53. Rhaenyra Targaryen

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Ihr Vater hatte gewusst, womit Selaena ihre Jugend erhielt – weil er die valyrischen Götter kannte. Er selbst hatte ihr damals von ihnen erzählt, so war Syrax zu ihrem Namen gekommen. Denn auch ihr Drache war nach einer alten valyrischen Gottheit benannt.

Oder zumindest hatte er eine Ahnung, deshalb hatte sie sich von ihr fernhalten sollen.

Instinktiv waren ihre Drachen zu ihnen zurückgekehrt und hatten sie in Windeseile zurück nach Königsmund getragen.

Der König thronte hoch oben auf dem eisernen Thron, während sich die Wachen der Königsgarde und der Stadtwache, der kleine Rat sowie Prinzessin Rhaenys unten versammelt hatten als die Prinzessin durch die Türe in den Thronsaal hineinstürmte.

»Prinzessin, wartet!«

Unbeirrt drückte Rhaenyra sich zwischen den Wachen hindurch. Laenor folgte ihr auf dem Fuße. Selaena und Vaelah hatten sie in den Sturmlanden zurückgelassen, sollte ihr Vater sich gegen sie entscheiden – so wollte sie ihrer Freundin zumindest die Chance zur Flucht lassen. Auch wenn sie keinen Zweifel daran hatte, dass Selaena entkommen würde, doch es wurde Tod bedeuten...

»Vater, wir kennen die Wahrheit. Sie hat sie uns erzählt und es gibt nichts zu befürchten. Bitte, lasst uns das friedlich klären.«

»Sie tötet Menschen Rhaenyra.«

»Nein«, widersprach Rhaenyra und trat entschlossen vor ihn, »sie tötet die Monster, welche nicht wie Monster aussehen. Sie tötete den Abschaum!«

»Sie kann hier nicht bleiben!«

»Was also wollt ihr tun, mein König?«, fragte Laenor, mit diplomatischerer Stimme, »wollt ihr wirklich ein Götterkind herausfordern?« An die Männer gewandt: »Wollt ihr wirklich ihren Drachen herausfordern?«

Rhaenys sah stirnrunzelnd zu ihrem Sohn. »Wie hast du sie genannt?«

»Selaena hat uns nie belogen, sie hat nur nicht die ganze Wahrheit gesagt.«

Und Laenor fuhr fort: »Sie hörte auf Blut zu trinken als sie zu uns kam, sie wollte wirklich«, er schmunzelte etwas, »mit uns alt werden.«

»... es war Königsmund, die sie wieder zu einer Jägerin machte und ihr könnt euch sicher sein, diejenigen, die sich nichts zuschulden lassen kommen, werden nur gutes vom Geist von Königsmund erzählen! Durch sie sind die Straßen sicherer geworden und unser Volk liebt uns Vater, es singt Lieder über unsere Häuser wie einst zu Zeiten von Aegon dem Eroberer. Sie hat nichts davon uns oder dem Volk zu helfen, sie verlangt nicht einmal etwas dafür.

Und wenn wir ehrlich sind, so muss sich fast jeder in diesem Raum eingestehen, dass er Blut an den Händen kleben hat.

Wenn ihr sie also zu einem Monster machen wollt, zu was macht es dann euch?«

Angespannt hatte der König den Worten seiner Tochter gelauscht und noch immer war sein Blick finster und unergründlich, während er Rhaenyra betrachtete.

»Du willst also das sie bleibt?«

»Es hat sich nichts geändert, Vater«, sagte Rhaenyra, »sie ist noch immer das gleiche Mädchen, nur das wir nun wissen, woher sie kommt. Doch ihre Vergangenheit definiert sie nicht und sagt nichts darüber aus, wer sie in der Zukunft sein wird.«

Rhaenys hatte den Schlagabtausch zwischen Vater und Tochter mit einem Schmunzeln verfolgt. Die Kronprinzessin trat vor, um Selaena in Schutz zu nehmen, dabei hatte selbst Rhaenys einen Augenblick an ihr gezweifelt.

Doch Rhaenyra hatte Recht eigentlich war Selaena noch immer die gleiche wie zuvor und dass sie töten konnte, sollte sie nicht überraschen – hatte sie doch den Tod über die Trittsteine gebracht, aber auch den Frieden. Wenn er auch etwas ins Wanken gekommen war.

Schließlich stand der König auf und ging die Stufen hinab auf seine Tochter zu, die ihm entschieden entgegensah. Er blieb auf den Stufen vor ihr stehen so das er etwas auf sie hinabsehen konnte, sein Blick noch immer unergründlich ernst – bis ein lächeln erschien und er Rhaenyra die Hände auf die Schultern legte.

»Gesprochen wie eine wahre Königin«, bemerkte er mit einem Hauch von stolz, »wo also ist sie nun?«

Rhaenyra musterte ihren Vater argwöhnisch. Würde er sie in Sicherheit wiegen, um zu erfahren wo Selaena ist? Aber was wollte er tun? Sie herausfordern?
Vaelah allein konnte ganz Königsmund in Schutt und Asche legen und weder Rhaenyra noch Laenor wurden ihre Drachen gegen sie wenden. Laena sicher nicht und Vhagar wäre die einzige, mit dem Hauch einer Chance.

Ihr Blick ging zu Rhaenys, wurde sie Meleys gegen Selaena verwenden? Würde sie dieses Risiko eingehen?
Meleys war alt und groß, doch nichts im Vergleich zu den Ausmaßen Vaelahs.

Die nächste Frage war, ob man Drachen überhaupt gegen sie verwenden konnte – war doch selbst Meleys und Caraxes ganz angetan von ihr.

Doch da trat Rhaenys an die Seite ihres Sohnes und somit war klar, dass sich auch Prinzessin Rhaenys nicht von Selaenas Seite abwenden würde.

»Ich denke, wir haben einiges mit ihr zu besprechen«, entschied Rhaenys mit einem Blick zum König und Viserys nickte, »ich lasse ein Abendessen vorbereiten und erwarte euer aller Anwesenheit.«

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt