12. Sela

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Es sollte der glücklichste Tag meines Lebens werden, stattdessen hatte ich alles verloren, was mir wichtig war.  Nicht nur das, es war der Tag an dem mein Leben endete, auch wenn meine leibliche Mutter alles getan hatte um mich zu retten.

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»Selbst  dort wo ich herkomme, waren sie in diesem Punkt nicht so altertümlich eingestellt«, bemerkte Sela nachdenklich und Laena lauschte aufmerksam, ohne sie zu unterbrechen, denn ansonsten sprach sie nie darüber, wie es früher war, »wenn wir auch längst kein Vorzeigevolk waren, so waren zumindest Männer und Frauen gleichgestellt. Niemand wäre auf die Idee gekommen, den Anspruch einer Frau zu hinterfragen... wenn sie Drachen reiten und kämpfen konnte, warum sollte sie den Männern dann in politischen Dingen nicht ebenbürtig sein.«

»Ist etwas wahres dran«, stimmte Laena zu und sah sie vorsichtig an, »erzählst du mir deine Geschichte?«

Ein Schmunzeln erschien auf Selas Gesicht als sie entgegnete: »Ich hatte gehofft, du hättest es vergessen.«

»Niemals!«

»Ich war verlobt«, als Laena sämtlich Gesichtszüge entglitten, musste Sela lachen, »und ich hatte sogar das Glück, jemanden heiraten zu dürfen, den ich wirklich geliebt habe.«

Laena lächelte über den verträumten Blick ihrer Freundin, auch wenn es nur wenige Worte wahren, so lag doch so viel Liebe in ihnen – und bisher hatte sie sich ernsthaft gefragt, ob Sela überhaupt auf diese Art und Weiße lieben konnte. Sämtliche Verehrer schien sie einfach nicht zu sehen und versteckte sich lieber hinter Laenor.

Sie hatten auf dem Fest des Sieges so viel zusammen gelacht und getuschelt, dass sogar schon das Gerücht in Umlauf geraten war, dass Laenor sich endlich zu einem Mädchen bekannt hatte. Natürlich war das Unsinn: Sie profitierten lediglich beide von ihrer Freundschaft. Die aufdringlichen Lords und Ritter hielten sich von Sela fern, da niemand es wagen wurde, dem Sohn von Corlys Velaryon, das Mädchen abzuwerben - während es Laenor zu gute kam, dass die Gerüchte über seine Vorlieben leiser wurden.

»Unsere Eltern wollten unsere Hochzeit nicht, weil wir aus unterschiedlichen Häusern kamen und bei uns war es damals üblich gewesen, innerhalb der Familie zu heiraten – um keine Fremden im Haus zu haben und die Blutlinie nicht zu vermischen«, Sela verdrehte demonstrativ die Augen, um zu zeigen, was sie davon hielt, »in dem Punkt seid ihr uns voraus, um Allianzen zu schmieden, wird die Ehe bei euch als ein Bündnis zwischen den Häusern gesehen.

Als meine Eltern mir verkündeten, dass sie mich mit meinem Vetter vermählen wollten und auch seine Eltern, Pläne hatten, wussten wir, dass es an der Zeit war zu unserer Beziehung zu stehen – denn natürlich hatte ich mich nicht in irgendjemanden verlieben müssen, sondern in den Sohn des Hauses Aerenor mit dem mein Haus schon lange um die Vorherrschaft kämpfte«, sie grinste etwas, »da wären wir wieder bei dem Thema, dass das verbotene, immer die größte Verlockung ist.«

Laena lachte. »Was ist dann passiert?«, fragte sie aufgeregt.

»Wir schafften es unsere Eltern davon zu überzeugen, dass unsere Heirat für beide Familien von Vorteil wären und ein großes Fest wurde in ganz Valyria ausgerufen. Ich war neunzehn, Rhaelor, einundzwanzig Jahre alt als wir vor den Göttern unsere Liebe erklärten«, ein lächeln huschte über ihr Gesicht, doch es erlosch mit dem nächsten Satz: »genauso alt waren wir auch als wir gestorben sind.«

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt