"Was ist mit deiner Familie?"
Seit Jungkook diese Worte ausgesprochen hatte, ratterten die Zahnräder in meinem Kopf. Angestrengt suchte ich nach einem Weg, diesem Thema aus dem Weg zu gehen, ohne es zu offensichtlich zu machen. Ich wollte nicht über meine Familie reden. Ihm nicht sagen, dass es da niemanden mehr gab. Das ich ganz alleine auf dieser Welt war. Zumindest fühlte es sich für mich manchmal so an.
Langsam griff ich nach meinem Wasser und trank einen Schluck. Meinen Blick dabei immer noch auf den Tisch vor mir gerichtet. Ich durfte mir jetzt nicht anmerken lassen, wie schwer dieses Thema auf meinen Schultern lastete. Zu oft hatten mich die Erinnerungen an meine Eltern schon in die Knie gezwungen. Jedes mal wurde es schwerer wieder aufzustehen und weiter zu machen. Aber ich konnte auch nicht einfach aufgeben.
Unauffällig atmete ich einmal tief durch, bevor ich zu meinem Gegenüber auf sah. Mein Blick so undurchdringlich wie schon lange nicht mehr. Ich hatte all meine Emotionen hinter dieser Maske versteckt. Nie wieder sollte jemand meine Verletzlichkeit sehen können.
"Ich hab sie schon eine Weile nicht mehr gesehen.", sagte ich bemüht ruhig. Es war nicht mal gelogen. Wie sollte ich sie auch sehen wenn sie seit 5 Jahren tot waren.Ich schluckte den Gedanken schnell herunter, da ich nicht wollte, dass er mir die Tränen in die Augen treibt. Eindringlich lagen die dunklen Augen meines Gegenübers auf mir. Als würden sie versuchen die Wahrheit aus den meinen zu lesen. Ob er sehen konnte, dass ich ihm etwas verschwieg?
Es vergingen ein paar Sekunden, die sich anfühlen wie Jahre, bis er seinen Blick abwendete und leicht nickte. Es war als würde mir eine tonnenschwere Last von den Schultern fallen, als der Rothaarige nicht weiter nach fragte. Erst jetzt begann mein Herz wieder normal zu schlagen. Ich fühlte mich, als hätte es die ganze Zeit über still gestanden. Ich war ihm mehr als dankbar, dass er scheinbar verstanden hatte, dass dies kein Thema war, über welches ich reden wollte.
"Wie wärs. Gehen wir noch ein bisschen spazieren?", lenkte er unser Gespräch in eine ganz andere Richtung. Kurz sah ich auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken. Es war bereits 18 Uhr durch und ich musste Morgen wieder früh im Café sein.
"Ich weiß nicht, ich muss morgen arbeiten und wir müssen noch zurück fahren.", fing ich unsicher an, doch Jungkook ließ mich gar nicht weiter reden."Und ich muss um 7 Uhr in der Uni hocken. Komm schon, Jimin. Nur eine kleine Runde.", bat er und sah mich mit seinen Knopfaugen an.
Aish! Wie soll man da nein sagen?!"Na gut.", gab ich schließlich nach. Nachdem wir unsere Getränke geleert hatten und ich meinem Gegenüber noch helfen musste seinen Kuchen auf zu essen, bezahlte er die Rechnung. Ich war schockiert, als ich die Summe für die paar Sachen hörte, doch ich sagte nichts dazu. Es war mir immer noch unangenehm mich von Jungkook einladen zu lassen. Doch was sollte ich schon dagegen tun? Ich hatte nicht vor es zur Gewohnheit werden zu lassen.
~~
"Du bist echt die meiste Zeit alleine in dieser riesigen Villa?!", gab ich verblüfft von mir, nachdem Jungkook mir ein Bild von seinem Zuhause gezeigt hatte. Er hatte mich in einen kleinen Park, nahe dem Café geführt, doch welchen wir nun schon eine Weile schlenderten. Nachdem der rothaarige festgestellt hatte, dass ich über meine Familie nicht reden wollte, hatte er einfach angefangen mir von seiner zu erzählen.
"Abgesehen von den ganzen Angestellten, die sich um das Haus kümmern...ja. Aber irgendwie finde ich die zählen nicht.", meinte er locker und zuckte mit den Schultern als wäre es das normalste der Welt ein paar dutzend Angestellte im Haus zu haben.
"Meine Eltern sind genau so wie sie sich in der Öffentlichkeit geben...", fing er an weiter zu reden. Sein Blick ging dabei die ganze Zeit geradeaus. Etwas an seinem Ausdruck verriet mir, dass die Erinnerungen an die er gerade dachte, keine schönen waren.
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Unforeseen
FanfictionPark Jimin ist ein bodenständiger junger Mann. Seit er mit 17 Jahren seine Eltern verlor und auch sonst keine Verwandten mehr hat, sorgt er für sich selbst. Jetzt, 5 Jahre später, steht er mit beiden Beinen im Leben. Auch wenn er nie viel Geld hatte...