Kapitel 85

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Hier haben wir das eine Jimin Kapitel, dass vielleicht ein bisschen erklärt, was eigentlich in ihm vorgeht. 

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Müde fuhr ich mir mit meinen Händen durchs Gesicht. Ich war erschöpft, am Ende meiner Kräfte und doch musste ich aufstehen und mich für die Frühschicht im Café fertig machen. Seit Wochen habe ich keine Nacht mehr wirklich erholsam geschlafen. Entweder wurde ich andauernd wach oder ich konnte gar nicht erst einschlafen.

Ständig sah ich Jungkooks verletzten Gesichtsausdruck vor mir, als ich ihm sagte, dass es mit uns aus ist. Er hatte ja keine Ahnung, wie schwer es mir gefallen war, diese Entscheidung zu treffen. Wie sehr es mich geschmerzt hat, nicht nur sein Herz zu brechen, sondern auch mein eigenes.

Ich liebte ihn. Von ganzem Herzen und mit allem, was ich habe.

Doch wir waren naiv zu glauben, wir könnten das zusammen schaffen, wo doch seine Eltern und die Gesellschaft gegen uns standen. Der Abend auf der Gala hatte mir erst so richtig bewusst gemacht, dass Jungkook aus einer ganz anderen Welt kam, als ich. Selbst wenn ich kein Mann wäre, wenn wir kein verachtetes, schwules Paar gewesen wären, könnte ich niemals so sein, wie die Menschen aus seinem Umfeld.

Ich war ein einfacher, armer Kerl, der es kaum schaffte, für sich selbst zu sorgen. Ich war nicht dafür gemacht, an feinen Festen teilzunehmen, von einem Haufen Paparazzi fotografiert zu werden und in Zeitschriften aufzutauchen. Das war sein Leben...nicht meines. Vielleicht waren wir einfach von Anfang an zu verschieden.

Das Ungewisse war für uns beide reizvoll und wir haben es genossen. Doch es war sicher nichts für die Ewigkeit. Wie die Menschen über uns geredet haben, über mich, hatte mir klar gemacht, dass ich Jungkook früher oder später damit schaden würde. Ich wollte mich seiner strahlenden Zukunft nicht in den Weg stellen.

Es war, wie Mr. Jeon gesagt hatte. Jungkook brauchte jemanden, der an seiner Seite glänzte. Der genau so strahlte wie der Schwarzhaarige und ihn in seinem zukünftigen Erfolg unterstützen konnte. Und dieser Jemand war ich nicht. Als mir das an dem Abend so schmerzlich bewusst wurde, wusste ich nicht mehr, wie ich Jungkook begegnen sollte.

Es war dumm gewesen ihn so offensichtlich zu meiden, doch ich brauchte Zeit um nachzudenken. Hätte ich den Jüngeren zu der Zeit getroffen, wäre ich sicher schwach geworden und einfach egoistisch gewesen. Ich hätte ihn festgehalten, weil ich ihn nie wieder gehen lassen wollte.

Doch ich durfte nicht nur an mich selbst denken. Ich war Jungkooks erste Liebe und sicher nicht seine letzte. Irgendwann würde er mich vergessen und sich neu verlieben. So passierte es doch jeden Tag auf der Welt, auch wenn man vorher durch einen höllischen Schmerz gehen musste.

Am Ende...wäre es das Beste so.

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Ziemlich unmotiviert, lief ich Tae hinterher, der bereits den vierten Laden nach Weihnachtsgeschenken durchstöberte. Er hatte mich nach der Arbeit abgeholt, damit ich ihn begleitete, da er meinte meine Meinung zu brauchen. Ich hingegen glaubte, dass es einfach sein Versuch war, mich abzulenken.

Denn natürlich wusste mein bester Freund was vorgefallen war und dass meine Gedanken dennoch rund um die Uhr um den Jüngeren kreisen. Zumindest wusste Tae, dass ich Schluss gemacht hatte. Meine genauen Hintergedanken hatte ich ihm nicht verraten und bis jetzt hatte er auch nicht danach gefragt.

"Was wünschst du dir eigentlich zu Weihnachten, Pupsi? Lange ist es ja nicht mehr hin.", fragte er plötzlich lächelnd, während er einen dieser kitschigen Weihnachtspullis hoch hielt. So als würde er gucken, ob er mir stehen würde.
"Ich will nichts, das weißt du doch.", erwiderte ich jedoch nur und setzte dabei mein so perfektes, falsches Lächeln auf.

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