51. Rhaenys Targaryen

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Als der Brief des Königs Hochfluth erreicht hatte, waren die Prinzessin und Meleys sofort in Richtung Königsmund aufgebrochen. Ihr Gemahl war zur See gefahren und wurde erst in mehreren Wochen wieder Zuhause erwartet, doch ihr Drache und sie waren ohnehin schneller als Lord Corlys mit einem seiner Schiffe.

Eilig hatte sie Meleys in der Drachengrube zurückgelassen, wo ihr mittgeteilt wurde das der König sie bereits in der Thronhalle erwartete.

Auf ihrem Weg dorthin lief ihr Laenor in die Arme, der seine Mutter überrascht betrachtete. »Mutter, was tust du denn hier?«

»Er weiß es«, sagte sie kurz angebunden, »geh zu deiner Schwester!«

Laenor runzelte die Stirn, war seine Schwester doch vor Wochen nach Hause zurückbeordert worden.

Er weiß es.

Er machte auf dem Absatz kehrt, um nach Selaena zu suchen.

Die Prinzessin stand vor den großen Türen, welche in die riesige Halle führte, wo der eiserne Thron seinen Platz hatte. Sie atmete einmal tief durch als die Wachen ihr eintreffen verkündeten und die Türen vor ihr öffneten.

Sie setzte ein Lächeln auf und ging strahlend auf König Viserys zu.

»Vetter«, begrüßte sie ihn als sie den Thronsaal betrat, »ich bin sofort gekommen als ich deine Einladung erhalten habe.«

Mit undurchschaubarem Blick blickte der König vom Thron auf sie hinab.

»Ihr wusstet, wer sie war?«

Die Prinzessin nickte. »Selaena erzählte uns von ihrer Geschichte.«

»Was ist sie Rhaenys? Wie kannst du jemanden in deine Familie aufnehmen, der eine so unerklärliche Vergangenheit hat? Wie konntest du ihr trauen? Wie konntest du sie nach Königsmund bringen?«

Rhaenys betrachtete den König einen Augenblick, ehe sie vorsichtig sagte: »Warum habt ihr, Selaena eure Tochter anvertraut? Warum fand die Prinzessin in ihr eine Vertraute?«

Der König runzelte die Stirn als er etwas erwidern wollte, doch Rhaenys winkte ab als sie fortfuhr: »Weil Selaena etwas auszeichnet, was hier nur die wenigsten besitzen: Herzensgüte. Sie hat kein Bestreben nach Macht und ist keinem hier gefährlich.«

»Das Blut einer ganzen Zivilisation klebt an ihren Händen!«

»Es war nicht sie, die diese Menschenleben gefordert hat – es war ihre Mutter und eine Göttin, die sich für diesen Weg entschieden haben. Valyria war schön von außen und verdorben im Kern. Sie wollten Götter sein bis die Götter ihnen zeigten, was wahre Macht bedeutet.«

Der König musterte sie. »Sie hat euch nicht alles erzählt. Hekate ist die valyrische Göttin der Magie und war eine der obersten Gottheiten der valyrischen Zivilisation, doch man rief sie auch an, um Tote zu beschwören. Ein Preis, der in Blut bezahlt werden musste.«

»Was wollt ihr damit sagen?«

»Die Göttin machte Selaena Belaeres, zur Erbin des alten Valyrias, zu ihrer Tochter, die auf Erden wandeln kann. Doch auch dieses Geschenk, hat seinen Preis: Und Göttern wird die Schuld stets in Blut bezahlt.«

Es gefiel Rhaenys nicht, dass der König etwas zu wissen schien, was ihr nicht bewusst war. Hatte Selaena sie belogen? War sie doch nicht so unschuldig und gut, wie sie gedacht hatte?

»Sie ist seit mehr als hundert Jahren jung geblieben und genau dafür bezahlt sie. Die Geschichten, der Dämonen im alten Valyria sind nicht erfunden, es gibt sie und der schönste von ihnen befindet sich direkt unter uns.

Sie trinkt Menschenblut, um jung zu bleiben.«

Rhaenys ärgerte sich, nicht weil Selaena augenscheinlich Menschen opferte, sondern weil sie ihnen nicht davon erzählt hatte – hätte sie ihr die ganze Wahrheit erzählt, würde sie jetzt nicht hier stehen und nicht wissen was sie sagen sollte. Sie hätte sie in Schutz nehmen können.

Aber was wenn sie es ihr absichtlich verschwiegen hatte? Was wenn der König recht hatte und Selaena unschuldig aussah, in Wahrheit jedoch tief in ihr verboren ein Monster schlummerte?

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt