2. Laenor Velaryon

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»So kommen wir nicht weiter, er versteckt sich in den Höhlen vor unseren Drachen und verbarrikadiert sich vor unseren Bodentruppen«, ein junger Mann, wesentlich jünger als die anderen, welche um den Tisch herumstanden, meldete sich zu Wort: »Was, wenn wir sie herauslocken?«

»Nur ein Narr wurde sich opfern, der Krabbenspeiser wird ihn erschießen lassen, noch bevor er den ersten Fuß auf den Strand setzen konnte.«

»Kein gewöhnlicher Fußsoldat«, wiedersprach Laenor Velaryon, »jemand, der verhandeln kann... oder zumindest den Eindruck macht. Wir müssten sie nur herauslocken.«

»Wir können den König um Hilfe bitten«, der Sprecher hatte seinen Satz kaum beenden können als der Prinz ihn mit einem bösen Blick zum Schweigen brachte. Unter keinen Umständen würde er seine Niederlage eingestehen und seinen Bruder um Hilfe bitten, doch der Sprecher, ein Vetter der Seeschlange, fuhr unbeirrt fort: »Wir haben bereits einen Antrag nach Königsmund gesendet.«

In dem Moment hallte das Getrappel von Hufen über den Boden. »Das müssen die Boten sein, die die Antwort des Königs überbringen. Lasst sie passieren.«

Mit weit ausgreifenden Sprüngen fegte der schwarze Hengst die Anhöhe hinauf. Er verkündete seine Ankunft mit einem durchdringenden Wiehern als er sich auf die Hinterbeine warf und letztendlich schnaubend zum Stehen kam.

Auf seinem ungesattelten Rücken saß ein junges Mädchen. Vielleicht um die zwanzig Jahre alt. Ihr rotbraunes Haar floss in leichten Wellen über ihren Rücken hinab, es war nahezu so lang, um den Rücken ihres Pferdes mit den Spitzen zu erreichen.

Die Männer wollten bereits aufbegehren als sie einen Blick in das Gesicht des jungen Mädchens erhaschten und schwiegen: Große Augen, wunderschön wie ein weißer Saphir, umrahmt von dunklen, geschwungen Wimpern und sinnlichen, volle Lippen.

Niemand wurde widersprechen, wenn jemand sagen würde, sie wäre das schönste Mädchen, welches er je gesehen hat.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als das Pferd sich unter ihr gebärdete wie ein eben eingerittenes Jungpferd. Nicht ein Hauch von Angst lag in ihren schönen Gesichtszügen. Sie wirkte eher amüsiert und das trotz der Tatsache, dass ihr Tier weder einen Sattel noch eine Zäumung trug.

»Es wird nicht nötig sein, den König zu rufen«, fing sie plötzlich an zu sprechen, »ich möchte euch ein Angebot unterbreiten.«

»Aber«, wollte der Sprecher von vorher bereits sagen als Prinz Daemon ihn mit einem abtuenden Handwinken zum Schweigen brachte, »sprich!«

Sie nickte ihm lächelnd zu. »Ich werde euch den Krabbenspeiser bringen, wenn ich mir etwas aus den Schätzen nehmen kann, die in seinen Höhlen verborgen sind.«

»Was wollt ihr?«

»Er hat mir vor Jahren etwas gestohlen, leider war es mir nicht möglich es schneller aufzuspüren... aber dieses Mal bin ich mir sicher, es in diesen Höhlen zu finden.«

»Das ist das Einzige, was ihr als Gegenleistung wollt?« fragte Laenor. Sie nickte. »Was erwartet ihr von uns, um euch zu helfen?«

»Das ist der Punkt an der Geschichte«, verkündete sie mit einem Lächeln, »ich möchte das ihr eure Angriffe heute Nacht einstellt. Ihr könnt mit euren Drachen über die Klippen fliegen, eröffnet das Feuer, wenn ihr Schützen seht, damit er keinen Verdacht schöpft... aber ihr könnt euch auch zurückhalten... es ist mir gleichgültig. Nur der Strand und die Eingänge der unteren Höhlen, dürfen nicht angegriffen werden. Dies ist meine einzige Bedingung, mit allem was ihr danach mit den Trittsteinen macht und den Überlebenden, ist eure Sache. Ich möchte nur unbehelligt mit dem Verschwinden, was mir genommen wurde.«

»Das ist Wahnsinn!«

»Was habt ihr zu verlieren, mein Herr?«, antwortete sie ihm ruhig, »im schlimmsten Fall habt ihr und eure Männer einen Tag Pause und ein dummes Mädchen findet möglicherweise einen grausamen Tod«, sie winkte ab, »oder ihr geht als Sieger hervor. Die Lorbeeren könnt ihr behalten, die Idee des Jungen Velaryon war gut... ich muss in keiner Geschichte erwähnt werden.«

»Wir nehmen dein Angebot an«, erklärte der Prinz zustimmend. Er sah das kleine Schmunzeln, welches ihre Lippen umspielte als schien sie keine Angst zu kennen.

»Das ist schön«, erklärte sie erfreut und wendete ihr Pferd auf ein schier unsichtbares Zeichen, ohne das ihr Sitz auch nur einen Millimeter verrutschte. Mit gewaltigen Sprüngen sprang der Schwarze in den Galopp als sie sich nocheinmal umdrehte und rief: »Tod oder Lebendig?«

Nachdem sie keine Antwort auf die Frage erhielt, hörte er sie nur noch schulterzuckend murmeln: »Tod.«

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt