Kapitel 88

285 28 11
                                    


Hatte ich heute die irrwitzige Hoffnung, dass ich diese Woche keine Überstunden mehr machen müsste?
Ja...ja die hatte ich.

Wurde ich bitterlich enttäuscht?
Ja...ja wurde ich.

Hab ich, als ich endlich zuhause war, erstmal 10 Minuten heulend mit meinem Kater geschmust, weil ich emotionalen Beistand brauchte und einfach voll fertig mit der Welt bin?
Ja! Ja habe ich. ^^'

Ich schwöre, ich bin so froh, wenn das endlich vorbei ist Q3Q
3 Tage noch...dann hab ich endlich Urlaub T^T

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Jungkook POV

Skeptisch sah mein Vater mich an, als ich einfach so sein Büro betrat und vor seinem Schreibtisch zum Stehen kam. Jedoch waren seine Unterlagen schnell wieder interessanter.
"Hast du vergessen, wie man klopft, Junge?", fragte er spöttisch und würdigte mich kaum eines Blickes.

"Wir müssen reden!", sagte ich ernst.
"Nicht jetzt. Ich hab zu tun, wie du siehst.", entgegnete er jedoch nur unbeeindruckt. Allerdings hatte ich nicht vor, mich so leicht abwimmeln zu lassen.
"Doch, genau jetzt. Ich habe die Schnauze voll davon, mich für dich zu verbiegen!", knurrte ich wütend und bekam damit offensichtlich endlich mal die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Vaters.

"Wie bitte?", fragte er ruhig, doch sein Gesichtsausdruck verriet, dass er wenig erfreut über meine Worte war. Jedoch ließ ich mich davon nicht beeindrucken. Soll er mir doch nochmal eine scheuern. Das würde meinen Entschluss nur noch einmal bestärken.

"Du hast mich schon verstanden. Es reicht mir jetzt! Ich tue immer, was du von mir verlangst, aber es ist dir nie gut genug! Ich habe keine Lust mehr, dass du mich zu jemandem machen willst, der ich nicht bin!", warf ich ihm an den Kopf, was mir schon so lange auf der Zunge lag. Ich würde niemals der Sohn sein, den er so unbedingt wollte.

"Du überlegst dir lieber gut, was du jetzt tust, Jungkook! Du bewegst dich auf sehr dünnem Eis.", drohte mein Vater mir mit vorgehaltenem Zeigefinger. Er war von seinem Bürostuhl aufgestanden und baute sich bedrohlich vor mir auf. Er wollte seine Macht demonstrieren, aber ich hatte mich lange genug von ihm herumkommandieren lassen.

"Oh, ich hab mir das sehr gut überlegt und ich hätte das hier schon viel früher tun sollen!", sagte ich selbstsicher und trat an den Schreibtisch heran, der das einzige war, was uns beide voneinander fernhielt.

"Du bist ein engstirniger, verbitterter und herzloser alter Sack und hast den Titel 'Vater' nicht ansatzweise verdient! Für mich bist du nämlich nie einer gewesen. Seit ich denken kann, hast du mir mein Leben zur Hölle gemacht und damit ist jetzt Schluss! Ich kann und werde absofort für mich selbst entscheiden."

Verbissen hielt ich den Blickkontakt zu dem Mann vor mir. Er musterte mich unzufrieden und seine angespannte Körperhaltung sagte mir, dass er kurz vorm explodieren war. Vermutlich hatte er nie damit gerechnet, dass ich es noch einmal wagen würde, mich gegen ihn auf zu lehnen.

"Du bist wirklich eine Schande für diese Familie! Wir hätten dich nie behalten sollen, aber deine Mutter wollte ja nicht abtreiben. Ich hätte dich ins Heim stecken sollen!", spuckte er mir regelrecht ins Gesicht. Mir gefror das Blut in den Adern, als ich hörte, mit was für einer Kälte in der Stimme er diese Worte aussprach. Aber sie bestätigten mir noch einmal mehr, wie unerwünscht ich in seinen Augen war.

So sehr ich diesen Mann auch hasste. Er war mein Vater, mein Erzeuger, meine Familie. Und das aus seinem Mund zu hören, zerstörte etwas in mir.
"Hättest du es besser getan...dann hätte ich jetzt vielleicht eine Familie, die mich liebt wie ich bin.", erwiderte ich überraschend gefasst. Sah es in mir drin doch gerade ganz anders aus.

UnforeseenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt