlich an. Ängstlich ging sie auf die Knie und verbeugte sich tief vor mir.

,, Entschuldigt bitte", flehte sie mich an.
,, Nehme solche abschätzigen Sätze niemals wieder in den Mund. Ansonsten sehen wir uns wieder und ich kann dir vergewissern, dass es absolut unschön wird ", knurrte ich sie böse an.
,, Ja, ich schwöre", sagte sie sofort. Ihr ganzer Körper zitterte vor Angst.

Sie hatte zwar ein großes Mundwerk, aber nichts steckte dahinter.
,, Gut. Wie gesagt für meinen Sohn eine warme menschenfreundliche Suppe und wenn ich bemerke das diese Suppe irgendwas hat, was ihn schadet, dann werde ich meine Vernunft zur Seite schieben", warnte ich sie vor.

,, Okay! ", meinte sie schnell. Seufzend erhob ich mich, nahm meinen Sohn der Tränen in den Augen hatte hoch und verließ die Küche. Der Umgang mit den Menschen war inakzeptabel. Es musste sich unbedingt etwas ändern. Sowas ging doch nicht. Vorerst musste ich aber den armen Tommy ablösen, der sich solange um meine Prinzessin gekümmert hatte.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt