75. Laena Velaryon / Daemon Targaryen

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Er hörte die Schreie seiner Frau. Hebammen und Heiler, die riefen, sie müsse pressen. Verschwitzt und kraftlos lag seine sonst so starke Frau da.

Sie japste nach Luft, voll von Verzweiflung. Seit Stunden bot sich ihm bereits dieser Anblick. Die Geburt der Zwillinge war damals schon längst vorbei gewesen.

Der Magister entfernte sich von seiner schluchzenden Frau und trat zu Daemon hervor, der am Eingang des Zimmers wartete.

Mit gesenktem Blick fing er an zu sprechen: »Ich bin mit meiner Kunst am Ende. Das Kind will nicht kommen.«

»Mein tapferes Mädchen«, Laenas verzweifeltes atmen im Hintergrund, während die Schmerzen der Geburt sie plagten.

»Es tut mir leid mein Prinz... wir könnten den Mutterleib öffnen und versuchen das Kind zu holen... in dem wir es herausschneiden... aber ich kann nicht mit Gewissheit sagen, ob es das überlebt.«

»Würde die Mutter überleben?«

Er seufzte, ehe er den Kopf schüttelte. »Nein.«

Daemon schüttelte den Kopf. Diese Entscheidung war nicht, welche er treffen wollte. Doch als er seinen Blick wendete, traute er seinen Augen kaum. Laena war fort.

✶ ✶ ✶

Sie wusste vor welche Entscheidung der Magister ihren Mann stellen wollte. Jene Entscheidung, die damals Rhaenyra zu einem Halbwaisen machte. Und sie wollte nicht wissen, für was Daemon sich an Stelle seines Bruders entschieden hatte. Sie wollte auf ihre Weise gehen. Durch jemanden, von dem sie wusste, dass sie geliebt wurde. Jenseits von der Heimat.

Sie hatte sich aus dem Anwesen hinausgeschleppt, hinunter zu der Klippe wo ihr Drache Vhagar ganz in ihrer Nähe ruhte und auf sie wartete.

Als der Drache ihr wimmern vernahm, hob sie ihren Kopf und blickte sie an.

Laena blickte ihren Drachen an. »Vhagar. Dracarys.«

Vhagar grummelte und blickte auf sie hinab. Ein riesiger Drache, überfordert mit dem, was seine Reiterin verlangte.

Von Schmerzen geplagt sackte Laena auf die Knie hinab und blickte ihren Drachen bittend an.

»Dracarys!» schrie sie.

Vhagar wusste, was sie wollte, das sah sie in ihren Augen und den gequälten, leisen rufen diese von sich gab. »Dracarys«, wimmerte sie wieder unter Schmerzen.

Der Drache brummte und schwenkte den Kopf. Ihre Laute hatten etwas Beruhigendes und erfüllten sie mit Glück. Wenn sie sterben würde, dann als Reiterin.

Laena richtete sich auf, so gut es ging und blickte ihren Drachen entschlossen an.

Sie wollte nicht sterben, aber sie war bereit es nach ihren Bedingungen zu tun. Eine Entschlossenheit lag in ihren Augen.

Die beiden blickten sich an und wieder hatte Laena das Gefühl, Vhagar würde direkt in sie hineinschauen und sie konnte durch ihre Augen in ihr inneres Blicken. Sie war dankbar, dass sie diese Verbundenheit hatte spüren dürfen.

»Laena!«, vernahm sie die Stimme Daemons hinter sich. Sie wollte nicht wissen, für was er sich entschieden hat.

Sie blickte ihren Drachen an. Schloss die Augen und sprach die Worte: »Dracarys!«

Ein letztes trauriges grummeln, dann riss Vhagar ihre gewaltigen Kiefer auf und sie spürte die Wärme des Feuers auf sich zukommen.

Es war nur ein Moment.

Dann war es vorbei.

✶ ✶ ✶

Fassungslos blickte Daemon die gewaltige Flamme an, die Laena im Hauch einer Sekunde verzerrte. Er wusste er hatte sie nie so geliebt, wie sie es verdient hätte. Aber sie hatte ihn glücklich gemacht.

Dennoch war etwas in ihm froh, dass sie ihren eigenen Tod gewählt hatte. Und nicht er hatte wählen müssen. 

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt