Das Abendessen lag mittlerweile schon ein paar Wochen zurück, Selaena hatte auch König Viserys und Prinzessin Rhaenys den Rest ihrer Geschichte erzählt – selbst Laena war deswegen extra noch von Hochfluth zurück nach Königsmund gekommen.Laena war im ersten Moment zwar erstaunt gewesen, doch sie hatte das Gefühl, das sie zu keinem Zeitpunkt schockiert gewesen war– wie Laenor als er zum ersten Mal davon gehört hatte. Beinahe war Rhaenyra schon eifersüchtig auf dieses Band zwischen den beiden gewesen, das so eng war, wie Rhaenyra es sich nur zwischen Geschwistern vorstellen konnte. Sie selbst kannte es nicht, ihre Beziehung zu ihren Halbgeschwistern war nicht das beste.
Der König entschied letztendlich das Selaena für ihre vergangen Taten nichts konnte und sie auch nur eine Schachfigur war, im Spiel der Götter und wenn eine Göttin sie nach Westeros schickte – so war es sicher ihr Schicksal.
Er verfügte jedoch auch darüber, dass sie kein Kind der Velaryons werden würde – sondern ihren Familiennamen wieder annehmen sollte. Einst verschollen, doch aus der Versenkung zurückgekehrt verkündete man sie als Ahnin des alten Valyrias, so wie auch das Haus Targaryen und Velaryon.
Außerdem verfügte er, dass das, was im Thronsaal gesprochen worden war, nicht nach außen getragen werden sollte.
Doch die Vögelchen waren schneller und so streuten sie Geschichten über eine Prinzessin aus dem alten Valyrias, die Erbin, ein Götterkind.
Es waren schöne Geschichten und düsterte Geschichten, zu einem schönen Mädchen – sie gaben Selaena sowohl etwas rätselhaftes und mystisches als auch etwas unheilvolles.
Mit einem Lächeln blickte Nyra neben sich wo Sela auf Vaelah neben Syrax her tobte. Der Wind peitschte ihnen durch die Haare und Rhaenyra wusste dass es ihr egal was, was die Leute sagten – sie wusste welche der Geschichten der Wahrheit entsprachen und das war alles worauf es ankam.
✶ ✶ ✶
Der Zufall brachte sie bei ihrem heutigen Ritt zurück an jenen Platz, waren sie doch eher ziellos herumgeflogen.
»Hey, kennst du diesen Ort noch?«, rief Selaena grinsend und sah hinab. Unter ihnen befanden sich grüne Wiesen, mit vereinzelten dunkelgrünen Wäldchen und einem schwarzgrünen Fluss, der sich durch die Sturmlande schlängelte flankiert von den roten Bergen. Über diese hinaus man von hier oben in das Land der Reiche der Weite und der Dornischen blicken konnte.
Rhaenyra lachte. »Na los, lass uns eine Pause machen!« Hier an diesem Ort hatte Selaena ihnen vor wenigen Wochen noch von der Göttin Hekate berichtet und hier hatte sich entschieden, dass Rhaenyra ihr weiterhin beistehen würde und zusammen hatten sie es geschafft.
Gemeinsam ließen sich Syrax und Vaelah auf den Wiesen nieder, wo sie sich zu einem Nickerchen in der warmen Nachmittagssonne niederließen – während die beiden Mädchen etwas weiter von ihnen entfernt die Füße im kühlen Fluss baumeln ließen.
»Wie war es alt zu sein?«, fragte Nyra aus dem Nichts.
Belustigt sah Sela sie an. »Wie lange hast du dich das schon gefragt.«
Sie zuckte belanglos die Schultern. »Eine Weile... aber was mich noch mehr interessiert, wie ist es plötzlich wieder jung zu sein?«
Sela lachte. »Das altern ist nicht schlimm, es passiert schmerzlos.. naja, wenn man über die altersbedingten Schmerzen hinwegsieht und glaub mir, da tut einem wirklich alles weh!«
Jetzt schmunzelte Nyra. »Und das jung werden?«
»Es ist nicht so, dass man einen Tropfen... hmmh... Blut zu sich nimmt und auf magische Weiße hundert Jahre jünger wird. Es ist ein schleichender Prozess, man spürte alle Schmerzen, die man über die Jahre hinweg nur leicht wahrgenommen hat auf einmal hundertmal stärker... als würde das Alter sich dagegen wehren, die Jugend zurück zu lassen... vielleicht weil es nicht menschlich ist«, bemerkte sie schmunzelnd.
»Wie alt warst du am Ende?«
»Ich weiß es nicht genau Nyra«, antwortete sie schulterzuckend, »ich habe keine Jahre mehr gezählt... aber ich denke irgendetwas zwischen achtzig und hundert Jahren.«
»Du warst wirklich uralt.«
»Es dauerte Monate bis ich meine Jugend wieder hatte... und es forderte noch mehr Tote.«
»Aber warum bist du überhaupt älter geworden? Und nicht einfach jung geblieben?«
Sela blickte auf die dösende Vaelah zurück, wie auf ein geheimes Signal hin hob diese den Kopf und blickte sie aus ihren goldenen Augen an. Das Sonnenlicht brach sich in dem dunkelblau ihrer Schuppen und ließ das Gold in ihren Hörnern und Schwingen erstrahlen.
Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. »Vaelah ist alles was ich hatte und im Gegensatz zu mir...«
»...wird sie älter«, stellte Nyra bedrückt fest und sah sie plötzlich mit anderen Augen.
»Drachen werden alt und ich würde immer alles tun um sie zu beschützen... dennoch weiß ich, dass sie mich irgendwann allein lassen wird. Ich dachte«, sie seufzte etwas, »wir könnten zusammen alt werden und ich weiß, ich werde älter als normale Menschen, aber ich dachte, vielleicht können wir auch zusammen sterben. Doch Hekate wurde mich nicht gehen lassen, ich kann altern wie ein Sterblicher, aber es gibt Dinge, die sind ihnen vorbehalten.«
Nyra runzelte fragend die Stirn und Sela lächelte. »Zum einen wäre es der Tod, zum anderen die Fähigkeit Leben zu schenken.«
»Sind beides Dinge, auf die ich verzichten könnte.«
»Du denkst anderes darüber, wenn man immer allein war.«
»Jetzt hast du ja uns.«
»Menschen sterben, Nyra.«
»Danke, sehr aufbauend«, stellte sie etwas entrüstet fest.
»Schneller als Drachen.«
»Schon gut!« Sie boxte ihr in die Seiten. »Ich habe verstanden! Das andere finde ich trotzdem vorteilhaft.«
Sela überlegte einen Moment dann nickte sie. »Ist nichts was ich vermisse«, stimmte sie schließlich zu, »Kinder gehörten nie zu meiner Prioritäten, selbst als sie noch eine Option waren.«
»Ich möchte keine Kinder.«
Neugierig betrachtete Sela sie. »Warum nicht?«
»Nach meiner Hochzeit mit Laenor erwartet jeder von mir, dass ich schwanger werde... das ich einen Erben zu Welt bringe«, sie seufzte, »weißt du, manchmal bin ich froh darüber, dass es einfach nicht klappen will... es nervt dass jeder denkt es sei unsere Pflicht und unserer einziger Nutzen Kinder zu kriegen – sind wir nur dazu da um zu gebären? Ich habe meine Mutter verloren, weil mein Vater und alle anderen verdammten Narren der Meinung waren, es brauche einen Thronfolger.
Ich habe ihre Schreie gehört und ihre Tränen gesehen, wenn sie wieder ein Kind verloren hat und am Ende habe ich sie verloren.« Rhaenyra schüttelte den Kopf. »So will ich nicht werden.«
»Leider funktioniert so unsere Welt... das was Menschen aufbauen, hinterlassen sie ihren Erben... ohne einen Erben...«
»Geht verloren, was wir aufgebaut haben.«
DU LIEST GERADE
Aus Asche zu Feuer
FanfictionWas wenn keine Naturkatastrophe für den Untergang Valyrias verantwortlich war? Sondern dadurch ein Wesen geschaffen wurde, mächtig genug, um den Tanz der Drachen zu verhindern... Die Geschichte basiert auf den Geschichten von George R.R. Martin und...