25. Alicent Hohenturm

385 33 3
                                    




Nach Wochen der Abwesenheit kehrten ihr Gemahl und die Prinzessin nach Hause zurück. Erfolgreich wie sie bereits wusste: Ein Rabe hatte die Verlobung der Prinzessin mit Ser Laenor verkündet und die Hochzeitsplanung war bereits in vollem Gange.

Der König wünschte ein großes Fest. Sieben Tage sollte es gehen.

Sie sah von oben herab als die Kutsche des Königs eintraf, schwer hustend kam Viserys hervor und konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten. Die Worte ihres Vaters kamen ihr in den Sinn: Der König wurde nicht lange leben.

Ihr Blick fiel auf Prinzessin Rhaenyra, die gefolgt von Ser Kriston ins Schloss zurückkehrte – in diesem Moment fasste die Königin einen Entschluss.

Ser Kriston war Tag und Nacht an der Seite der Prinzessin, wenn jemand wusste, ob an den Worten von Lord Larys etwas Wahres war... dann er.

»Lasst Ser Kriston ausrichten, dass ich ihn auf meinen Gemächern erwarte!«

»Sehr wohl, meine Königin!«

Mit gesenktem Kopf betrat der Ritter ihre Gemächer, während ihre beiden Zofen mit ihrem Sohn Aegon das Zimmer verließen und die Türe hinter sich schlossen.

»Ich muss euch zu einer heiklen Angelegenheit befragen«, fing sie unsicher an und wanderte zu einer Sänfte.

»Ich stehe euch wie immer zu Diensten, meine Königin«, versicherte Ser Kriston ihr.

Die Königin ließ sich auf der Sänfte nieder als sie fortfuhrt: »Es betrifft die Prinzessin Rhaenyra. Bitte«, sie deutete auf den Platz neben sich.

Unschlüssig sah der Ritter sie an als er widerstrebend näher kam. Alicent sah ihn an, rückte noch etwas zur Seite, ehe sie auffordernd auf den freien Platz neben sich klopfte.

Schweren Schrittes setzte der Ritter sich schließlich in Bewegung, zog sein Schwert aus dem Holster und stellte es neben sich ab, um sich setzen zu können.

»Ihr seid ihr Leibwächter und ihr loyal ergeben«, begann sie, versucht ihre innere Unruhe zu überspielen. Sie hoffte immer noch darauf, dass sie nicht von ihr belogen wurde und Ser Kriston ihr diese Angst nehmen konnte.

»Ja«, war seine schlichte Antwort.

»In der Nacht von Daemons Rückkehr, kam es einem Gerücht nach... oder eher«, unruhig erhob sie sich wieder, während sie weitersprach, »meinem Vater wurde zugetragen, dass es zu gewissen«, sie suchte nach den richtigen Worten, »moralischen Verfehlungen gekommen sei. Jedenfalls, mutmaßlich. Zwischen«, sie stockte wieder, »es viele mir nie ein, an der Tugendhaftigkeit der Prinzessin, die ich sehr schätze, zu zweifeln... aber dennoch, habe ich mich gefragt, ob... ich weiß sehr wohl, dass man im jugendlichen Leichtsinn, schonmal einen Fehler begeht, was die Willenskraft angeht. Übertretungen, oder...«

»Es ist geschehen, euer Gnaden.«

Angespannt verharrte die Königin, auch wenn sie die Worte vernommen hatte, dauerte es einen Moment, bis ihr Verstand akzeptierte, was sie gehört hat.

»Die Sünde auf die ihr anspielt«, fuhr der Ritter fort als sie sich wieder zu ihm umdrehte, »ich habe sie begannen. Auf ihr Betreiben hin, dass ist wahr... aber das ist keine Entschuldigung!« Ser Kriston stand auf und sah sie an, Schuld lag in seinem Blick und sie wusste, dass er die Wahrheit sprach. »Ich habe mein Gelübde gebrochen und Schande über mich gebracht. Ich verdiene keine Schonung. Aber falls ihr, als gnädige Königin, dazu neigt, Milde walten zu lassen... so hätte ich nur eine Bitte... statt mich kastrieren und foltern zu lassen, zeigt erbarmen und verurteilt mich zum Tode.«

Sie musste sich abwenden, Tränen brannten in ihren Augen. Nicht nur, dass Rhaenyra sie über ihre Jungfräulichkeit belogen hatte – nein, sie hatte sie an niemand anderen verloren als an ihren geschworenen Schild.

Ser Kriston.

Einem Ritter, von dem ihre Kindheitsfreundin wusste, dass sie in ihn verliebt war. Vor ihrer Hochzeit, noch damals als sie zusammen im Götterhain saßen und Freundinnen waren.

Alicent blinzelte die Tränen fort als sie tapfer sagte: »Danke für eure Ehrlichkeit, Ser Kriston. Ihr dürft gehen.«

Ein Hauch von Überraschung, ein Hauch von Unglauben schwang in seinem Gesicht mit als er sein Schwert vergriff und schnell ihre Gemächer verließ als die Tür hinter sich ins Schloss fiel, wusste sie, dass ihr Vater recht gehabt hatte.

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt