Selaena griff gerade nach der Klinke ihrer Türe als sie eine leise Stimme vernahm: »Mylady.«
Sie wandte sich ihr entgegen und entdeckte ein junges Dienstmädchen, kaum älter als zehn. Aufmunternd lächelte sie das Mädchen an als sie ihren gehetzten Blick bemerkte als sei sie vor etwas auf der Flucht.
»Geht nicht in euer Zimmer, Mylady.«
Verwundert runzelte sie die Stirn. »Warum nicht?«
»Ich sah wie... ähm...«, das Mädchen druckste herum, ihr Blick fiel über die Schulter als überlege sie doch zu flüchten, als Selaena einen Schritt auf sie zumachten und vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter legte. »Ist schon gut, du brauchst mich nicht zu fürchten... sprich.«
»Ich fürchte nicht euch, Mylady«, entgegnete das Dienstmädchen.
»Wenn dann?«
»Den Prinzen«, ihre Stimme wurde dabei noch leiser, »ich sah ihn in eure Gemächer gehen, nur in einem Morgenmantel gekleidet.«
Überrascht zog Sela die Augenbraue hoch und musterte die geschlossene Türe ihres Zimmers. »Ist das so. Interessant.«
»Die anderen Mädchen fürchten Prinz Aegon. Sie sagten mir, ich solle nie mit ihm allein sein... er tue...«
Sela legte ihre beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Danke das du mich vorgewarnt hast...« Ein aufmunterndes lächeln huschte über ihre Lippen. »Aegon wird schon sehen, was er davon hat.«
»Bitte sagt niemandem, dass ihr es von mir wisst... niemand darf davon wissen.«
»Keine Sorge... ich werde es wohl selbst sehen.«
Das Mädchen nickte und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Knicks, ehe sie in den Fluren des roten Bergfrieds verschwand.
Na warte du kleiner...
Selaena öffnete die Türe zu ihrem Zimmer und ließ ihren Blick flüchtig durch das dämmrige Zimmer schweifen, Kerzenlicht flackerte über die Wände und verteilte den Geruch von Rosen in der Luft. Mit einem dunklen Ton fiel die Türe hinter ihr ins Schloss.
Beiläufig löste sie die Broschen, die ihr Haar an Ort und Stelle gehalten hatten, während sie in Richtung ihres Schlafzimmers ging.
Sie hatte erwartet Aegon dort anzutreffen, doch zu ihrer Verwunderung war er nicht hier. Nachdenklich runzelte sie die Stirn als sie Schritte hinter sich hörte. Der Mistkerl hatte wohl im Schatten der Kerzen gelauert.
Doch sie ließ ihm seinen Triumph. Vorrübergehend.
Aegon drängte sie in Richtung des Bettes, wo sie erst bäuchlings darauf fiel. Ehe er sie zu sich umdrehte.
»Ich will das ihr mich anseht, Mylady.« Seine Augen wirkten hungrig und doch war es lächerlich. Aegon mit seinen gerade einmal sechzehn Jahren, der auf sie herunterblickte und der Meinung war, sie würde sich ihm hingeben.
Er hielt inne als sie ihm direkt in die Augen blickte. An seinem Griff merkte sie, das es zumindest geübt war – denn er hielt ihre Hände griffsicher neben ihrem Kopf aufs Bett gepinnt.
»Aegon, ich sage es genau einmal: RUNTER VON MIR!«
Er runzelte irritiert die Stirn, ehe ein grinsen auf seinen Lippen erschien und er sie betrachtet. Sie spürte seine Mitte an ihren Beinen, selbst durch den Rock ihres Kleides. »Du bist so schön«, hauchte er und wollte sich hinunter neigen, um sie zu küssen.
Aegon trug tatsächlich nur einen Morgenmantel, der nur locker um seine Hüften gebunden war. Sie konnte alles sehen. Und bei einem Jungen seines alters war das wahrlich nicht viel. Doch er hatte Kraft, das musste sie ihm lassen.
»Ich habe nein gesagt!«, zischte sie zornig und schneller als der Prinz schauen konnte, stand er mit dem Rücken an die Wand gepinnt. Ihre Hand um seine Kehle.
»Ich bin der Prinz, wie kannst du es vagen! Du solltest froh sein...«
Ihr Griff wurde stärker und seine Stimme brach ab, während er versuchte ihrem Griff zu entkommen.
»Ich sollte froh sein?« Ihre Stimme klang nicht verletzt oder ängstlich. Sie klang kalt und das machte Aegon beinahe noch mehr Angst. »Hast du das auch zu den anderen Mädchen gesagt? Das sie froh sein dürfen mit dem Prinzen geschlafen zu haben?!«
Aegon wollte den Mund öffnen, doch ihre eiskalten Augen ließen ihn diesen sofort wieder schließen. »Du weißt gar nichts davon, wie diese Mädchen sich gefühlt haben. Wie sie sich fühlten, weil du ihr nein ignoriert und dir einfach genommen hast, was du wolltest. Und danach konnten sie nicht einmal von jemandem Hilfe erwarten... weil du der Prinz bist.«
Ihre Mundwinkel verzogen sich zu dem Ansatz eines Lächelns. »Was sie wohl sagen, wenn ich nun schreie?« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Der junge Prinz, der sich halbnackt in meine Gemächer geschlichen und mir aufgelauert hat.«
Aegons Blick wurde starr. »Das würdest du nicht tun, Mutter...«
Selaena beobachtete ihn aufmerksam. »Sie weiß es nicht wahr... sie besticht die Mädchen, damit sie Ruhe geben.«Er musste nichts sagen, sie sah es ihm an und das erklärte auch das Schweigen der Bediensteten. Sie hatte geraten, aber kaum einer hätte ein größeres Interesse daran, die Ausschweifungen des Prinzen zu verstecken als seine Mutter.
Sie ließ ihn los und schaute ihn finster an. »Verschwinde und wenn du das noch einmal machen solltest, wird es dein kleinstes Problem sein, das ich es deiner Mutter verraten könnte.«
»Droht ihr mir etwa?«
»Ich stelle fest«, antworte Sela nüchtern.
»Aber ihr sagt es nicht meiner Mutter?«
»Nein, das werde ich nicht.« Denn was dem Prinzen nicht klar war: Wissen war Macht und man konnte nie wissen, wann einem dies zu Gute kommen kann.
Mit eingezogenem Schwanz zog Aegon davon, diese Nacht hatte er sich anders vorgestellt.
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Aus Asche zu Feuer
FanfictionWas wenn keine Naturkatastrophe für den Untergang Valyrias verantwortlich war? Sondern dadurch ein Wesen geschaffen wurde, mächtig genug, um den Tanz der Drachen zu verhindern... Die Geschichte basiert auf den Geschichten von George R.R. Martin und...