63. Akzeptanz

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Liam

Die Sonne ging langsam auf. Leo und Tommy müssten gleich wieder aus ihrem Schlaf erwachen. Die ganze Nacht war ich wach. Ich wollte nicht, dass ihnen etwas zustößt, während ich friedlich schlief. Leos bester Freund Maxi versuchte auch die Nacht wach zu bleiben, hatte es aber schlussendlich nicht geschafft.

Für ihn war das ein langer Tag gewesen und es wäre ungesund, hätte er nicht geschlafen. Ein Brummen ließ mich hellhörig werden. Müde rieb sich Maxi über die Augen und sah mich aufgelöst an.
,, Liam? Was zum! Wieso bist du hier? ", fragte der rosarothaarige Junge verblüfft.

Entgeistert legte ich meine Stirn kraus. Hatte dieser Junge etwa vergessen, was gestern passiert war oder hatte er etwa Gedächtnisschwund.
,, Leo und Tommy sind hier gestern eingeschlafen, um jemanden zu fragen ob Tommy schwanger ist...von dir", erklärte ich den geistesabwesenden Jungen.

Sofort war der Feuerdrache hellwach und sah neben sich. Dort schlief Tommy noch immer friedlich.
,, Also war das kein Traum? ", fragte er mich zerstreut.
,, Nein", antwortete ich ihm schulterzuckend. Stöhnend legte er seinen Kopf in den Nacken.

Verstört sah ich den jungen Drachen an. Der war ja mehr als nur erschöpft. Meine Aufmerksamkeit galt dann aber wieder meinem kleinen Mäusezähnchen. Gleichmäßig atmete er aus und ein. Sein Kopf war noch immer an meiner Schulter angelehnt. Verträumt strich ich ihm über seine weiche und überaus zarte Haut.

Seine grünen Augen gaben immer einen perfekten Kontrast zu seinen Haaren ab und dieses bezaubernde Lächeln, welches mich immer wieder in den Bann zog.
,, Sollten sie nicht schon wach sein? ", unterbrach eine Stimme meine Schwärmerei. Ein zustimmendes Brummen kam von mir aus.

,, Was ist, wenn sie nicht mehr aufwachen?", fragte der beste Freund meines kleinen Engels übertrieben panisch.
,, Wir sollten ruhig bleiben und Leo vertrauen ", erinnerte ich ihn gelassen. Im Inneren war ich natürlich auch schon auf Alarmbereitschaft.

,, Okay, du hast recht ", stimmte er mir zu und versuchte sich zu beruhigen. Leos bester Freund war schon eine spezielle Hausnummer, aber er war gut und er tat Leo gut. Als sich Leo im Badezimmer eingeschlossen hatte, wusste ich nicht, was ich noch hätte tun sollen, aber sein bester Freund hatte es auf wundersamerweise geschafft.

Dieses Band zwischen den beiden war ein ganz besonders und ich hoffte auch so ein Band entwickeln zu können. Seufzend schloss Maxi seine Augen.
,, Was ist denn los? ", fragte ich ihn wegen seinem gestressten Verhalten.
,, Was ist, wenn Tommy schwanger ist?", fragte er mich gestresst.

Wollte er etwa kein Baby? Ein Baby war doch eigentlich etwas schönes, wenn ich mich nicht irrte.
,, Dann wird sein Bauch dicker und du wirst bald ein kleines Baby im Arm halten", antwortete ich schulterzuckend. Was hätte ich sonst auf diese Frage antworten sollen.

,, Ich meine... Ach ich weiß nicht ", stammelte er wirr vor sich hin. Dieser Junge verwirrte selbst mich.
,, Was macht dich denn so unsicher?", fragte ich ihn daher unverständlich.
,, Ich bin noch so jung und Tommy auch. Tommy kann das Baby ja gar nicht wollen und ich hätte es ihm so gesagt nur aufgezwungen. Ich war noch nie in so einer Situation", meinte er verzweifelt.

Verständnisvoll sah ich ihn mit meinen lilanen Augen an, in die sich schon oft mein kleiner Gefährte gefangen hatte.
,, Glaubst du nicht, dass es etwas normales ist? Die Angst, die du verspürst, ist eben ein Teil von diesem kleinen Abenteuer. Wenn du Angst hast, dass Tommy das Baby nicht will, wenn er eins in sich trägt, dann rede doch einfach mal mit ihm darüber. Glaube nicht das Tommy keine Angst hat. Wenn du mich fragen würdest, dann hätte ich an Tommys Stelle sogar mehr Angst ", erklärte ich ihm die Dinge aus meiner Sicht.

,, Warum?", fragte er mich verwirrt. War das jetzt wirklich eine ernst gemeinte Frage?
,, Tommy trägt über Monate das Baby und wird aufgeschnitten, um dieses Baby aus dem Bauch rauszukriegen. Du leidest nur unter Stress und Angst, aber bei Tommy sind es dann auch die Schmerzen ", versuchte ich ihm ruhig zu erklären.

,, Ja...ich weiß nicht ob ich so früh schon Papa werden will", nuschelte er unsicher. Etwas Wut stieg in mir auf, doch ich versuchte sie gekonnt runter zu schlucken.
Klar er war noch ein Nestling, aber er war es der Tommy vielleicht ein Kind geschenkt hatte!

,, Du wirst es akzeptieren müssen. Wenn Tommy ein Baby in sich hat, dann ist es so und wage es dir ja nicht ihm dafür die Schuld zu geben. Er ist dein Gefährte und du solltest dafür vor ihm niederknien! Er würde dir ein Baby schenken, welches ihr zusammen gezeugt habt! ", sagte ich dann doch recht wütend. Erschrocken sah er mich an. Er war offensichtlich nicht darauf eingestellt mich so zu hören.

,, Du hast ja recht, ich weiß nur nicht ob ich das alleine schaffe", wimmerte Maxi verzweifelt. Meine Wut wurde von der Trauer des Jungen vor mir erstickt.
,, Du bist nicht alleine. Wir alle sind doch bei dir und wir würden euch zu 100 Prozent unterstützen falls euch ein Baby erwartet ", vergewisserte ich ihm zuversichtlich.

Dankend nickte er mir zu und betrachtete seinen Gefährten erleichterter.
,, Ich finde dich ganz gut und aus diesem Grund werde ich dir meinen besten Freund anvertrauen. Pass auf ihn auf und schwängere ihn ja nicht so früh!", warnte er mich vor.

Leos bester Freund war ein komischer Junge, aber er trug ein Herz aus Rosen in sich.
Die Blüte für die Fürsorge und Liebe.
Die Stacheln für die Sturheit und Inkompetenz.
,, Keine Sorge so einen Fehler begehe ich nicht. Ich freue mich, dass du mir vertraust ", schmunzelte ich zufrieden.

Ich würde Leo soviel Zeit lassen, wie er möchte. Besser später als zu früh und wir hatten ja noch ein paar Jahrhunderte Zeit, bis wir starben. Zwar wollte ich solange auch nicht warten, aber alles mit der Zeit. Als die Sonne fast über uns stand, saßen wir noch immer an Ort und Stelle. Auch ich machte mir langsam Sorgen um meinen kleinen Fangzahn.

Maxi rutschte schon die ganze Zeit unruhig hin und her. Plötzlich hörten wir ein Grummeln. Gespannt sahen wir auf unsere Gefährten, die langsam wieder aufwachten. Müde rieb sich Leo den Schlafsand aus den Augen und ein Gähnen, sowie Strecken durfte natürlich auch nicht fehlen.

Ungeduldig schloss ich Leo in meine Arme. Kichernd schmiegte er sich nah an mich, genauso wie Tommy bei Maxi.
,, Sagt mal, wieso hat das so lange gedauert? Wir hatten uns schon Sorgen gemacht! ", fragte ich Leo konfrontierend. Verlegen sah er mich mit seinen grünen Augen an.

,, Naja wir hatten viel Gefühle, die uns zum Teil etwas beschäftigt hatten", antwortete er entschuldigend. Ich war zufrieden mit seiner Antwort. Am meisten aber war ich erleichtert, darüber, dass Leo und Tommy wieder aufgewacht waren.
,, Was ist rausgekommen? ", fragte Maxi seinen Gefährten aufmerksam.

Tommy spielte nervös mit seinen Fingern und wich den Blick seines Gefährtens aus.
,, Tommy? Schaffst du das oder soll ich dir helfen", fragte mein Mäusezähnchen plötzlich besorgt. Tommy schüttelte seinen Kopf.
,, I-Ich schaffe d-das ", stotterte Tommy unsicher. Ermutigend nickte ihm Leo zu.

Ich hatte keine Ahnung und sah dem Geschehen einfach zu. Tief atmete Tommy ein und blickte seinen Gefährten mit einem steinharten Blick an, der selbst mich anspannen ließ.
,, Ich bin schwanger", schrie Tommy fast. Geschockt sah Maxi seinen Gefährten an.

Ob das nun durch die Nachricht kam oder von dieser lauten Stimme, war unklar. Eins war jedoch klar. Tommy schien es negativ aufgefasst zu haben. Wimmernd saß er da und ihm kullerten mehrere Tränen die Wange hinunter. Maxi schien sich aus seiner Starre gelöst zu haben und drückte seinen weinenden Gefährten dicht an sich.

,, Alles gut Tommy", versuchte Maxi ihn überfordert zu beruhigen.
,, Magst du das Baby nicht? ", schluchzte Tommy niedergeschlagen. Maxi nahm Tommys Gesicht in seine Hände und streichelte ihm sanft über die Wangen.
,, Ich möchte euch beide", versicherte er ihn festhaltend.

Schniefend sah Tommy ihn an
,, Wirklich? ", wimmerte er ungläubig. Bestätigend nickte Maxi ihm zu und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Glücklich erwiderte Tommy seinen Kuss. Das würde ein paar aufregende Monate werden, doch eins vergaßen wir dabei.

Dragon's eyes (bxbxb) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt